Qinghai Tibetan Carpet Exhibition 2005, Xining, China
Das Tor zum Osten öffnet sich weiter
Kaum ein Land fasziniert die Welt der Wirtschaft zur Zeit mehr als China. Das Land ist mittlerweile die sechstgrößte Volkswirtschaft und drittgrößte Handelsnation. Zwar müssen große Teile der Bevölkerung mit sehr geringen Einkommen leben, doch insgesamt gesehen ist der Anteil der besser Verdienenden in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Diese Situation macht China für die Teppichwirtschaft doppelt interessant: Als Produktionsstätte und als Absatzmarkt. Die Qinghai Tibetan Carpet Exhibition will als Messe beide Gruppen ansprechen.
Die Teppichproduktion in China ist vielfältig und leistungsstark. Außer Indien ist kein anderes Land in der Lage, ein so umfassendes Spektrum unterschiedlichster handgefertigter Teppiche zu ähnlich günstigen Preisen und gleichzeitig konkurrenzfähiger Qualität herzustellen. Die Spanne der Qualitäten ist weit. Im Hochwertbereich sind es vor allem die feinen Seidenteppiche, wie China-Hereke, die weltweit einen hervorragenden Ruf haben. In den Einstiegspreislagen haben sich Handtuftteppiche, meist aus Acrylfasern gefertigt, am Markt etabliert.
2004 wurden Teppiche im Wert von 15,8 Mio. EUR nach Deutschland importiert, bei einer Menge von gut 447.000 qm. Leider lassen diese Zahlen keinen Schluss auf die Importe von Handtuftteppichen zu, da sie statistisch anders erfasst werden.
Chinas Teppichproduzenten können aber noch mehr als Handtufts und Seidenteppiche. Ein Blick auf die geografische Lage des Landes lässt klar werden, warum auch Tibetteppiche eine wichtige Rolle bei der Produktion spielen. Unterstützt werden die Knüpfregionen für Tibetteppiche auch durch die aktuelle wirtschaftliche Lage im Land.
Das chinesische Wirtschaftswachstum findet vor allem in den Küstenregionen Südostchinas statt. Um die anderen Regionen zu fördern, kommen der Nordosten und der Westen Chinas aber nach und nach in den Genuss verstärkter infrastruktureller Maßnahmen. Das, und die Verbindung mit den im Vergleich noch günstigeren Löhnen der ländlichen Gebiete, macht diese Gebiete für die Teppichproduktion sehr interessant.
In der zentralchinesischen Provinz Qinghai produziert die Muttergesellschaft der Hamburger Tibetan Sheep Europe GmbH. Diese Muttergesellschaft ist auch Mitorganisator der im Juni zum zweiten Mal stattgefundenen Qinghai Tibetan Carpet Exhibition in der zentralchinesischen Millionenstadt Xining. Diese Messe versucht eine interessante Brücke zu schlagen, zwischen dem Produktionsstandort und dem Absatzmarkt China.
Neben der Redaktion von Heimtex Orient waren auch europäische Groß- und Einzelhändler nach Xining gekommen. Allen ausländischen Besuchern kam ein umfassender Service rund um die Messe zu Gute. Es wurden nicht nur Flüge und Hotels organisiert, sondern auch für zahlreiche Übersetzer auf der Messe gesorgt. So konnte ohne Sprachbarriere gut gearbeitet werden.
Mit dem Verlauf der noch sehr kleinen Messe waren Aussteller wie Besucher weitestgehend zufrieden. Die Großhändler, die den noch jungen chinesischen Markt im Visier hatten, konnten durchaus Verkäufe tätigen, mussten aber feststellen, dass der Teppichhandel in Zentralchina wirklich noch in den Kinderschuhen steckt. Hier dürfte erst mittelfristig bessere Geschäfte zu erwarten sein.
Den Einkäufern fiel es leichter sich mit den Begebenheiten zurecht zu finden. Zwar war auch die Anzahl der Aussteller der Messe überschaubar, doch reichte das Angebot über die gesamte Breite der chinesischen Produktion. Teppiche mit persischer Musterung waren genauso zu finden, wie moderne Handtufts oder hochwertige Seidenstücke. Hauptaugenmerk lag natürlich auf den Tibetteppichen, auch weil der Mitorganisator, die Qinghai Province Carpet Corp., mit zwei großen Ständen die Ausstellung dominierte.
Abgerundet wurde das Messeprogramm für die ausländischen Besucher mit einem interessanten touristischen Programm sowohl in Peking, dem Ausgangspunkt der Reise, als auch in der Region Qinghai selber.
aus
Heimtex Orient 03/05
(Teppiche)