Schmitt - das Bettenhaus
Großzügigkeit und Transparenz
BERLIN - "Der Betrieb lebt vom Engagement seines Geschäftsführers", sagt Mark Schmitt, als solcher auch Mitinhaber des gleichnamigen Bettenhauses. Nahe des S-Bahnhofs Zehlendorf gelegen - in einer Super-Lauflage - ist es weit über den "Kiez" hinaus bekannt nicht nur als komplett sortiertes Bettenfachgeschäft. Vielmehr, weil hier attraktives Warenangebot, Service und Beratung eine Einheit bilden und auf gehobenem Niveau stattfinden, ohne abgehoben zu sein.
Was sich wohl herumgesprochen hat", meint der eher im Stile eines leitenden Angestellten agierende Chef, der gerade dabei ist, die Befindlichkeiten seines zweifelsfrei erfolgreichen Unternehmens unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten wieder einmal in Frage zu stellen. Der Standort zeichnet sich vor allem aus durch sein Umfeld. Villen- und Einfamilienhaus-Charakter prägt die Gegend, "in der noch gut Geld wohnt"; auch internationale Kundschaft, die in Berlin u.a. im Rahmen diplomatischer Vertretungen oder großer Auslandsunternehmungen tätig ist. Das Bettenhaus weis etliche Promis als Stammkunden; von Jauch über die ARD-Frontfrau Anne Will bis hin zu Herbert Grönemeyer. Dennoch - die allgemein schwierige Wirtschaftslage mit schwächelnder Kaufkraft im Gefolge habe Wirkung gezeigt. Die zurückliegenden beiden Jahre mussten Umsatzrückgänge im einstelligen Prozentbereich hingenommen werden. Bis dahin hatte das Bettenhaus ständig zugelegt.
Diplom-Kaufmann Mark Schmitt sieht in dem Umstand erklärtermaßen keine Katastrophe. Er anerkennt die den Vorgängen innewohnende Dynamik; die "ups" und "downs" seien ihm Signale, die Geschäftsstrategie auf den Prüfstand zu stellen, um sie den Bewegungen am Markt anpassen zu können. Das sei so gewesen, als er vor zehn Jahren das elterliche Geschäft eigenverantwortlich übernahm; nach BWL-Studium und einiger Zeit, die er als Börsenhändler zugange war. Und er praktizierte erneut Strukturanpassung mit seiner 1996 getroffenen Entscheidung, bei laufendem Geschäftsbetrieb in eineinhalb Jahren am heutigen Standort nach Teilabriss einen Neubau zu errichten. Über zwei Etagen entstand das Bettenhaus wie es heute steht; mit 1.500 qm Verkaufsfläche.
Dort ist das volle Sortiment untergebracht, das meiste in mittleren bis gehobeneren Preislagen und fast durchweg von Anbietern, die ausschließlich den so profilierten Fachhandel bedienen. Den größeren Teil des Angebots macht Hartware aus - 55 Prozent. Deren Lieferanten sind schon länger mit Schmitt im Geschäft: Zwei namhafte für Unterfederungen und Matratzen im für den anspruchsvolleren Fachhandelskunden noch konsumigen Bereich, ein spezieller Anbieter von Kaltschaummatratzen, zwei höherwertige Schlafsysteme-Anbieter und zwei von Wasserbetten. Den 45-prozentigen Anteil Weichware kommentiert Schmitt als "verhältnismäßig hohen textilen Anteil". Damit werde der exponierten Lauflage des Bettenhauses Rechnung getragen. Bett- und Nachtwäsche z.B. würden sich hier noch als Mitnahmeartikel beweisen. Demzufolge werde in aller Regel im 14-tägigen Wechsel das Hauptfenster mit attraktiven Wäscheteilen thematisch neu gestaltet. Auch die Liste der Weichware-Lieferanten ist von namhaften Anbietern geprägt; Bettenring-Produkte runden das Sortiment ab.
Gegenwärtig hält Mark Schmitt verstärkt Kontakt mit Unternehmensberatungen, wie er HAUSTEX wissen ließ. "Sechs Jahre nach der Einrichtung im Geschäftsneubau halte ich es gerade wegen der veränderten Marktsituation für notwendig, das Konzept zu überdenken," Weil sich abzeichne, dass das Kaufverhalten der Kunden noch längere Zeit eher gebremst denn beflügelt werde, strebe er eine auch in seinem Sinne kostenmäßig kleine Lösung' des Problems an. Er habe sich die Frage gestellt: Was ist besser zu machen zur Optimierung des Flächenumsatzes? Im Ergebnis ist ein überschaubarer Maßnahmekatalog zur Umstrukturierung innerhalb des Hauses entstanden. "Interessanter Diskussionsansatz war, im Verkaufsraum sämtliche Barrieren abzuschaffen; Vorlagetische beispielsweise, wegen der die Kunden mehr oder weniger Abstand zur Ware halten müssen. Es geht um freien Zugang zur Ware." Genauso müsste mehr Logik in die Übergänge von Sortiment zu Sortiment gebracht werden. Sie müssten fließend gestaltet sein. Zugewinn an Attraktivität könne durch Shop in Shop-Systeme erzielt werden. Mit Möve, Esprit und Bassetti ist das Vorhaben schon gut vorangekommen. Das alles müsse auf Großzügigkeit und Transparenz hinauslaufen.
"Ebenso wichtig ist mir, die Beratung zu intensivieren und den Service auszubauen", begründet Mark Schmitt seine darauf gerichteten Bemühungen. Mehr Beratungskompetenz erwachse vor allem aus größerem Wissen. Mitarbeiter-Schulungen gewännen demzufolge an Stellenwert. Es zahle sich aus, in die Qualifizierung der Mitarbeiter zu investieren. Zum Beispiel werde praktiziert, dass Techniker von Schmitt zu Röwa nach Stuttgart fliegen, um sich dort aus erster Hand über den neuesten Stand der Produkte zu informieren. Mittendrin ist man bei Schmitt, einen eigenen, mit Extra-Wasch- und Trockentechnik ausgestatteten Waschsalon für die Zudecken-Komplettwäsche zu etablieren. "Das bringt neben den Kunden der Federnreinigung ein völlig neues Klientel ins Haus." Mark Schmitt ist dabei, Platzreserven im Untergeschoss zu erschließen in der Absicht, dort einen vollsortierten Laden für Babyausstattung einzurichten. "Alles an einer Stelle anzubieten bedeutet ja auch Kompetenzbündelung." Schließlich will er seiner Internet-Domain zukünftig mehr Aufmerksamkeit schenken: "Da passiert jetzt schon sehr viel, auch über die Links zu den Lieferanten."
Am Standort von Schmitt - das Bettenhaus ist der Bettenfachhandel seit 80 Jahren präsent. Dass er hier auch eine Zukunft hat, will Mark Schmitt mit seiner hausgemachten Umstrukturierungs-Kampagne sichern, die diesen Monat zumindest bezüglich der Neuordnung der Verkaufsraum-Flächen abgeschlossen sein soll. "Für Veränderungen muss man immer offen sein"; auf veränderte Bedürfnisse der Kunden müsse mit hoher Beweglichkeit reagiert werden, was auch bedeutet, das Lieferantenspektrum dahingehend ständig zu optimieren. Mark Schmitt geht davon aus, dass das jetzt durchzusetzende Maßnahmebündel zur Anpassung der Geschäftstätigkeit an die aktuellen Marktbefindlichkeiten - eben mit dem Ziel der Optimierung des Flächenumsatzes - "erst zum Herbst so richtig greifen wird." Davon leitet er trotzdem die Zuversicht ab, am Jahresende wieder das Umsatzniveau aus 2000 erreicht zu haben.
aus
Haustex 05/03
(Handel)