Elektrische Estrichfeuchtemessgeräte im Überblick
Der Estrichfeuchte auf der Spur
Vier Fünftel aller Fälle, in denen sich der Nutzbelag vom Untergrund ablöst, hängen mit Feuchte zusammen - das schätzt der Sachverständige Torsten Grotjohann. Immer wieder ist ein unzureichend trockener Untergrund die Ursache. Dabei sind Parkett- und Bodenleger laut VOB C, DIN 18356, DIN 18365 und DIN 18367 verpflichtet, die Belegreife des Estrichs und damit auch seinen Feuchtegehalt prüfen. Die CM-Feuchtemessung ist die im Parkett- und Bodenlegerhandwerk übliche Methode zur beweissichernden Bestimmung der Untergrundfeuchte. Um eine erste vorläufige Aussage über die Entwicklung des Estrichfeuchtegehaltes treffen zu können, bietet sich eine elektrische Estrichfeuchtemessung an. FussbodenTechnik stellt die Gerätedaten der wichtigsten Hersteller vor.
Estrich ist nicht gleich Estrich. Zum einen nimmt jeder mineralische Baustoff unterschiedlich viel Feuchtigkeit aus der Luft auf und gibt sie - in Abhängigkeit von der relativen Feuchte der umgebenden Luft - auch wieder ab. Zum anderen trocknet jeder neu eingebrachte Estrich anders und unterschiedlich schnell. Vor allem die Verteilung und die Größe der Poren im Baustoff beeinflussen das Verhalten gegenüber Feuchte. Um eine Aussage über die Belegreife des Estrichs zu machen, ist darum die genaue Bestimmung des Feuchtegehalts entscheidend.
Zur Estrichfeuchtebestimmung eignen sich verschiedene Messverfahren, bei denen die Feuchte entweder direkt oder indirekt gemessen wird. Die direkten Methoden (CM-Methode, Darr-Messung) bestimmen konkret die Menge an Wasser im Bauteil. Bei den indirekten Feuchtemessmethoden wird eine andere Eigenschaft des Estrichs gemessen, die abhängig vom Wassergehalt variiert, wie beispielsweise die elektrische Leitfähigkeit.
Die älteste und bewährteste Methode für die Bestimmung der Restfeuchte ist nach wie vor die CM-Messung. Jeder Parkett- und Bodenleger kennt sie und weiß damit umzugehen. Dennoch wird in Handwerkerkreisen in regelmäßigen Abständen über Sinn und Unsinn der CM-Messung gestritten. Die Grenzen dieser Messmethode sind offensichtlich: Bestimmte Estricharten führen zu falschen Ergebnissen, jeder Verleger führt die Prüfung ein wenig anders durch und auch der genaue Ort der Probenentnahme (im unteren Drittel, aus dem Querschnitt) sorgt unter Experten für stetige Diskussionen (FussbodenTechnik berichtete). Da die beweissichernde Bestimmung der Feuchte durch die Carbid-Methode relativ aufwändig ist, bevorzugen viele Parkett- und Bodenleger zunächst indirekte Messmethoden. Dadurch lassen sich beispielsweise die für die CM-Messung wichtigen feuchtesten Stellen im Untergrund finden.
Messung der Leitfähigkeit
Eine Möglichkeit der elektrischen Feuchtemessung ist die Bestimmung der Leitfähigkeit - auch Widerstandsmessung genannt. Zur Messung der elektrischen Leitfähigkeit werden in der Regel Elektroden in den Estrich eingeschlagen. Die Leitfähigkeit des mineralischen Baustoffs ist allerdings nicht nur von seinem Wassergehalt abhängig. Wichtig ist die Estrichart, der Salzgehalt und auch die Temperatur. So nimmt mit steigender Temperatur der elektrische Widerstand ab. Bei einem Temperaturunterschied von 10C können die Abweichungen zwischen 20 und 50 % liegen. Dies wird von den am Markt befindlichen elektrischen Feuchtemessgeräten berücksichtigt. Außerdem gehören zum Lieferumfang der Geräte verschiedene Kalibrierkurven für unterschiedliche Werkstoffe. Viele Messgeräte ermöglichen es den Verlegern auch, die Holzfeuchte zu bestimmen. Dazu sind dann für die verschiedenen Holzarten jeweils eigenen Kalibrierkurven hinterlegt. Denn auch für Holz gilt: Hölzer unterscheiden sich auf Grund der Inhaltsstoffe und bedingt durch ihre Rohdichte in ihrer elektrischen Leitfähigkeit.
Kapazitive Messmethode (Dielektrisches Verfahren)
Statt die Leitfähigkeit eines Materials zu messen, können auch die Dielektrizitätskonstanten in Abhängigkeit von dem Wassergehalt bestimmt werden. Bei solchen Verfahren müssen die Messelektroden in der Regel nicht in den Estrich oder das Holz eingeschlagen, sondern lediglich in Kontakt mit dem zu messenden Material gebracht werden.
Literaturhinweis: Sachstandsbericht zur Messung der Feuchte von mineralischen Baustoffen, WTA Referat 4 Mauerwerk, Fraunhofer IRB Verlag.
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Chemische Estrichfeuchtemessung mit dem CM-Gerät (Calciumcarbid-Methode)
Die CM-Methode ist die im Parkett- und Bodenlegerhandwerk übliche Methode zur Feststellung der Estrichfeuchte. Die CM-Prüfung muss vor jeder Verlegung durchgeführt werden. Die auf diesem Wege ermittelte Feuchtigkeit wird in CM-% angegeben.
Gebrauchsanweisung für das CM-Gerät:
- An einer vermutlich feuchten Stelle in den Estrich ein Loch mit einem Durchmesser von etwa 5-10 cm stemmen.
- Estrich vor allem aus den unteren Estrichschichten entnehmen (dabei nicht mit den Händen berühren, damit Handschweiß nicht das Messergebnis verfälscht), zerkleinern und gut mischen.
- Genau 50 g (Zementestrich) oder 100 g (Calciumsulfatfließestrich) abwiegen und in die CM-Flasche füllen.
- Stahlkugeln und Glasampulle zugeben, die Flasche mit dem Manometer schließen, die Flasche gut schütteln (etwa 5 Minuten) und warten, bis am Manometer kein Druckanstieg mehr feststellbar ist (etwa 10-15 Minuten, zwischendurch erneut schütteln), den Druck ablesen. Zeigt das Gerät keinen Druck, die Prüfung mit einer größeren Estrichmenge wiederholen bzw. mit einer Prüfampulle das Manometer prüfen.
- Am Manometer an der Skala für die entsprechende Einwaage direkt die Estrichfeuchte in CM-% ablesen oder mit der Umrechnungstabelle, die dem CM-Gerät beiliegt, den Manometerdruck in Estrichfeuchte umrechnen.
Es sind auch CM-Messgeräte auf dem Markt, in denen das Messgut in der Flasche mit einem Stößel zerkleinert wird.
Das Wasser aus der Estrichprobe reagiert mit dem Calciumcarbid aus der Glasampulle und bildet Acetylengas, das einen Druck auf das Manometer ausübt. Die Rückstände der CM-Prüfung sind ätzend bzw. das Acetylengas ist explosiv. Entsprechend sollten die Rückstände zum Bauschutt gegeben und anschließend mit reichlich Wasser begossen werden. Je feuchter der Estrich ist, desto mehr Acetylengas kann sich bilden. Deshalb ist ein hoher Manometerdruck ein Anzeichen für hohe Estrichfeuchte.
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Darr-Prüfung (Gravimetrische Messmethode)
Die genauste Ermittlung der Estrichfeuchte ist mit der Darr-Prüfung möglich. Dafür wird dem Estrich eine Probe entnommen, gewogen, getrocknet und erneut gewogen. Aus dem Gewichtsunterschied zwischen feuchter und darrgetrockneter Probe lässt sich dann die Estrichfeuchte in Gewichts-% berechnen.
Arbeitsanleitung für die Darr-Prüfung:
- Estrichprobe an einer vermutlich feuchten Stelle entnehmen.
- Estrichprobe sofort genau wiegen, hier z.B. 92,5 g. Wenn nicht sofort gewogen werden kann, muss die Probe luftdicht verpackt werden.
- Estrichprobe in einem Trockenschrank bei 105 C (Zementestrich) bzw. 40 C (Calciumsulfatestrich) so lange trocknen, bis sie nicht mehr leichter wird.
- Estrichprobe auf Zimmertemperatur abkühlen und genau wiegen, hier z.B. 91 g.
- Estrichfeuchte berechnen.
Die Darr-Prüfung setzt eine Laborausrüstung voraus. Sie ist deshalb keine in der handwerklichen Praxis gebräuchliche Methode. Sie wird aber immer dann von entsprechend ausgerüsteten Laboren bzw. Gutachtern angewendet, wenn besonders genaue Ergebnisse vor Ausführung der Arbeiten gewünscht werden oder wenn im Streitfall die Estrichfeuchte genau untersucht werden muss.
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Folientest
Eine einfache Möglichkeit, um den Feuchtezustand eines Estrichs zu bestimmen, ist der sog. Folientest. Hier wird auf den Boden eine 1 m x 1m große, wasserdampfdichte und transparente Kunststofffolie dicht aufgelegt. Wenn sich nach 24 h Tauwasser an der Unterseite der Folie zeigt, dann ist das Bauteil als feucht zu bewerten.
aus
FussbodenTechnik 01/06
(Handwerk)