Vortragsveranstaltung mit 160 Experten aus der Parkettindustrie

Großes internationales Interesse am Bürkle-Symposium

Die Gästeliste des 3. Internationalen Bürkle-Parkettsymposium liest sich wie das "Who is Who der europäischen Parkettindustrie". Rund 160 Gäste aus 28 Ländern waren bereits einen Tag vor Beginn der Domotex nach Hannover gekommen, um sich über die neuesten technischen Entwicklungen in der Parkettherstellung zu informieren. Neben Vorträgen zum Stand der Technik wurden auch grundlegende Fragen zur allgemeinen Branchenentwicklung aufgeworfen - allen voran durch Dieter Betz, dem Präsidenten der Europäischen Föderation der Parkettindustrie (FEP).

Zum dritten Mal gehörte der Tag vor der Domotex in Hannover nicht allein den Aufbauteams für die Messestände, sondern auch den Produktionsleitern und technischen Geschäftsführern der Parkettindustrie. Anlagenbauer Bürkle hatte bestehende und potentielle Kunden zu seinem mittlerweile schon traditionellen Parkettsymposium geladen. Rund 160 Teilnehmer trafen sich am Rande des Messegeländes, um sich in zahlreichen Vorträgen über aktuelle Entwicklungen zu informieren.

Neues altes Problem: Formaldehyd

Seit Jahrzehnten beschäftigt Formaldehyd die Holz- und Holzwerkstoffindustrie. In den letzten Jahren war es um das Thema aber vergleichsweise ruhig geworden - sicherlich auch, weil es der Industrie nach Angaben der BASF seit 1977 gelungen ist, die Formaldehhyd-Emissionen aus Holzwerkstoffen um den Faktor 30 zu reduzieren. Dennoch enthalten Holzwerkstoffe auch heute noch einen kleinen Formaldehyd-Anteil, da die Chemikalie noch immer in den üblichen Bindemitteln für Span- und Faserplatten, aber auch als Spurenelement im Holz enthalten ist.

Wie Prof. Dr. Reiner Marutzky vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig im Rahmen des Bürkle-Symposiums berichtete, könnte es mit der Ruhe an der Formaldehyd-Front schon bald vorbei sein. Im Juni 2004 hatte die International Agency for Research on Cancer (IARC), eine Unterorganisation der WHO, in einer Pressemitteilung Formaldehyd von "wahrscheinlich krebserregend" zu "krebserregend bei Menschen" hochgestuft. Grundlage der IARC-Empfehlung war eine US-Langzeitstudie zu Nasenkrebs bei 40.000 Arbeitern. Normalerweise folgt binnen sechs bis neun Monaten nach einer solchen Empfehlung eine sog. IARC-Monografie, so der Experte des Fraunhofer Instituts, die dann entsprechende Auswirkung auch für die Parkettindustrie hätte. In diesem Fall hatte die IARC das Thema allerdings an eine EU-Expertenkommission weitergereicht, die die Debatte zunächst vertagte. "So hat die Holzwerkstoffindustrie zwar Zeit gewonnen, aber von der Tagesordnung ist das Thema sicher nicht", kommentierte Prof. Marutzky die gegenwärtige Situation.

Aber damit nicht genug. Auch von anderer Seite wurde das Thema Formaldehyd wieder aufgegriffen, berichtete der Wissenschaftler. Das EU-Projekt Index hatte im Februar 2005 mit einer stark verschärften Raumluft-Empfehlung von sich reden gemacht. Den Index-Vorstellungen zufolge könnte der Richtwert auf 30g/m3 reduziert werden. Momentan liegt er in vielen Ländern Europas bei 100g/m3 Raumluft. Sollte sich Index mit seinen Empfehlungen durchsetzen, dann würden laut Marutzky auch Parkett- und Laminatböden, die hinsichtlich ihrer Formaldehyd-Emission bisher eher unauffällig sind, in den (negativen) Blickpunkt des Endverbrauchers rücken.

Zukünftige Anforderungen an Leimfugen

Auch Christian Nedomlel, Technical Market Manager beim Klebstoffhersteller Casco, beschäftigte sich in seinem Vortrag "Anwendungsgebiete unterschiedlicher Leimsysteme" mit Formaldehyd-Emissionen. Immerhin sind die gesundheitlichen und damit auch legislativen Vorgaben wichtige Anforderungen, die der Markt an Leime für die Parkettindustrie stellt. Weltweit gibt es in der Holzwerkstoffindustrie drei Standards zum Messen der Formaldehyd-Emission: Beginnend beim E1-Standard in Europa, Nordamerika und China, über den schärferen japanischen F****-Standard bis hin zum Formaldehydfreien Standard, der sog. Wood Zero-Methode (W0), bei der die Gesamtemission nicht höher sein darf als die Emission des Holzes. Welcher Standard sich aber in Zukunft in welcher Region durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Laut Nedomlel erfüllen die heute üblichen Leimsysteme in der Regel die folgenden Anforderungen an den Formaldehydgehalt:

- Harnstoff-Formaldehydharzleim: E1, F****
- Melaminverstärkter Harnstoff-Formaldehydharzleim: E1, F****
- Dispersion, PVAc ("Weißleim"): W0, teilweise nur E1
- Isocyanatgebundene Emulsionsleime: W0
- Isocyanatgebundene Schmelzleime ("Reactive Hot Melt"): W0

Weitere Anforderungen an die Leimfuge stellt die Parkettindustrie mit Blick auf die Prozesstechnik (kurze Presszeiten, einfache Handhabung etc.) und die Verleimungsqualität. Hinsichtlich der Qualität der Leimfuge gibt es in Europa bis dato keine einheitlichen Verleimungsrichtlinien. In der Regel prüfen die Parketthersteller die Verleimungsqualität mit dem Aufstechtest, bei dem der verbleibende Faseranteil bewertet wird. Es könnten sich nach Ansicht des Casco-Experten aber in Zukunft auch in Europa Tests in Anlehnung an die nordamerikanischen ANSI-Richtlinien oder die japanischen JAS Typ II bzw. die noch etwas anspruchsvolleren JAS Typ I-Bestimmungen etablieren.

Doch nicht nur um Leimfugen und Formaldehyd-Emissionen ging es in den Vorträgen auf dem 3. Bürkle-Symposium. Darüber hinaus sprachen weitere Referenten zu Themen wie "Thermoholz im Zwei- und Dreischichtparkett", "Parkettnormung im Europäischen Wandel" und "Zertifizierung von Holz". Außerdem nutzten mehrere Experten aus dem Hause Bürkle die Gelegenheit, neue Maschinen und Systeme des Anlagenbauers dem Fachpublikum vorzustellen.

Den Abschluss der Bürkle-Veranstaltung und damit den Einstieg ins Domotex-Geschehen bildete der Vortrag über "Möglichkeiten und Aktivitäten für ein stärkeres Wachstum des europäischen Parkettkonsums". In seinem viel beachteten Beitrag beschäftigte sich der FEP-Präsident Dieter Betz mit grundlegenden Themen der Branche. "Ich glaube nach wie vor, dass eine Verdoppelung des Parkettkonsums möglich ist" - so seine sicherlich ambitionierte These.
aus Parkett Magazin 01/06 (Bodenbeläge)