Osteuropa - Wachstumsmarkt für Heimtextilien


Frankfurt - Die wichtigste Veränderung der EU in den vergangenen zehn Jahren war die Aufnahme der Länder Zypern, Tschechien, Litauen, Lettland, Estland, Malta, Polen, der Slowakei, Slowenien und Ungarn. Mit dem Beitritt sind in erster Linie Hoffnungen auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in diesen Ländern verbunden.

Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts wurden die osteuropäischen Beitrittsländer interessante Wirtschaftspartner und attraktive Standorte für Investitionsvorhaben. Der Beweis: Das Außenhandelsvolumen stieg konstant, ebenso der Zufluss von ausländischen Direktinvestitionen. Der Beitritt in die EU hat den Ländern Anstoß zur Einführung mehrerer politischer und wirtschaftlicher Reformen gegeben. Sie sind zu demokratischen Ländern mit einer freien Marktwirtschaft geworden.

In den zehn neuen EU-Ländern leben mehr als 70 Millionen Menschen, die potentielle Kunden für Heim- und Haustextilien sind. Das sind die Absatzmärkte von Morgen. Ein Blick auf den Wohnungsmarkt: Für ein monatliches Durchschnittsgehalt konnte sich der osteuropäische Bürger knapp einen halben Quadratmeter seiner Wohnung kaufen. Insgesamt musste er zehn Jahre arbeiten, um eine 60 qm-Wohnung kaufen zu können. Mit der EU-Erweiterung hofft man auf günstigere Konditionen und bessere Gehälter, so dass sich der Wohnmarkt verbessern kann. Die erworbenen Wohnungen oder Häuser müssen auch eingerichtet werden. Jetzt kommt die Zeit für Heim- und Haustextilien.

Wie aussichtsreich die Perspektiven für westeuropäische Hersteller der Heim- und Haustextilien sind, lässt sich am Beispiel Polen demonstrieren. Polen bietet den größten Markt. 51 Prozent der Bevölkerung aus den Beitrittsländern leben allein in Polen. Das Land exportiert mehr Heimtextilien als es importiert. Da sich aber beides im Wachstum befindet, werden westeuropäischen Herstellern neue Exportchancen geboten. Die Produktion der Heimtextilien in Polen war in den vergangenen zwei Jahren stabil in den Bereichen Decken und Plaids, Bettwäsche, Tischwäsche und Läufer. Rückläufig im Jahr 2003, um mehr als 1,5 Millionen Stück im Vergleich zum Vorjahr, war die Produktion der Küchenwäsche. Polnische Hersteller verlieren Marktanteile aufgrund der internationalen Konkurrenz. Die verkaufte Produktion im Bereich Matratzen konnte in 2003 auf 69,5 Mill. Euro erhöht werden. Im Jahr 2002 waren es noch 47,8 Mill. Euro.

Polen exportiert Bett-, Küchen- und Tischwäsche vor allem in die sich wirtschaftlich entwickelnden Länder, in denen im letzten Jahr der größte Exportzuwachs beobachtet werden konnte, und in die EU-Länder. Allein im ersten Quartal dieses Jahres kamen 47 Prozent des polnischen Exports auf den Markt der Europäischen Gemeinschaft. Deutschland ist hier Polens Partner Nr. 1 in der EU und kauft zwei Drittel polnischer Bettwäsche, Küchen- und Tischwäsche. Die Hauptrichtungen polnischen Imports sind Entwicklungsländer und EU-Länder. Aus all diesen Richtungen hat Polen im Jahr 2003 mehr importiert als im Vorjahr.

Im Bereich Handel hat sich das Bild in Polen vollständig gewandelt: Noch vor 15 Jahren war Polen ein sozialistischen Land. Fast alle Betriebe und Handelsunternehmen gehörten dem Staat. Die politische Wandlung führte auch zu schnellen wirtschaftlichen Effekten im Groß- und Einzelhandel. Zwischen 1990 und 2000 wuchs die Zahl der Ladengeschäfte um mehr als das Doppelte auf rund 900.000 Einzelhandelsverkaufsstellen im Jahr 2000. Die Basis für den Ausbau der Handelsinfrastruktur war die Entwicklung des privaten Unternehmertums. Im Jahr 2000 lag der Verkaufsanteil der Firmen aus dem Privatsektor am Gesamtverkaufswert bei rund 95 Prozent. In der Mitte der 90er Jahre entwickelten sich dann zunehmend Groß- und Supermärkte, die vor allem mit ausländischem Kapital aufgebaut wurden.

Schon im Jahr 2000 betrug der Anteil von Märkten mit einer Verkaufsfläche von über 400 qm 15,7 Prozent des Gesamtmarktes. Unter dieser Entwicklung leiden immer mehr kleine und mittlere private Handelsfirmen. Heute entstehen in Stadtzentren und am Rande von Großstädten moderne Handelszentren. Die besten Händler ziehen aus den Haupthandelsstraßen in diese Zentren. Hier gehen die Kunden einkaufen und verbringen Zeit in Kinos, Gaststätten und Bars. Schon jetzt gehört Polen zur Elite der europäischen Länder mit der größten Verkaufsfläche in Handelszentren.

Die Heimtextil in Frankfurt / Main wird zunehmend ein wichtiger Branchentreffpunkt für polnische Aussteller. Ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr.
aus Haustex 01/05 (Haustextilien)