5. Fußboden-Kolloquium des Instituts für Holztechnologie Dresden (IHD)

Neue Entwicklungen rund um Parkett und Laminatböden

Aktuelle technische Entwicklungen bei Parkett und Laminatböden standen im Mittelpunkt des mit 80 Teilnehmern gut besuchten 5. IHD-Fußbodenkolloquiums. Zwölf Referenten aus der Forschung befassten sich u.a. mit Thermoholz-Parkett, neuen Lacksystemen, direkt bedruckten Laminatböden und mit einem Hochleistungsultraschall-Verfahren zur Verklebung von Mehrschichtparkett.

Zu einer festen Einrichtung für die Parkett- und Laminatbranche hat sich das Fußboden-Kolloquium des Instituts für Holztechnologie Dresden (IHD) entwickelt. Entsprechend liest sich die Teilnehmerliste der letzten Veranstaltung wie ein Who-is-Who der deutschen Parkett- und vor allem Laminatbodenfertigung. Die wichtigsten Unternehmen der Branche waren durch ihre technischen Leiter oder durch die Geschäftsführung vertreten.

Technologische Neuentwicklungen waren ein Schwerpunkt der Veranstaltung, Produktqualität und Produkteigenschaften ein anderer. So referierte Prof. Helmut Bauch vom IHD über elektrostatische Eigenschaften von Parkett und Laminatfußböden (siehe gesondertes Interview).

Die akustischen Eigenheiten von Laminatböden sind ein Thema, mit dem man sich in Dresden seit geraumer Zeit beschäftigt. Heiko Kühne berichtete in diesem Zusammenhang über die Erfahrungen mit der EPLF-Raumschall-Messmethode und mögliche Alternativen. Ende Oktober hatte der Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller (EPLF) angekündigt, dass er seine erst kürzlich eingeführte Raumschall-Prüfmethode modifizieren will. Die Testergebnisse entsprächen nicht im ausreichenden Maße dem subjektiven Empfinden der Endverbraucher (ParkettMagazin 6/2005, S. 50).

Der Technische Arbeitskreis des EPLF will deswegen das bisher verwendete Norm-Hammerwerk durch eine andere Anregungsquelle ersetzen. Verschiedene Vorschläge gibt es bereits: Das IHD setzt auf das Begehen durch eine eingewiesene Person. Das Wilhelm-Klauditz-Institut in Braunschweig wiederum hält die Anregung durch eine fallende Kugel für sinnvoll.

Prüfmethode zur Messung der Kratzfestigkeit

Einer objektiven Prüfmethode zur Bestimmung der Kratzfestigkeit widmete sich der Vortrag von Dr. Rico Emmler, Leiter des Ressorts Oberfläche am IHD. Obwohl die Kratzfestigkeit ein wichtiger Aspekt bei der Gebrauchstauglichkeit von Fußböden ist, gibt es nach Ansicht von Emmler bisher kein angemessenes Prüfverfahren. So sei das bisher häufig verwendete Verfahren nach DIN 68861 T. 4 eigentlich nicht praxisgerecht, da die Ergebnisse dieser Prüfung oft nicht mit der visuellen Beurteilung eines Bodens übereinstimmen.

Aus verschiedenen Gründen hat das Dresdner Institut einen sog. Vielfachkratztest entwickelt, in dem das in der Textilindustrie bekannte Martindale-Verfahren modifiziert wurde. Das Martindale-Gerät lässt einen Geräteteller mit Reibmaterial über eine Oberfläche kratzen, so dass ein komplexes Kratzmuster entsteht. Bei der Erprobung des Verfahrens ist an einer Reihe von Lacksystemen eine gute Differenzierbarkeit nachgewiesen worden, zudem waren die Kratzspuren mit echten Gebrauchsspuren bei Parkett vergleichbar, so Dr. Emmler. Mittlerweile wurde aus den Prüfergebnissen ein IHD-Werknormentwurf erarbeitet. Außerdem wird die Eignung des Verfahrens bei anderen Bodenbelägen wie Laminatfußböden und elastischen Belägen erprobt.

AgBB-Schema für Fußböden

Neben technischen Eigenschaften gewinnen bei Holzfußböden gesundheitliche Aspekte immer größere Bedeutung. Zum einen gibt es zahlreiche Kunden, die auf das Thema Gesundheit sensibel reagieren. Zum anderen könnten veränderte rechtliche Vorschriften einen Nachweis der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Fußbodenmaterialien nach AgBB-Schema (= Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten) erforderlich machen, wie Karsten Aehlig vom IHD im Rahmen seines Vortrags deutlich machte. Bisher benötigen lediglich schwer entflammbare Bodenbeläge für Aufenthaltsräume eine bauaufsichtliche Zulassung und damit eine Prüfung nach AgBB-Schema. Sollte sich aber der in der Diskussion stehende Zusatz zur EN 14041 durchsetzen, benötigen sämtliche in Aufenthaltsräumen eingesetzte Bodenbeläge eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung.

Karsten Aehlig erläuterte in Dresden die Vorgehensweise und die Anforderungen bei einer AgBB-Prüfung. Für Laminatböden hätten die bisherigen Tests gezeigt, dass keine Schwierigkeiten bei der Zulassung zu erwarten sind. Auch Fertigparkette dürften nach Einschätzungen des IHD in der Regel die Anforderungen erfüllen. Etwas problematischer könnte sich die Zulassung von einigen Naturprodukten gestalten. Kork oder Kiefernholz zeigten hin und wieder erhöhte TVOC-Werte (= Summe aller flüchtigen organischen Verbindungen). Außerdem sind die sog. NIK-Werte (= niedrigste interessierende Konzentration eines Stoffes) für ungesättigte Aldehyde niedrig, was insbesondere bei natürlichen Beschichtungen wie Leinöl gelegentlich ein Problem sein kann. Auf der Baustelle beschichtete Parkette könnten den bisherigen Untersuchungen zufolge ebenfalls abgelehnt werden, allerdings aus "formalen" Gründen. Hintergrund: Für einige Beschichtungsmaterialien gibt es noch keine NIK-Werte, die auf Antrag vom AgBB ermittelt werden.

Auch der detaillierte Vortrag "Qualitätssicherung von Laminatfußböden mit optoelektronischen Messtechniken" von Burkhard Plinke (WKI Braunschweig) beschäftigte sich mit dem Thema Produktqualität bzw. deren Messung. Darüber hinaus machten die Dresdner Veranstalter neue Ergebnisse im Bereich Technologie zum Kolloquiumsthema. Hier waren vor allem die Technikspezialisten unter den Teilnehmern gefragt.

Prof. Reiner Mehnert von Cetelon ging in seinem Vortrag auf Weiterentwicklungen in der Nanotechnologie ein. Die Erhöhung der Verschleißfestigkeit von lackierten Fußbodenoberflächen, insbesondere durch Nanokomposit/Korund-Partikel, waren sein Thema. Auch Dr. Rolf Schubert vom IOM Leipzig beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Lacken, und zwar um den "Einsatz von Excimerstrahlung zur physikalischen Mattierung von Lacken". Ebenfalls direkt aus der Forschung stammten Vorschläge von Dr. Ingrid Fuchs (IHD), die über "Ultraschallkleben - ein Verfahren für Mehrschichtparkette" sprach. Um die Presszeit zu minimieren, könnte in der Parkettindustrie künftig ein Hochleistungsultraschall-Verfahren eingesetzt werden, das nach Ansicht des Institutes im Vergleich zu Hochfrequenz- und Mikrowellenanlagen weniger Abschirmmaßnahmen und keine zusätzliche Betriebsgenehmigung erfordert.

Lacke für den Direktdruck

Von vielen Teilnehmern mit Spannung erwartet, wurde der Vortrag von Ali Vahlhaus, Geschäftsführer der Treffert-Gruppe. Im Rahmen der Dresdner Veranstaltung sprach er über die Chancen des Indirect Printing Laminates (IPL) für die Laminatbodenhersteller. Das auch als Direktdruck bekannte Verfahren (siehe ParkettMagazin 6/2005) besticht durch seine hohe Produktivität und die Reduzierung der Prozesskette. Anlagengeschwindigkeit von 40 bis zu 120 m/min bei maximal 2,45 m Breite sind nach Vahlhaus Angaben möglich. Gleichzeitig reduziert sich durch das direkte Bedrucken des Trägers die Prozesskette, da kein Dekorpapier benötigt wird. Der Laminatbodenhersteller könnte dann auf die Dienste eines Dekordruckers verzichten und auch in kleinen Losgrößen ab 1.000 qm Laminatböden fertigen.

Auf Grund des fehlenden Dekor- und Overlaypapiers muss beim IPL der Lack die Verschleißfestigkeit des Bodens alleine gewährleisten. "High Performance Coatings" (HPC) sind laut Vahlhaus dafür geeignet. Diese Beschichtungen werden mehrschichtig aufgetragen: Füllgrund, Rückstrich, Font/Basisfarbe, Mehrfarbendruck, HPC-Spezialgrund, UV-Poliergrund und abschließend ein HPC-Decklack. Für die Verschleißfestigkeit des Bodens sind vor allem der abriebfeste Spezialgrund und der kratzfeste Decklack verantwortlich. Im Grund kommen bis zu 23% Korund zum Einsatz, um die Beständigkeit gegenüber Abrieb und Einschlag im Vergleich zu konventionellen Lacken zu erhöhen. Die kratzfesten Decklacke wiederum sollten laut Ali Vahlhaus kein Korund enthalten, um eine Reparaturfähigkeit (Schleifbarkeit) beizubehalten und den sog. Metallabrieb auf der Oberfläche zu vermeiden. Decklacke seien hingegen mit Nano-Partikeln auf Silikatbasis modifiziert. Insgesamt ist laut Treffert eine IPL-Beschichtung 0,05 bis 0,12 mm dick, wobei die Beschichtung mit 90% der weitaus größte Produktionskostenfaktor ist. Geschäftsführer Vahlhaus schätzt, dass sich die Kosten für die Lackbeschichtung auf 80-85 Cent/qm belaufen.

Thermoholz - ein alternatives Fußbodenmaterial

Mit antimikrobiellen Parketten und Laminatböden sowie Parkett aus vergütetem Holz sind in den letzten Jahren wieder einige Produktneuheiten auf den Markt gekommen. Wie Dr. Wolfram Scheiding vom IHD aufzeigte, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Verfahren zur thermischen und chemischen Modifizierung von Holz: mit DMDHEU (BASF-Entwicklung, "Belmadur"), mit Furfurylalkohol (Patentinhaber Wood Polymer Technologies, Markenname: "Visorwood" oder "Kebony") oder die Acetylierung von Holz (Markenname: "Accoya"). Aber auch die Holzvergütung mit Wachsen, die z.B. Tilo als "Natwood" bereits seit einiger Zeit praktiziert, gehört zum Themenbereich Holzvergütung.

Den Schwerpunkt seines Vortrags legte Dr. Scheiding auf dem Einsatz von Thermoholz oder Thermally Modified Timber (TMT) als Fußbodenmaterial. Das IHD geht für 2005 von einer Produktion in Europa von 50.000 cbm aus, woran Finnland mit mehr als 30.000 cbm den größten Anteil hat. Rund 85% des Thermoholzes wird daher aus Kiefer und Fichte produziert, so das Institut. Zunehmend werden aber auch Laubhölzer thermisch modifiziert, vor allem für Fußböden. Vorteile liegen in den modernen, dunklen Farbtönen - die ohne Oberflächenschutz allerdings nicht beständig gegenüber Licht sind -, der verbesserten Dimensionsstabilität und einer erhöhten Dauerhaftigkeit (Feuchträume). Unter dem Dach des CEN/TC175/WG3 wird derzeit (unter Mitwirkung des IHD) eine Europäische Technische Spezifikation (TS) für thermisch modifiziertes Holz als vorläufige Norm erarbeitet.

Antimikrobielle Oberflächen bei Fußböden

Nicht mehr ganz so neu sind antimikrobiell ausgerüstete Parkette und Laminatfußböden. Gleichwohl zeigte der Vortrag von Katharina Plaschkies (IHD), dass hier noch viel Informations- und Forschungsbedarf besteht. Ihren Recherchen zufolge gibt es einen deutschen Hersteller von antibakteriell ausgerüstetem Parkett und zwei Produzenten mit entsprechenden Laminatböden. Erzielt wird diese Wirkung durch antimikrobielle Additive wie Nanosilber. Dessen bakterizide und fungizide Wirkung beruht auf der Blockierung wichtiger Enzymbausteine der Mikroorganismen. Gleichzeitig machte die Diplom-Biologin deutlich, dass man bisher nur sehr wenig über die Langzeitwirkung oder die Einflüsse von Reinigung und Pflege weiß.
aus Parkett Magazin 01/06 (Bodenbeläge)