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Der feinste Teppich der Welt
In Zentral-China, in der Provinz Henan, befindet sich das Seidenteppichzentrum des Reichs der Mitte. In dem von vierzehn Millionen Menschen bewohnten Verwaltungsdistrikt werden etwa neunzig Prozent aller Seidenteppiche Chinas geknüpft. Doch bevor es in einer der dortigen Knüpfereien zu der jetzt vorliegenden Spitzenleistung handwerklicher Kunstfertigkeit kam, musste man sich erst mühsam Stufe um Stufe steigern. Immer feinere, immer unglaublichere Knüpfrekorde waren die Folge.
Als 1981 der junge, Hamburger Orientteppich-Sachverständige, Detlev Werth, seinen Kollegen in Deutschland berichtete, er habe auf einem Knüpfstuhl in der Türkei bei der in Fachkreisen renommierten Seidenteppichmanufaktur, Gebrüder Özipek, einen Seiden-Hereke mit der Einstellung 20 x 20 Knoten pro Zentimeter entdeckt, meinten etliche Kollegen, er solle doch nicht so schamlos übertreiben. Schließlich galt eine derart "überfeine" Knotendichte damals als kaum realisierbar. Bei einer, einige Monate später in Istanbul anberaumten Sachverständigentagung, konnten sich dann alle angereisten Damen und Herren von der Richtigkeit dieser phantastischen Knüpfdichte selbst überzeugen. Der Seiden-Hereke im eyrek-Format (ca. 0,90 m x 1,40 m) stand kurz vor der Vollendung und wies unzweifelhaft 4.000.000 Knoten per Quadratmeter auf. Einige Jahre darauf übertrumpfte sich die selbe Knüpferei selbst - mit einem weiteren Knüpfrekord von 24 x 24 Knoten pro Zentimeter, also einer Knüpfdichte von 5.750.000 Knoten per Quadratmeter.
Die Frage, ob man die Knüpffeinheit der türkischen Kunsthandwerker nicht doch noch übertreffen könne, ließ einige Seidenteppich-Importeure fortan nicht mehr ruhen. Rekordsüchtig trieben sie die Knüpffeinheiten von Höchstleistung zu Höchstleistung bis in dahin ungeahnte Höhen. Der nächste trat an mit einem Seiden-Henan von nicht ganz sieben Millionen Knoten pro Quadratmeter, also einer 800-lines-Knüpfung - und wurde schon bald darauf überrundet von einer kleinen 1000-lines-Brücke, was rund elf Millionen Knoten pro Quadratmeter entspricht. Diese, mit bloßem Auge nicht mehr auszählbare Knüpfdichte, galt lange Zeit als absolut unschlagbar und wurde 1998 sogar ins "Guinnesbuch der Rekorde" aufgenommen. Geknüpft wurde die kleine Brücke in der chinesischen Teppichmanufaktur Zhenping Carpet Industry Corp., ebenfalls in der Provinz Henan.
Doch es würde wohl kein echter Sportsgeist und Wettbewerb unter Teppichenthusiasten herrschen, wenn nicht jemand anträte, auch diesen Rekord wieder zu brechen. Da geschah bereits 2002, als man während der damaligen Domotex auf dem Stand der Firma Türkas KG ein kleines Stück mit einer Knüpfdichte von 1200 lines bewundern konnte. Umgerechnet auf den Quadratmeter macht das 15 Millionen Knoten. Schluss, feiner geht's nun nimmer, hörte man die Fachwelt raunen. Doch weit gefehlt, denn zu Beginn dieses Jahres hat die in Hamburg ansässige Importfirma Türker GmbH, einen neuen Knüpfrekord vorgelegt: einundzwanzig Millionen Knoten pro Quadratmeter, also eine Knüpfdichte von noch vor kurzem für unmöglich gehaltenen und auch für erfahrene Fachleute nicht vorstellbaren 1400 lines, das sind 4,6 Knoten pro Millimeter! Geknüpft wurde dieses kunsthandwerkliche Wunderding mit Spezialseidengarnen von der handwerklich äusserst geschickten Wu Mei Ling unter der Leitung von Ma Cheng Fan.
Darauf angesprochen, ob er denn nun als nächstes die 1500 lines anvisiere, lächelte Master Ma vielsagend, hob leicht die Achseln, was wie ein schlüssiges Jein anmutete und meinte sibyllinisch "Technisch wäre das durchaus möglich."
Eigentlich wäre es ja schon fast unsportlich, wenn die Messlatte für Knüpfrekorde nun bei 1400 lines, sprich 21 Millionen Knoten pro Quadratmeter, liegen bliebe. So wird die Fachwelt wohl weiter mit noch Feinerem in Atem gehalten werden. aus Heimtex Orient 03/04 (Teppiche)
Unaufhaltsame Jagd nach Knüpfrekorden
Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts haben türkische Manufakturen mit ihren Seiden-Herekes die Spirale zu ständig feineren Knüpfungen in Gang gesetzt. Angestachelt von ihren Auftraggebern, griffen die Chinesen diese Rekordjagd auf. Jahr für Jahr treiben sie nun die Knüpfdichten in immer ungeahntere Höhen, so dass heutzutage in Seidenteppichen Knüpffeinheiten erzielt werden, die noch vor kurzem als nicht knüpfbar galten.In Zentral-China, in der Provinz Henan, befindet sich das Seidenteppichzentrum des Reichs der Mitte. In dem von vierzehn Millionen Menschen bewohnten Verwaltungsdistrikt werden etwa neunzig Prozent aller Seidenteppiche Chinas geknüpft. Doch bevor es in einer der dortigen Knüpfereien zu der jetzt vorliegenden Spitzenleistung handwerklicher Kunstfertigkeit kam, musste man sich erst mühsam Stufe um Stufe steigern. Immer feinere, immer unglaublichere Knüpfrekorde waren die Folge.
Als 1981 der junge, Hamburger Orientteppich-Sachverständige, Detlev Werth, seinen Kollegen in Deutschland berichtete, er habe auf einem Knüpfstuhl in der Türkei bei der in Fachkreisen renommierten Seidenteppichmanufaktur, Gebrüder Özipek, einen Seiden-Hereke mit der Einstellung 20 x 20 Knoten pro Zentimeter entdeckt, meinten etliche Kollegen, er solle doch nicht so schamlos übertreiben. Schließlich galt eine derart "überfeine" Knotendichte damals als kaum realisierbar. Bei einer, einige Monate später in Istanbul anberaumten Sachverständigentagung, konnten sich dann alle angereisten Damen und Herren von der Richtigkeit dieser phantastischen Knüpfdichte selbst überzeugen. Der Seiden-Hereke im eyrek-Format (ca. 0,90 m x 1,40 m) stand kurz vor der Vollendung und wies unzweifelhaft 4.000.000 Knoten per Quadratmeter auf. Einige Jahre darauf übertrumpfte sich die selbe Knüpferei selbst - mit einem weiteren Knüpfrekord von 24 x 24 Knoten pro Zentimeter, also einer Knüpfdichte von 5.750.000 Knoten per Quadratmeter.
Die Frage, ob man die Knüpffeinheit der türkischen Kunsthandwerker nicht doch noch übertreffen könne, ließ einige Seidenteppich-Importeure fortan nicht mehr ruhen. Rekordsüchtig trieben sie die Knüpffeinheiten von Höchstleistung zu Höchstleistung bis in dahin ungeahnte Höhen. Der nächste trat an mit einem Seiden-Henan von nicht ganz sieben Millionen Knoten pro Quadratmeter, also einer 800-lines-Knüpfung - und wurde schon bald darauf überrundet von einer kleinen 1000-lines-Brücke, was rund elf Millionen Knoten pro Quadratmeter entspricht. Diese, mit bloßem Auge nicht mehr auszählbare Knüpfdichte, galt lange Zeit als absolut unschlagbar und wurde 1998 sogar ins "Guinnesbuch der Rekorde" aufgenommen. Geknüpft wurde die kleine Brücke in der chinesischen Teppichmanufaktur Zhenping Carpet Industry Corp., ebenfalls in der Provinz Henan.
Doch es würde wohl kein echter Sportsgeist und Wettbewerb unter Teppichenthusiasten herrschen, wenn nicht jemand anträte, auch diesen Rekord wieder zu brechen. Da geschah bereits 2002, als man während der damaligen Domotex auf dem Stand der Firma Türkas KG ein kleines Stück mit einer Knüpfdichte von 1200 lines bewundern konnte. Umgerechnet auf den Quadratmeter macht das 15 Millionen Knoten. Schluss, feiner geht's nun nimmer, hörte man die Fachwelt raunen. Doch weit gefehlt, denn zu Beginn dieses Jahres hat die in Hamburg ansässige Importfirma Türker GmbH, einen neuen Knüpfrekord vorgelegt: einundzwanzig Millionen Knoten pro Quadratmeter, also eine Knüpfdichte von noch vor kurzem für unmöglich gehaltenen und auch für erfahrene Fachleute nicht vorstellbaren 1400 lines, das sind 4,6 Knoten pro Millimeter! Geknüpft wurde dieses kunsthandwerkliche Wunderding mit Spezialseidengarnen von der handwerklich äusserst geschickten Wu Mei Ling unter der Leitung von Ma Cheng Fan.
Darauf angesprochen, ob er denn nun als nächstes die 1500 lines anvisiere, lächelte Master Ma vielsagend, hob leicht die Achseln, was wie ein schlüssiges Jein anmutete und meinte sibyllinisch "Technisch wäre das durchaus möglich."
Eigentlich wäre es ja schon fast unsportlich, wenn die Messlatte für Knüpfrekorde nun bei 1400 lines, sprich 21 Millionen Knoten pro Quadratmeter, liegen bliebe. So wird die Fachwelt wohl weiter mit noch Feinerem in Atem gehalten werden. aus Heimtex Orient 03/04 (Teppiche)