Hintergrund: Parkettklebstoffe auf SMP-Basis - Vorteile und Grenzen


Parkettklebstoffe auf Basis silan-modifizierter Polymere (SMP, u.a. auch "Hybrid-Klebstoff" oder "MS-Polymer-Klebstoff") haben sich mittlerweile als eigenständige Parkettklebstoffklasse etabliert und erfreuen sich sehr großer Wachstumsraten. SMP-Klebstoffe basieren auf silan-terminierten Prepolymeren und sind wasser- und lösemittelfrei. Bei Unterschieden in der chemischen Basis ist allen gemeinsam, dass sie einkomponentig sind und unter Aufnahme von Luftfeuchtigkeit zu einem elastischen Klebstofffilm aushärten.

Die Idee, solche im Dichtstoffbereich wohlbekannten SMP-Produkte für die Parkettverklebung einzusetzen, wurde zuerst in Schweden verwirklicht. Dabei spielten besonders die feuchtebremsenden Eigenschaften größerer Schichtdicken eine Rolle, die die in Skandinavien weit verbreitete Parkettverklebung auf restfeuchten Betonsohlen und Verbundestrichen ermöglichen.

Haftungseigenschaften

Im deutschen Markt erwiesen sich die Haftungseigenschaften von SMP-Klebstoffen insbesondere bei der Verklebung von Fertigparkett als Vorteil. Denn im Gegensatz zur Verwendung von Polyurethanklebstoffen lassen sich Arbeitsgeräte, Verlegerhände und insbesondere vorbehandelte Parkettoberflächen leicht von ausgehärteten SMP-Klebstoffen befreien. So werden beim mechanischen Abrubbeln von Klebstoffresten, z.B. mittels eines Radiergummis, die Lack- oder Öloberflächen nicht beeinträchtigt.

Weitere Vorteile

SMP-Klebstoffe besitzen eine Reihe von weiteren Vorteilen für die Parkettverklebung. Sie sind gebrauchsfertig, zumeist leicht verstreichbar, geruchsarm und besitzen eine sehr lange offene Zeit bei gleichzeitig schneller Durchhärtung. Eine Weiterbearbeitung bzw. Nutzung der verklebten Fläche ist normalerweise schon nach einem Tag möglich. Die Haftung ist auf allen gängigen Untergründen ausreichend gut, Hohlstellen werden sicher vermieden und die elastische Mechanik trägt zu einer Begrenzung von Spannungen bei, die vom Parkett über die Klebstofffuge auf den Untergrund einwirken. Die Verarbeitungs- und klebtechnischen Eigenschaften der SMP-Parkettklebstoffe sind somit vergleichbar mit solchen elastischer Polyurethanklebstoffe.

Unter drei Gesichtpunkten wird der Einsatz von SMP-Klebstoffen im Markt allerdings auch kontrovers diskutiert:

Abspaltung von geringen Mengen Methanol

Aufgrund ihrer reaktiven Eigenschaft nehmen aktuelle SMP-Klebstoffe zur Härtung Wasser aus der Raumluft auf und spalten geringe Mengen von Methanol ab, welches wiederum in die Raumluft gelangt. Messungen bei der Verarbeitung von SMP-Klebstoffen weisen aber so geringe Mengen freigesetzten Methanols nach, dass die deutschen Arbeitsplatzgrenzwerte sicher eingehalten werden. Von einer Gesundheitsgefährdung für den Verleger ist daher nicht auszugehen.

Maßhaltigkeit der Verklebung

Zum Zweiten bedingt die elastische Mechanik der SMP-Klebstoffe wie auch die der einkomponentigen, elastischen PU-Klebstoffe eine begrenzte Maßhaltigkeit des verklebten Parketts. Unter dem Blickwinkel der Untergrundentlastung durch Spannungsreduktion ist dies auch erwünscht. Dennoch können z.B. bei der Verklebung von Massivparkett unter ungünstigen Umständen - in Abhängigkeit von der Holzart, den Dimensionen, der Art der Oberflächenbehandlung und von Raumklimaschwankungen - Probleme auftreten. Bekannt ist z.B. das langfristige konvexe bzw. konkave Schüsseln von 10 mm-Massivparkett, signifikante Maßänderungen von Massivdielen und die Weißdehnung bis hin zum Weißbruch von Wasserlacken im Fugenbereich. Es ist also zu berücksichtigen, dass SMP-Klebstoffe ihre Stärken insbesondere bei der Verklebung von Mehrschichtparkett ausspielen können. Mechanisch anspruchsvolle Massivparkettverklebungen sollten maßhaltigeren Klebstoffen vorbehalten bleiben.

Anlösung durch Weichmacher

Zum Dritten enthalten gewöhnliche SMP-Klebstoffe neben dem Prepolymer als Bindemittel einen unterschiedlich hohen Anteil an Flüssig-Extendern, u.a. klassische Weichmacher. Dadurch werden die Verarbeitungseigenschaften des Produkts eingestellt, die Mechanik modifiziert und ein marktgerechtes Preisniveau erreicht. Klassische Weichmacher bringen allerdings einige anwendungstechnische Nachteile mit sich.

So kommt es bei herkömmlichen SMP-Klebstoffen, die größere Mengen solcher Weichmacher enthalten, zu einer starken Anlösung von Gussasphaltestrichen, die bis zur vollflächigen Ablösung des Parketts führen kann. Auf nicht gänzlich mechanisch gereinigten Altuntergründen werden Klebstoff-, Spachtelmassen- und Belagrückstände angeweicht, verlieren ihre Festigkeit oder Haftung, so dass es auch hier zu Parkettablösungen kommen kann. Dieses Phänomen kann auch bei Grundierungen und Spachtelmassen auftreten. Selbst Grundierungen unter Spachtelmassen können durch eine Weichmacherwanderung angelöst werden mit der Folge einer Ablösung des Gesamtaufbaus. Weichmacher können auch in das Holz eindringen und im Fugenbereich bis an die Oberfläche gelangen. Dabei kann eine unterschiedlich starke Anweichung von Parkettlacken stattfinden, abhängig von der chemischen Struktur des Parkettlacks und des Weichmachers. Parkettlacke werden im Schadensfall leicht klebrig und halten Schmutz fest, so dass der Lack im Fugenbereich Farbveränderungen aufweist.

Bei dem von Stauf vorgestellten weichmacherfreien SMP-Klebstoff fällt dieses Problem weg.
aus FussbodenTechnik 01/06 (Bodenbeläge)