Energie
Steigende Kosten - was tun?
Haben Sie sich gefreut, dass Sie für 2011 einen günstigen Strompreis verhandeln konnten? Mit dem Blick auf Ihre erste Stromrechnung 2011 wird sich die Freude trüben. Denn im Rahmen des "Erneuerbare Energien Gesetz" hat sich die "EEG-Umlage" zum 1.1.2011 um 70 Prozent auf 4,2 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Insgesamt bezahlen die Verbraucher 2011 dafür Mehrkosten von 13,5 Mrd. Euro. Über die Hälfte geht an die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen. Weitere Erhöhungen sind zu erwarten. Auch der Heizölpreis klettert stetig nach oben.Das Gebot der Stunde ist somit Energie einzusparen. Das ständig wachsende Angebot an technischen Möglichkeiten macht es für den interessierten Unternehmer schwierig zu entscheiden, wie er in seinem Fall das anpacken soll. Zur Unterstützung von mittelständischen Betrieben hat daher die staatliche KfW Mittelstandsbank das Programm www.energieeffizienz-beratung.de ins Leben gerufen. Sie übernimmt bei der 2-tägigen Initialberatung 1.280 Euro der Beratungskosten, für den Unternehmer bleiben maximal 500 Euro Eigenanteil. Die bis zu 10-tägige Detailberatung zur Umsetzung wird mit 60 Prozent bezuschusst, mit max. 3.200 Euro Eigenanteil zzgl. Nebenkosten. Bei der KfW gelistete Energieeffizienzberater helfen, in einer Gesamtbetrachtung die größten Einsparpotenziale und besten Effizienzmaßnahmen zu finden. Besonders wichtig sind die Darstellung der Wirtschaftlichkeit und Finanzierungsmöglichkeiten der einzelnen Maßnahmen. Der Einstieg in die Beratung erfolgt durch die Gegenüberstellung der Energieverbräuche und -Kosten mit diversen Vergleichszahlen. Damit ist schnell festzustellen, wo die größten Probleme und Schwerpunkte liegen. Oft stellt sich dabei auch heraus, dass der energetische Zustand bei weitem nicht so schlecht ist wie befürchtet. Besonders hilfreich ist die Vor-Ort-Erfahrung welche Maßnahmen in der Praxis gut funktionieren und welche nicht. Schon bei der Erstberatung werden dabei oft erfolgreiche Verhandlungen geführt.
Der größte Energieverbaucher: Brennstoffbedarf für Heizwärme und die Produktion. Ziel der Beratung ist hier das Abwägen zwischen baulichen und technischen Maßnahmen. Die Frage nach der geplanten Restnutzungsdauer wird von den Unternehmern nur selten eindeutig beantwortet. Deshalb werden als Orientierung beispielhafte Maßnahmen nach Amortisationszeit vorgestellt, natürlich abhängig vom Zustand der vorhandenen Anlagen. Unter fünf Jahren amortisieren sich zumeist technische Lösungen: der Ersatz von alten Heizungs-Pumpen durch bedarfsgesteuerte Anlagen; die Isolierung von Heizleitungen; das Ersetzen von Warmwasserboilern; Dampferzeuger mit Wärmerückgewinnung, auch in Kombination mit einem Blockheizkraftwerk - dieses erzeugt gleichzeitig Strom und Wärme; Wärmerückgewinnung. Unter zwölf Jahren amortisieren sich: die Erneuerung der Heizungsregelung oder auch der Heizwärmeverteilung; solare Warmwassererzeugung; Wärmeschleusen baulich oder technisch; die Sanierung von Dächern in der Kombination mit Photovoltaik.
Mit bis zu 50 Prozent Einsparpotenzial ist die Beleuchtung in allen Beratungen ein wichtiges Thema. Dazu sind die Aspekte der besseren Warenpräsentation und Arbeitsplatzproduktivität sowie der Wärmeentwicklung zu beachten. Dabei besteht oft die Frage, ob die bestehenden Anlagen optimiert werden können oder eine Neuanschaffung sinnvoller ist. Grundsätzlich ist die Anschaffung eines einfachen Lichtstärkemessgerätes zu empfehlen, auch um die nicht seltene "Betriebsblindheit" auszutricksen. Damit werden bei der Betriebsbegehung Mängel grob ermittelt, die zum Teil ohne Investitionen zu beheben sind, wie die Verschmutzung der Leuchten bzw. Reflektoren. Bei zu hoher Grundbeleuchtungsstärke wird die Stilllegung von Leuchten oder der Austausch mit Leuchten geringerer Wattage empfohlen. Kleine Investitionen wie für einfache Regelungen mit Präsenzmeldern und Dämmerungs- oder Zeitschaltern machen sich schnell bezahlt. Machen veraltete Anlagen oder schlechte Lichtqualität Neuanschaffungen erforderlich, amortisieren sich diese aufgrund moderner Leuchten- und Regelungstechnik zumeist unter fünf Jahren. Der Einsatz von LED ist dabei vielfach schon sinnvoll.
Ein vielfach unterschätzter Verbrauch mit Schockpotenzial ist die Kühlung im Serverraum der EDV-Anlage. Bis zu 4.000 Euro Stromkosten entstehen hier in den untersuchten Betrieben - zumeist unerkannt. Dazu kommen noch erhebliche Wartungs-und Ersatzbeschaffungskosten der Klimaanlagen. Lösungen für ein Einsparpotenzial von bis zu 50 Prozent sind: Einstellen der Temperatur auf bis zu 25 Grad; -Platzierung an der nordseitigen Außenwand; Ableiten der Wärme im Winter zu Heizzwecken; freie Kühlung über Außenluft mit einem einfachen Lüftungssystem. Für Klimaanlagen ab 12 kW Leistung schreibt die EnEV 2009 eine energetische Inspektion gesetzlich vor. Diese wird von unserem Büro im Rahmen der "Detailberatung" durchgeführt. Bei Lüftungsanlagen ist die regelmäßige Überprüfung und Wartung der Filter wichtig. Bei älteren Anlagen sind 50 Prozent Stromeinsparung und Amortisationszeiten unter fünf Jahren zu erreichen durch bedarfsgeregelte Ventilatoren mit Motoren der höchsten Effizienzklasse. Die Nachrüstung einer Luftqualitätsregelung macht sich mittlerweile aufgrund der "enocean"-Funktechnik schnell bezahlt. Beachten sollte man in diesem Zusammenhang auch folgendes: kleine Heizlüfter oder Klimaanlagen verbrauchen oft bis zu 500 Euro Strom pro Monat; Undichtigkeiten bei Kompressoren sollten regelmäßig beseitigt werden; unnötigen Standby-Verbrauch vermeiden.
Dieser kleine Ausschnitt verdeutlicht die Vielfältigkeit der möglichen Maßnahmen. Dabei sind aber entscheidend: die Berücksichtigung der individuellen - auch der örtlichen - Situation des jeweiligen Betriebes; die effektive Kombination der Maßnahmen und die zum Investitionszeitpunkt geltenden Förderungen, Zuschüsse und Finanzierungsmöglichkeiten. Die KfW-Energieeffizienzberatung hilft dabei als Orientierung mit der Initialberatung, aber auch bei der Realisierung mit der Detailberatung und der Unterstützung bei den Finanzierungsfragen. Als wichtiger Nebeneffekt mit Langzeitwirkung ist auch zu beobachten, dass oftmals Betriebsangehörige dazu motiviert werden, sich künftig selbst mit der Materie zu befassen.
aus
Haustex 02/11
(Nachhaltigkeit)