Detlef Braun über die Heim- und Haustextilienbranche
Schöner Wohnen ist und bleibt Zukunftsmarkt
Wie werden wir in der Zukunft leben und wohnen? Immer mehr Design-Ikonen und Modelabels wagen einen Quereinstieg und beschäftigen sich mit unseren eigenen vier Wänden. Unser Zuhause wird zunehmend durch Technologiesprünge und gesellschaftliche Veränderungen geprägt - vom trauten Heim zum Erfüllungsort individueller Anforderungen und Bedürfnisse.
Die Entwicklungen gehen ganz klar in diese Richtung, dies belegen diverse Marktforschungsinstitute und Experten. Entscheidend für den Markt der Heim- und Haustextilien ist, dieses Zuhause fortwährend zu gestalten und mit einer Menge neuer Produkte, Ideen und Dienstleistungen auszustatten.
Unabhängig von den Ups & Downs im Markt bedeutet dies: "Schöner Wohnen ist und bleibt ein Zukunftsmarkt!"
Zunächst zur wirtschaftlichen Situation: Wir haben die diversen Prognosen für das Wirtschaftsjahr 2006 vernommen. Entscheidend für uns ist der allgemeine Trend: Das Wachstumsbarometer zeigt leicht nach oben, sagen die Experten. Nach den letzten Ergebnissen des Ifo World Economic Surveys hat sich das Wirtschaftsklima im Euroraum im Oktober 2005 erstmals seit über einem Jahr gebessert. Und das Gleiche gilt - erstmals seit Anfang 2004 - für die Prognose des Ifo Institutes bezogen auf das Weltwirtschaftsklima, das in den zurückliegenden Monaten auf hohem Niveau nachgegeben hatte.
Insgesamt signalisiert der World Economic Survey eine weiterhin robuste Weltkonjunktur. Unverändert optimistisch bleiben die Erwartungen an das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft. So profitieren exportorientierte Branchen von der guten Auslandsnachfrage und einem schwachen Euro. Dagegen bleibt die Konsumnachfrage schwach - so aktuelle Angaben der GfK.
Was tut sich im Textilmarkt? Mit dem 1. Januar 2005 brach die Importquoten-freie Zeit an, was zu einem verschärften Verdrängungswettbewerb geführt hat. Eine verstärkte Präsenz von Produkten asiatischer Herkunft ist seit Ablauf des WTO Welttextilabkommens eine Entwicklung, die zu erwarten war. Trotz der Bemühungen der Europäischen Union und der USA, durch bilaterale Abkommen Textilimporte aus China zu bremsen, legten diese kräftig zu. Es wird weiter zu beobachten sein, wie sich in unseren Märkten die Nachfrage beim Endverbraucher entwickeln wird.
Was zählt ist, jede Veränderung als Herausforderung aufzugreifen. Europa wird auch in Zukunft seine Chancen in den internationalen Märkten nutzen wird. Die Industrie kann durch ihre Stärken in Service, Qualität, Innovation und Design bestehen. Für die einzelnen Firmen gilt, ihr eigenes Profil und damit ihren Wettbewerbsvorteil herauszuarbeiten. Sei es im Sinne einer Spezialisierung auf bestimmte Produkte, eine Fokussierung auf eine Trend-Setter-Funktion oder durch Produktinnovationen in Qualität, Eignung, Komfort, Funktionalität, Design und Markenimage.
Schauen wir uns die Entwicklungen in Deutschland näher an: Als Verbrauchsgüterbranche ist die deutsche Textil- und Modeindustrie von den hohen Energiepreisen betroffen: durch die Belastung für die Unternehmen und durch den anhaltend schwachen Konsum. Die Anzahl von Betrieben und Beschäftigten in der Textilindustrie geht weiterhin zurück. Bei den Betrieben legt der Abwärtstrend mit -4,4% sogar etwas zu (2004: Betriebe: -3,4%). Allerdings sieht es bei den Beschäftigten mit -3,6% im Vergleich zum Vorjahr etwas gemäßigter aus (2004: -5,4%), was unseren Optimismus stärkt.
Wo liegen Wachstumsmärkte? Wo Potenziale? Die begrenzten Absatzmöglichkeiten für höherwertige Produkte im schwachen Inland führen zu einer Konzentration auf neue lukrative Absatzmärkte in Schwellenländern mit hohen Wachstumsraten sowie auf eine Konzentration auf innovative, know-how-intensive Produkte (technische Textilien).
Laut Gesamtverband Textil + Mode verstärkt die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie kontinuierlich ihre Auslandsaktivitäten. Die Exportquote des Heim- und Haustextiliensektors verzeichne eine jährliche Steigerung um etwa einen Prozentpunkt und wird für 2005 auf annähernd 40% geschätzt. Dies kann nur mit international wettbewerbsfähigen, innovativen Produkten gelingen.
Die Handelsumsätze im Bereich der Heim- und Hausausstattung entwickeln sich nach Branchen sehr unterschiedlich - auch hier ist der Abwärtstrend deutlich gebremst. Haus-, Tisch- und Bettwaren verringern den deutlichen Minuswert vom Vorjahr. Sonnenschutzanlagen verbessern sich von -5% auf -1%, Gardinen- und Dekostoffe von -5% auf -3% und Teppiche und Teppichböden von ebenfalls -5% auf -4%. Bettwaren stagnieren und schaffen es - positiv ausgedrückt - in den Plusbereich. Ebenfalls im Plus bleiben die Tapeten und Wandbekleidungen, wobei hier ein weniger starkes Wachstum zu beobachten ist.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Untersuchung der BBE Unternehmensberatung Köln: Demnach haben Geschäfte für Bettwaren und Haustextilien noch das beste Ergebnis. Und die Raumausstatter konnten im vergangenen Jahr ihren Umsatz steigern. Wie der Bundesverband Farben- und Tapetenhandel aus den Betriebsvergleichen des Berliner FfH Institutes für Markt- und Wirtschaftsforschung meldet, erwirtschafteten sie 6,5% mehr Umsatz als im Vorjahr (BBE Data Kompakt: 3.11.2005). In den letzten zehn Jahren verzeichnete die Wohnaccessoirebranche, durch die erlahmende Binnenkonjunktur und steigende Importe aus Billiglohnländern, empfindliche Umsatzeinbußen.
aus
BTH Heimtex 02/06
(Handel)