Textilhandel spürt Trend zu hochwertigeren Produkten


Der deutsche Textileinzelhandel hat ein ordentliches Jahr hinter sich. Nach ersten BTE-Hochrechnungen konnte der Umsatz im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr gehalten werden und auch die Ertragssituation dürfte sich stabilisiert oder sogar verbessert haben. Im vergangenen Jahr trafen zwei unterschiedliche Konsumströmungen aufeinander: Auf der einen Seite eine unveränderte Konsumzurückhaltung eines Großteils der Verbraucher, die ihren Bedarf entweder zu günstigen Preisen im Discountmarkt deckten oder ihre Anschaffung aufschoben; auf der anderen Seite wendeten sich immer mehr Kunden von der 'Geiz ist geil'-Mentalität ab und entschieden sich wieder bewusst für qualitativ hochwertige Produkte. Die Folge war, dass mittlere Preislagen überdurchschnittliche Einbußen verzeichneten, während der Fachhandel im gehobenen Genre zum Teil gute Zuwächse erzielen konnte.

Die Entwicklung im Markt für Haus- und Heimtextilien bildet hier keine Ausnahme. Nach Schätzungen des BTE fiel der Einzelhandelsumsatz mit diesen Sortimenten in 2005 um 2 bis 3% auf insgesamt rund 7,7 Mrd. Euro. Nicht eingerechnet in diese Zahl sind die Umsätze mit Bettgestellen, Rahmen/Rosten, Wasser- und Polsterbetten, Sonnenschutz, Tapeten und Wandbekleidung sowie der große Bereiche des Objektgeschäfts (Bürohäuser, Hotels, Krankenhäuser, Altenheime etc.).

Die Entwicklung der einzelnen Produktbereiche war allerdings unterschiedlich. Besonders von Einbußen betroffen waren nach BTE-Berechnungen Teppiche und Teppichböden, die nicht zuletzt unter der rückläufigen Bautätigkeit (Ersteinrichtung) zu leiden hatten. Die wieder etwas anziehende Renovierungstätigkeit im Privatbereich konnte diese Rückgänge nicht kompensieren. Mit jeweils 3% im Minus lagen zudem Gardinen- und Dekostoffen sowie Haus-, Tisch- und Bettwäsche. Gehalten werden konnten die Umsätze mit Bettwaren, wobei vor allem die Matratzen im letzten Jahr recht gut abgeschnitten haben.

Diese Entwicklungen spiegeln sich zum Teil auch in den amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für den Einzelhandel wieder, die aktuell allerdings erst für die ersten neun Monate des Jahres 2005 vorliegen und sich wegen ihres begrenzten Berichtskreis nach Meinung des BTE nur für eine Tendenzaussage eignen. Danach verzeichnete der spezialisierte Betten- und Haustextilienhandel aufgelaufen per Ende September 2005 ein deutliches Umsatzplus, während der Fachhandel mit Heimtextilien und Teppichen ein merkliches Umsatzminus hinnehmen musste.

Der Unterschied zu den Veränderungsraten der Marktvolumina erklärt sich dadurch, dass bei den Handelszahlen nur die Spezialgeschäfte erfasst werden, nicht aber die Warenhäuser, Möbelgeschäfte, Baumärkte sowie die Lebensmitteldiscounter. Bei Teppichen und Gardinen sind außerdem die zum Handwerk zählenden Raumausstatter zum Teil unberücksichtigt, über die ein bedeutender Teil des Geschäftes abgewickelt wird. Besser als die Umsätze dürfte sich in den letzten Jahren allerdings die Erträge im Handel mit Haus- und Heimtextilien entwickelt haben. Verantwortlich dafür sind - neben generellen Kosteneinsparungen vor allem im Personalbereich - die schnellere und bessere Nachlieferungsfähigkeit der Lieferanten sowie ansprechende Shop- und Corner-Konzepte, die einerseits den Einkauf erleichtern und andererseits den Lagerumschlag erhöhen. Speziell Einzelhändler, für die Haus- und Heimtextilien nicht zum Kernsortiment zählen, nutzen in zunehmender Weise die von den Industriepartnern angebotenen Hilfestellungen.

Dennoch dürfte auch im Jahr 2005 die Zahl der Fachgeschäfte für Haus- und Heimtextilien rückläufig gewesen sein.

In den letzten Jahren verlor die Branche jährlich zwischen 100 und 300 Unternehmen. Laut letzter Umsatzsteuerstatistik gab es 2003 im Einzelhandel insgesamt 3.578 Betten- und Haustextilgeschäfte sowie 3.871 Teppich- und Gardinengeschäfte.
aus BTH Heimtex 02/06 (Handel)