Warenkunde

Ilam


Der Name dieser Region geht auf das uralte, einst selbständige Reich Elam zurück, das in der Antike in ständige Kämpfen mit dem Zweistromland verwickelt war. Diesem Umstand verdanken wir es, das schon auf über viertausend Jahre alten Schrifttafeln Mesopotamiens über die Elamiter berichtet wird. Heute ist Elam eine recht unbedeutende Kleinstadt in der gleichnamigen Region der Provinz Chusistan in Süd-West-Iran. Chusistan ist auch das Zentrum der iranischen Erdöl-Industrie. Die heutige, iranische Bevölkerung Chusitans/Elams ist überwiegend arabischstämmig.

Die Landschaft Elam grenzt im Westen an den Irak und teilweise an den Schatt-el-Arab, das dem Iran und Irak gemeinsame Mündungsgebiet des Euphrat und Tigris. In achämenidischer Zeit befand sich hier die Winterresidenz Susa (Persisch: Schusch), die von Alexander dem Großen (356-323 v. Chr.) erobert und zerstört wurde. In den Ruinen bargen Archäologen die berühmte Gesetzesstele des Hammurabi (1728-1686 v. Chr.).

Da in dieser unterentwickelten, teils bettelarmen Region nach dem irakisch-iranischen Krieg Arbeitsplätze geschaffen werden sollten, förderte die Regierung hier die Einrichtung von Knüpfstühlen. Die Ilam-Knüpfungen sind also eine relativ neue Provenienz, die erst Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts von der staatlichen Teppichgesellschaft Scherkate Sahimi Farsch ins Leben gerufen wurde, und unter deren Regie diese Knüpfungen nach wie vor entstehen.

Da Ilam auf keine eigene Knüpftradition verweisen kann, ließ man sich von Dessins anderer Provenienzen inspirieren und lehnte sich stark an den Duktus der Isfahan- und Sarough-Knüpfungen an. Die Farbgebung ist allerdings sanfter, lichter als die der "Paten".

Wie bei allen Newcomern wird auch viel Kritikwürdiges produziert. Diese Stücke gelangen allerdings kaum in den Export. So zählen die in Deutschland angebotenen Ilams auf Seidengrundgewebe heutzutage mit zum Besten, was persische Teppichknüpfmanufakturen zu bieten haben.

Ilam in Stichworten

Andere Schreibweisen: Elam (eigentl. englische Schreibweise)
Ursprungsland: Iran
Herstellungsort-/Region: Region und Ort in der Provinz Chusistan, Südwest-Iran
Aussprache: Betonung auf der ersten Silbe. Das i wird langgezogen
Haupthandelsplätze: Isfahan, Teheran, Hamburg, Zürich
Herstellungsbasis: am vertikalen Knüpfstuhl in Klein-Ateliers und im Hausfleiß
Formate: fast ausschl. Dozar- (ca. 2,00 m x 1,30 m) und SaroniGrößen (ca. 1,10 m x 1,60 m)
Knüpfmaterialien: Flor: feinfädige Schafschurwolle, meist 50:50 gemischt Neuseeland- mit iranischer Hochlandwolle
Kette und Schuß: vorwiegend Reine Seide, aber auch Baumwolle
Knotenform: Senneh-Knoten, auch Sennehbaff, Farsibaff oder Asymmetrischer Knoten genannt
Knüpfung: geschichtet
Duktus, Dessin: grundsätzlich floral, häufig längssymmetrisch; stark in Anlehnung an die Isfahan- und Sarough-Dessins;
Besonderheiten: keine eigene Tradition, deshalb Übernahme des Duktus von Isfahan und Sarough; ausschl. Brückenformte
Farbgebung: polychrom, kontrastierend, meist rot oder beigegrundig, ; lichteres Kolorit als die o.a. Vorbilder
Bemerkung: ein fein geknüpfter, schmuckvoller Teppich der Oberklasse in der Preiskategorie entsprechend feiner Isfahans
Schätzpreis: siehe Werth.- Index
aus Heimtex Orient 02/03 (Teppiche)