Wäsche- und Bettenhaus vor dem Esche

"Ganz unbekannt sind wir wohl nicht"

MÜNSTER - Wer in der westfälischen Universitäts- und Domstadt Bettwaren, Bett-, Frottier-, Küchen- und vor allem Tischwäsche in Markenqualität sucht, der sollte bei seinem Stadtbummel durch die City im Fachgeschäft vor dem Esche vorbeischauen, das mitten in der Fußgängerzone an der Ludgeristraße liegt.

Momentan ist dies ein Standort auf Zeit, denn gleich nebenan entsteht mit den Münster Arkaden ein imposantes Einkaufszentrum, dessen Fertigstellung 2006 oder 2007 erwartet wird. Der bereits auf großen Tafeln am Bauzaun in seinen Grundzügen dargestellte Gebäudekomplex mutet futuristisch an und soll nach den Vorstellungen von Stadt und Investoren eine attraktive Heimat für gute Einzelhandelsgeschäfte werden. Folgerichtig liebäugeln Anneliese vor dem Esche und Karl-Heinz Nave - vor dem Esche mit einem Umzug "ein Haus weiter", zumal ihr jetziges Domizil, ein ehemaliges Geschäfts- und Verwaltungsgebäude der Stadtsparkasse, der Abrissbirne zum Opfer fallen wird.

Ein bisschen Wehmut kommt da schon auf, da die 1922 in Münster gegründete Firma vor dem Esche die jetzigen Räumlichkeiten seit 1951 angemietet hat. Allerdings haben die Eheleute vor dem Esche zwei sehr gute Gründe für die geplante Geschäftsverlagerung in die unmittelbare Nachbarschaft. Zum einen sieht es momentan so aus, dass die Kinder Ingrid und Wolfgang, die beide schon in der Textilbranche tätig sind, das elterliche Fachgeschäft weiterführen werden; und andererseits könnte eine mögliche Ausdehnung der Verkaufsfläche von derzeit rund 150 qm auf noch nicht spruchreife X qm auf lange Sicht auch nicht schaden.

Das meint jedenfalls Karl-Heinz Nave - vor dem Esche, der sich beim Besuch des HAUSTEX-Redakteurs als Meister des Understatements präsentiert. "Ganz unbekannt sind wir in Münster und Umgebung wohl nicht", sagt der erfahrene Geschäftsmann, irgendwie ignorierend, dass ständig Kundinnen aller Altersgruppen das Geschäft betreten. Als Beobachter gewinnt man schnell den Eindruck, dass die vorwiegend weibliche Kundschaft im Haus vor dem Esche etliche ausgefallene Dinge nachfragt, die woanders nicht (mehr) zu bekommen sind. Ein Eindruck, den der Chef vor allem mit Blick auf das umfassende Sortiment an Markentischwäsche bestätigt, dessen Bandbreite von edlem Damast und Leinen über Spitzendecken bis hin zu abwaschbarer Rollenware reicht.

Tischwäsche-Sondergrößen eine Spezialität

Dabei zählt die große Auswahl an Sondergrößen zu den ausgewiesenen Stärken. "Gerade zur Adventszeit, wenn der bekannte Weihnachtsmarkt in Münster läuft, kommen viele Besucher aus dem Umland oder dem Ruhrgebiet zu uns in den Laden, um sich nach Tischwäsche-Spezialitäten zu erkundigen", berichtet Karl-Heinz Nave - vor dem Esche. An eine Dame aus Düsseldorf erinnert er sich in diesem Zusammenhang besonders gern.

Nachdem besagte Kundin die einschlägigen Geschäfte der Landeshauptstadt auf der Suche nach einem ganz bestimmten Tischwäsche-Sondermaß erfolglos durchforstet hatte, wurden ihr bei vor dem Esche gleich mehrere Dessins der gewünschten Größe vorgelegt. Sogar ganz individuelle Abmessungen, die wirklich niemand am Lager haben kann, können vergleichsweise kurzfristig beschafft werden; und auch Servietten sind bis heute ein Verkaufsthema.

Ebenfalls sehen lassen kann sich das üppige, durch aktuelle Lizenzen bereicherte Angebot an Markenbettwäsche und -frottier, das die modische Optik der etwa im Zwei-Wochen-Rhythmus wechselnden Schaufenster-Dekorationen bestimmt. Obgleich die hauseigenen Sortimentsschwerpunkte eindeutig auf dem Wäschesektor liegen, führt das Fachgeschäft an der Ludgeristraße auch Wohn- und Schlafdecken, in geringem Umfang Rahmen und Matratzen sowie Bettwaren aller Art. Eine weitere Spezialität stellen die durchweg selbst gefüllten Daunendecken dar, die mit Hilfe der eigenen Bettfedernreinigung aufgefrischt werden können.

Die Firma vor dem Esche beschäftigt vier langjährige Mitarbeiterinnen und gehört dem Verband der Bettenfachgeschäfte (VDB), aber keinem Einkaufsverband an. Der enge Kontakt zu den über Jahre bewährten Lieferanten macht's möglich! Der Besuch der Frankfurter Heimtextil zählt zum jährlichen Pflichtprogramm, während über eine Teilnahme an den VDB-Tagungen stets kurzfristig entschieden wird. "Worauf führen Sie Ihren über Jahrzehnte soliden geschäftlichen Erfolg zurück?", fragte der HAUSTEX-Redakteur gegen Ende seines Besuches. "Wir arbeiten viel, genießen hier am Ort einen ordentlichen Ruf und verlangen keine Phantasiepreise", lautete die prompte Antwort. - Da war sie wieder, diese unnachahmliche Bescheidenheit!
aus Haustex 06/03 (Handel)