So schätzen die Branchenverbände die derzeitige Lage ein


Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie

Die deutsche Wirtschaft ist 2010 voraussichtlich um 3,7 Prozent gewachsen. Zunächst zeigten sich Wachstumsimpulse im Ausland, dann ging es auch mit der Binnenwirtschaft wieder aufwärts. Auf der Grundlage dieser soliden Konjunkturentwicklung gelang es auch der deutschen Heimtextilien-Industrie, sich wieder zu stabilisieren und neue Umsätze zu generieren. Es war jedoch allein die Binnennachfrage, die 2010 die Auftragsbücher der Unternehmen wieder stärker füllte - per Ende November legte der Inlandsumsatz um 1,7 Prozent zu. Im Auslandsgeschäft waren dagegen für die Heimtextilien-Industrie noch keine Wachstumsimpulse spürbar (-2,8 Prozent). Der Exportanteil verringerte sich 2010 um knapp 1 Prozentpunkt auf 23,3 Prozent. Dennoch waren die positiven Impulse aus dem Inland ausreichend, so dass für die deutsche Heimtextilien-Industrie insgesamt per Ende November ein vorsichtiger Aufwärtstrend in der Umsatzentwicklung sichtbar wurde (0,6 Prozent). Von der wieder zunehmenden Konsumfreude des deutschen Verbrauchers profitierten 2010 getuftete Teppicherzeugnisse, flachgewebte Möbelstoffe sowie fasergefüllte Bettwaren. Mit geschätzt jeweils ca. 2,6 Prozent vergleichsweise nur leicht rückläufig entwickelten sich 2010 die Anzahl der heimtextilen Produktionsbetriebe auf 150 sowie die Anzahl der Beschäftigten auf 14.900. Die Produktgruppe Bettwaren (Steppdecken und Kissen gefüllt mit Naturhaaren und Fasern) erreichte ein Umsatzwachstum von 1,7 Prozent auf dem Inlandsmarkt. Im Exportgeschäft wurde 2010 das Niveau des Vorjahres noch nicht wieder erreicht. Der Exportanteil verringerte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 20,4 Prozent. Damit wurde insgesamt das Umsatzniveau des Vorjahres per Ende November knapp gehalten (-0,3 Prozent). Naturhaarfüllungen wurden 2010 wieder stärker nachgefragt. Und auch der Absatz an Steppdecken gefüllt mit synthetischen Fasern entwickelte sich 2010 positiv.

Ausblick: Für 2011 wird ein erneutes Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 2,0 bis 2,5 Prozent prognostiziert. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die gute Stimmung der deutschen Wirtschaft. Die deutsche Heimtextilien-Industrie ist ebenfalls gut gestimmt, trotz einzelner dunkler Wolken am heimtextilen Konjunkturhimmel. So leidet die deutsche Heimtextilien-Industrie seit Monaten erheblich unter den Rohstoffengpässen und damit verbundenen Preiserhöhungen auf dem Weltmarkt. Diese Entwicklung wird die Unternehmen auch 2011 beschäftigen und das unternehmerische Geschick in besonderem Maße herausfordern. Darüber hinaus fand das Exportgeschäft der deutschen Heimtextilien-Industrie bisher noch nicht wieder zu seiner alten Stärke zurück. Die Branche geht aber davon aus, dass sich die entsprechenden Auslandsmärkte 2011 weiter stabilisieren und damit auch dort wieder mehr Umsatz mit deutschen Heimtextilien generiert wird. Alles in allem blickt man vertrauensvoll auf die kommenden Monate.


Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie

Die Nachfrageentwicklung nahm in den vergangenen zwölf Monaten den typischen Verlauf: Nach einem zufrieden stellenden Verlauf im ersten Quartal sanken die Umsatzzahlen zum Frühsommer hin ab, um dann im Herbst wieder anzuziehen. Der früh einsetzende kalte Winter hat das Interesse des inländischen Verbrauchers an daunen- und federngefüllten Bettwaren positiv beeinflusst, so dass sich die Umsätze insgesamt auf stabilem Niveau mit leichtem Wachstum bewegen. Die seit mehreren Jahren anhaltende Polarisierung zwischen günstigen Konsumartikeln einerseits und qualitativ hochwertigen Produkten andererseits erhielt für die Industrie seitens der steigenden Rohstoffpreise eine neue Brisanz. So titelte die Bremer Baumwollbörse Anfang November vergangenen Jahres "Preisexplosion bei der Baumwolle". Während die Preise für den Rohstoff, der maßgeblich die Kosten für Inlettgewebe beeinflusst, über Jahrzehnte sehr niedrig bis abwärts tendierten, bestimmt seit dem zweiten Halbjahr 2010 ein extremer Aufwärtstrend die Entwicklung. Bezüglich der Verfügbarkeit von Federn und Daunen auf dem Markt für Füllmaterialien zeigen sich parallele Tendenzen: Viele kleinbäuerliche Betriebe haben aufgrund steigender Futtermittelpreise und des schwierigen soziomedialen Umfelds für Bauern und Züchter die Aufzucht von Gänsen und Enten reduziert oder eingestellt. Weiter begeistert sich die Bekleidungsindustrie zunehmend für mit Daunen und Federn gefüllte Produkte, und osteuropäische als auch asiatische Länder stehen gerade am Anfang eines verstärkten Interesses nach mit Federn und Daunen gefüllten Bettwaren. Das Wachstumspotenzial dieser Märkte ist groß, auch unsere Branche konnte exportseitig etwas von den neuen Wachstumsmärkten profitieren. Der VDFI sieht seine Prognosen aus dem Vorjahr bestätigt, dass die klassischen Lieferländer für Federn und Daunen (u.a. China, Taiwan, Osteuropa) ihr Angebot an Fertigprodukten ausweiten, um diese Produkte nach Deutschland zu exportieren. Der Anteil importierter Fertigprodukte auf dem deutschen Markt beläuft sich auf etwa 23 Prozent. Im Inland haben langfristige Kontrakte zwischen deutscher Industrie und Handel die in den meisten Fällen notwendigen Preisanpassungen verhindert. So bleibt eine Abschätzung sowohl der zukünftigen Preisentwicklungen für das Endprodukt und die sich darauf ergebende Reaktion des Verbrauchers Spekulation, als auch die Prognose, wie lange die Industrie die stark gestiegenen Preise der Vorprodukte noch verkraften kann. Die deutsche Bettfedernindustrie blickt verhalten optimistisch auf das Jahr 2011. Die Situation der Rohstoffmärkte wird die anstehenden Orderrunden und die Preisverhandlungen schwierig gestalten. Andererseits zeigen sich in vielen Ländern positive Entwicklungen und geben der Hoffnung nachhaltig Raum, die Wirtschafts- und Finanzkrise hinter sich lassen zu können.


Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels

Der deutsche Haus- und Heimtextilfachhandel hat ein meist gutes Jahr hinter sich. Der zum Jahresanfang oft grassierende Pessimismus als Folge des "Krisenjahres" 2009 hat sich vielfach nicht bewahrheitet. Nach ersten BTE-Hochrechnungen stieg der Umsatz des Handels im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr leicht an. Da sich viele Unternehmer auf ein schwieriges Jahr eingestellt hatten, sind sie mit dem Ergebnis 2010 deshalb oft sehr zufrieden. Diese Aussage darf allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen und auch den Sortimenten zum Teil groß sind. Die Mehrzahl der Unternehmen dürfte 2010 - wie 2009 - ihren Umsatz gehalten oder sogar erhöht haben. Dem gegenüber stehen aber nicht wenige Unternehmen mit Umsatzeinbußen. Tendenziell haben größere, profilierte Geschäfte an stark frequentierten Standorten erneut besser abgeschnitten als kleinere Läden in Nebenlagen. Der Markt für Haus- und Heimtextilien hat sich dabei 2010 nach BTE-Hochrechnungen uneinheitlich entwickelt. Zuwächse gab es vor allem bei Bettwaren sowie Haus-, Tisch- und Bettwäsche. Auch Teppiche und textile Teppichböden verzeichneten ein Umsatzplus - allerdings auf einer schwachen Vorlage. Dagegen war das Geschäft mit Gardinen und Dekostoffen erneut rückläufig. Nach Schätzungen des BTE lag der Einzelhandelsumsatz mit allen diesen Sortimenten 2010 mit hochgerechneten 8,55 Mrd. Euro um knapp vier Prozent über Vorjahresniveau. Nicht eingerechnet in diese Zahl sind die Umsätze mit Bettgestellen, Rahmen/Rosten, Wasser- und Polsterbetten, Sonnenschutz, Tapeten und Wandbekleidung sowie der große Bereich des Objektgeschäfts (Bürohäuser, Hotels, Krankenhäuser, Altenheime usw.). Erfreulich für den Fachhandel ist die Tatsache, dass sich auch im Jahr 2010 der Trend zu guten Qualitäten weiter fortgesetzt hat. Neben dem gehobenen Bereich hat sich auch die oft tot gesagte "Mitte des Marktes" gut geschlagen. Der Kunde suchte 2010 verstärkt nach bekannten Marken und griff bevorzugt nach verlässlichen Qualitäten. Dagegen scheinen Billiganbieter und Discounter, die traditionell große Stückzahlen vermarkten, im Jahr 2010 etwas schlechter als der übrige Markt abgeschlossen zu haben. Die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für den Einzelhandel (Stichproben-Erhebung) liegen aktuell erst für die ersten neun Monate des Jahres 2010 vor, bestätigen allerdings weitgehend die Schätzungen des BTE. Danach verzeichnete der spezialisierte Betten-, Haustextilien- und Meterwarenfachhandel aufgelaufen per Ende Oktober 2010 ein Umsatzplus in Höhe von 1,2 Prozent, während für den Fachhandel mit Heimtextilien, Bodenbelägen und Tapeten ein Umsatzminus in Höhe von 1,0 Prozent ausgewiesen wird. Der Unterschied zu den Veränderungsraten der Marktvolumina erklärt sich dadurch, dass bei den amtlichen Handelszahlen nur die Spezialgeschäfte erfasst werden, nicht aber die Warenhäuser, Möbelgeschäfte, Baumärkte sowie die Lebensmitteldiscounter. Wichtiger als die Umsätze sind für den Handel allerdings die Erträge. Und diese dürften sich im letzten Jahr aufgrund der ordentlichen Umsatzentwicklung bei der Mehrzahl der Unternehmen positiv entwickelt haben. Allerdings war die Ertragslage in den Vorjahren oft rückläufig und ist mit im Schnitt niedrigen einstelligen betriebswirtschaftlichen Renditen im Haus- und Heimtextilienhandel bestenfalls ausreichend. Nicht nur aus diesem Grund dürfte auch im Jahr 2010 die Zahl der Fachgeschäfte für Haus- und Heimtextilien leicht rückläufig gewesen sein. In den letzten Jahren verlor die Branche jährlich zwischen 100 und 300 Unternehmen. Laut letzter Umsatzsteuerstatistik gab es 2008 im Einzelhandel insgesamt 3.370 Betten- und Haustextilgeschäfte sowie 3.158 Unternehmen, die schwerpunktmäßig Teppiche und Gardinen verkauften. Für das Jahr 2011 ist der Haus- und Heimtextilhandel zuversichtlich. Die Branche setzt darauf, dass sich dank der weiter anziehenden Konjunktur und vor allem der rückläufigen Arbeitslosenzahlen die Konsumlaune weiter verbessert und dann auch der Haus- und Heimtextilhandel davon profitiert.


Industrieverband Garne - Gewebe - Technische Textilien

Die Inlandsproduktion von Bettwäsche nahm 2010 gegenüber 2009 deutlich zu (plus zehn Prozent). Der seit zwei Jahren anhaltende negative Trend der wertmäßigen Entwicklung der Inlandsproduktion von Bettwäsche stabilisierte sich 2010 (+7 Prozent), die Unternehmen mit Bettwäscheproduktion erwarten auch für 2011 keine Veränderung dieser Entwicklung. Negativ entwickelte sich auch 2010 mengenmäßig die Inlandsproduktion von Tisch- und Hauswäsche mit rund 30 Prozent, auch die Inlandsproduktion von Wäsche zur Körperpflege und Haushaltswäsche entwickelte sich mit -10 Prozent negativ. Die Einfuhr von Wohn- und Schlafdecken zeigte 2010 nach einer schwachen Entwicklung im ersten Quartal positive Zuwachsraten (+10 Prozent) auf. Erstmals war 2010 bei den Exporten ein Rückgang um etwa 15 Prozent zu verzeichnen. Zeigte sich 2009 eine Zunahme der Importmenge von Bettwäsche, so setzte sich dieser Trend im letzten Jahr fort. Er lag mit durchschnittlich 30 Prozent über dem Vorjahresniveau. Parallel dazu erhöhte sich auch der Importwert der Bettwäsche. Auch die Einfuhren von Tisch- und Haushaltswäsche konnten sich 2010 sowohl mengen- wie auch wertmäßig stabilisieren und folgten damit der allgemein positiven Entwicklung von Haus- und Heimtextilien. Die Ausfuhr von Heimtextilien insgesamt zeigte bis zum Jahresende 2010 gegenüber 2009 mit rund 200 Mill. Euro eine stabile Entwicklung. Die Gründe dafür sind ausschließlich im hohen Qualitätsstandard der produzierten Waren und weniger neuen Absatzmärkten zu sehen. Nach allgemeiner Einschätzung wird sich der Trend bei Produktion, Ein- und Ausfuhr 2011 bei günstigem Verlauf der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin stabilisieren. Für 2011 wird grundsätzlich entscheidend sein, wie sich der Wachstumspfad der Weltwirtschaft auf die Industrie und insbesondere auf das Verbraucherverhalten auswirken wird. Man kann davon ausgehen, dass bei der 2010 gezeigten Entwicklung von Außenhandel und privatem Konsum positive Impulse für eine stabile Lage in der Heim- und Haustextilindustrie in 2011 ausgehen werden.
aus Haustex 02/11 (Haustextilien)