Preisgünstige (Marken)Ware statt Rabattschlachten

Auch Lieferanten in der Pflicht

KÖLN - Auch in diesem Frühjahr/Sommer kam es im Textileinzelhandel - trotz zum Teil anderer Beteuerungen im Vorfeld - wieder zu frühzeitigen und umfangreichen Preis- und Rabattaktionen. Kaum eine breit distribuierte Marke war hiervon nicht betroffen oder konnte sich davon abkoppeln. Die Folge waren Umsatz-, Rendite- und Imageverluste der - meist preistreu gebliebenen - mittelständischen Modefachgeschäfte.

Nach Ansicht des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels e.V. (BTE) sind solche breiten Reduzierungen der falsche Weg und schädlich für die gesamte Textilbranche. Denn damit wird - vor allem im Markenbereich - der Markt massiv gestört, die Mode vor ihrem zeitlichen Zenit unnötig entwertet und der Kunde noch stärker zum Schnäppchenjäger erzogen. So kommt ein kaum noch zu stoppender Teufelskreis in Gang, der das gesamte Preis- und Qualitätsniveau sowie die Renditen der Branche unweigerlich nach unten zieht. Hinzu kommt: Selbst bei den beteiligten Handelsunternehmen scheinen sich die frühen und umfangreichen Preisaktionen negativ auf die Rendite ausgewirkt zu haben. Es ist zumindest nicht bekannt, dass die preisaggressiven Unternehmen ihre Erträge dadurch steigern konnten.

Es geht übrigens sehr wohl auch anders: Offensichtlich erfolgreich waren nämlich zuletzt solche Textilhändler, die statt auf Reduzierungen und Rabatte konsequent auf ein allgemein niedrigeres Preisniveau gesetzt haben. Die bekanntesten Beispiele dafür sind C&A, Zara und H&M. Größere Preisaktionen gibt es dort erst zum Saisonende, zum Teil sogar erst im Schlussverkauf.

Das Problem: Aufgrund ihrer geringeren Betriebsgröße bzw. ihrer anderen konzeptionellen Ausrichtung können mittelständische Modehäuser die vertikal arbeitenden Filialisten sicherlich nicht kopieren. Doch zumindest punktuell wäre ein vergleichbares Vorgehen eine interessante Alternative oder Ergänzung zum üblichen Reduzierungs- und Rabattverhalten. So gibt es z.B. schon eine Reihe bedeutender Textilhändler, die von ihren (Marken)Lieferanten vor allem für die zweite Saisonhälfte mehr attraktive Ware zu günstigen Preisen fordern. Hier sind die Hersteller in der Pflicht, im eigenen Interesse ein entsprechendes Angebot für den Handel zu schaffen. Auch die Einkaufsverbände haben zum Teil schon entsprechende Eigenmarken-Konzepte erarbeitet. Der Zeitpunkt dafür scheint durchaus günstig. Schließlich dürfte der starke Euro bzw. der schwache Dollar den Einkauf vor allem in Ostasien verbilligt haben. Dieser Einkaufsvorteil darf von den Lieferanten nicht in die eigene Tasche gesteckt werden, sondern muss über entsprechend niedrigere Industrieabgabepreise weitgehend an den Endverbraucher weitergegeben werden können, damit der mittelständische Fachhandel seinen Marktanteil halten kann. Andernfalls läuft er Gefahr, sich aus dem Markt heraus zu kalkulieren.

Der BTE empfiehlt dem Textileinzelhandel, bei der nächsten Orderrunde auch gezielt nach attraktiver und preisgünstigerer Ware vor allem für die zweite Saisonhälfte zu suchen und solche Programme von seinen Stammlieferanten zu fordern, soweit sie noch keine anbieten.
aus Haustex 08/03 (Handel)