Trendsignale 2006 bei Heim- und Haustextilien
Optimistische Farben, wagemutige Muster
Frankfurt - So munter präsentierten sich Stoffe, Gewebe, Teppiche und Tapeten schon lange nicht mehr: Es scheint, als habe der leichte Hoffnungsschimmer am Wirtschaftshorizont die Branche beflügelt und sie zu optimistischen Farben und geradezu wagemutigen Mustern inspiriert. Fürstlicher Newcomer unter den Farben ist Gold, ganz häufig kombiniert mit Blautürkis. Rot spielt weiterhin eine dominierende Rolle - in allen Nuancen von Chinarot über Burgunder bis zu Pink und Fuchsie. Unübersehbarer Trend: Die dunklen Töne kommen - tiefes Aubergine, Mokka, Nougat, Anthrazit und Schwarz. Sie alle werden großflächig als Fond wie auch als Dekorelement eingesetzt und geben den Textilien optisch mehr Wert und Würde.
Farbkombinationen sind unkonventioneller und frecher als zuvor. So finden sich beispielsweise Pink, Türkis, Gelb und Mint in den Mustern vieler Stoffe vereint; sie sorgen für eine heitere Atmosphäre im Raum. Rot wird ohne Scheu mit Pink kombiniert, Blau mit Violett. Häufiger als in den vergangenen Jahren sieht man Stoffe in Schwarz-Weiß oder Schwarz-Weiß-Grau; sie haben in der Regel grafische Dekors, was dem Charakter dieser Farbzusammenstellung entspricht.
Bei den Dekors sind Blüten wie eh und je beliebt; sie werden jedoch häufig stilisiert und umrisshaft gezeichnet und haben nicht selten Großformat - bis zu einem 30 cm-Durchmesser. Streifen fehlen in keiner Kollektion, sie werden durch Karos und Uni-Skalen ergänzt. Hit unter den Mustern: Klassik-Designs - Barock is back! Damast-Dessins, meist leicht abstrahiert und damit zeitgemäß interpretiert, verleihen auch der modernen Einrichtung Salon-Charakter. Die Muster dieser Stoffe sind Ton-in-Ton angelegt oder es werden mehrere Farben kontrastreich nebeneinander gesetzt. Je frischer hier die Farbgebung, desto mehr Begeisterung werden die opulenten Dekors bei jungen Menschen wecken. Klassische Dessins wie Fischgrat oder Hahnentritt sind ebenfalls häufiger zu sehen als zuvor, ebenso Striés, die oft an feine Handweb-Muster erinnern. Beliebtes Dekormotiv bei den Stoffen: Korallen in Original- oder Phantasietönen. Seltener als in der Vergangenheit zu sehen sind Stoffe im 60er Jahre-Look.
Das Angebot an Leinenstoffen ist größer als in den vergangenen Jahren; man bekommt sie in allen Strukturen, von fein bis grob, naturfarben oder in raffinierten Tönen gefärbt. Auch Seide kommt häufiger zum Einsatz als früher, einfarbig oder gemustert, nicht selten mit Stickerei und Perlen verziert. Inzwischen sind sogar Seidenstoffe zu haben, die an ihrer Außenseite nicht mehr abgefüttert werden müssen.
Immer mehr Stoffe werden aus flammhemmenden Fasern hergestellt; dank technischer Weiterentwicklungen sind sie in Optik und Haptik kaum noch von Naturfaserstoffen zu unterscheiden. Verdunkeln kann man sein Zimmer heutzutage perfekt zur Einrichtung passend: Die Blackout-Stoffe sind inzwischen in riesigen Farbskalen zu haben. Zusatz-Schmankerl: Aus den Dekostoffen werden von vielen Herstellern konfektionierte Kissen angeboten, mit aktiven Knopf- oder Bändelverschlüssen und aufgepeppt durch aufgenähte Dekorelemente. Die transparenten oder halbtransparenten Stoffe nehmen einen immer größeren Raum in den Kollektionen ein. Kein Wunder: Sie schmücken das Fenster, ohne das Tageslicht auszusperren. Farbe tritt hier noch intensiver in Erscheinung, Aubergine, Fuchsie, Mandarin bilden nicht selten den Fond. Muster entstehen durch Ausbrenntechnik, durch die Verarbeitung als Doppelgewebe, durch Effektgarne, durch Matt-Glanz-Optik, durch eingewebte Bastfäden. Auch hier ist die Wiederentdeckung des Barock unverkennbar. Wert gelegt wird bei den Stoffen neben der Flammhemm-Ausrüstung auch auf weitere "intelligente" Eigenschaften: Besonders für den Einsatz im Objektbereich sind die neuen "Hightech-Textilien" mit Schad- und Geruchsstoff abbauenden, antibakteriellen oder Anti-Elektrosmog-Qualitäten gefragt.
Vielfalt am Fenster
Die Vielfalt konfektionierter Fensterdekorationen nimmt zu. Raffrollos, Plisséerollos, Senkrechtlamellen und Flächenvorhänge sind in unendlich vielen Stoffen, Farben und Musterungen zu haben. Plisséerollos sind zunehmend auch aus Crash-Stoffen gefertigt. Technische Verfeinerungen erleichtern das Abnehmen zwecks Reinigung und das Justieren der Raffrollos. Flächenvorhänge werden häufiger als zuvor mit Stanzmustern angeboten. Sie können auf Wunsch mit Mustern oder Logos digital bedruckt werden.
Für die Bezugsstoffe gilt das Gleiche wie für die Dekos: Die Vielfalt an Materialien, Farben und Mustern ist unendlich. Deutlich erkennbar jedoch auch hier: Neben den klassischen Crème-, Beige- und Braun-Tönen wagt man sich an Modischeres. Blautürkis, Limettengelb, Mandarin, Pink sind vor allem in den Stoffen moderner Design-Ausprägung zu finden; sie strahlen Frische und Optimismus aus. Die Farben werden unkonventionell nebeneinander gesetzt. Auch die Muster zeigen mehr Persönlichkeit - großflächige Blütenranken, kräftige Streifen, interessante, vielfarbige Geometrie-Dekore heischen um Aufmerksamkeit, bleiben nicht mehr bescheiden im Hintergrund. Zusätzlich angebotene Uni-Skalen der gleichen Kollektion erlauben die beruhigende Begleitung durch passende, einfarbige Stoffe. Auch bei den Bezugstoffen hat die Opulenz Einzug gehalten: Klassische Damast-Dekors, modern stilisiert, finden sich in vielen Kollektionen. Sie kokettieren mit der Tradition, verleihen den Räumen Eleganz und Exklusivität. Die Farbe Gold spielt hier die Starrolle. Je frischer die verwendeten Farben dieser edlen Stoffe, desto jünger wirken sie. Auch orientalische Dekors wie Paisley-Muster erleben ein Comeback; sie sind oft großflächig in subtilen Tönen arrangiert. Kleinmuster sind meist in gedeckten Tönen zu haben - wie Jade, Altrosa, Schlamm, Graublau oder Anthrazit. Häufigste Gewebearten sind neben Flachgeweben Velours, Epinglés, Chenilles, Bouclés, Jacquards, Piqués. Die Techniken werden phantasievoll und raffiniert kombiniert. Matt- und Glanz-Optiken finden auch hier zusammen, viele Stoffe sind beidseitig verwendbar. Cords kommen vor allem in breiteren Rippen daher.
Bettwäsche zeigt Mut zur Farbe
Natürlich gibt es weiterhin die Bettwäsche mit den Röschen - doch aus den Röschen sind inzwischen veritable Rosen geworden, die sich klar konturiert von Bezug und Kissen abheben. Die Muster sind entschiedener und haben - wie die Deko- und Transparentstoffe - mehr Mut zur Farbe. Beispiele: Pinkfarbene Großblüten, foto-ähnlich gezeichnet, nehmen das halbe Kissenformat ein. Blütenbouquets in leuchtenden Blau- und Grüntönen ruhen auf schlammfarbenem Fond. Kelimartige, großrapportige Rhombenmuster werden durch Farbkombinationen von Nougat, Petrol und Maisgelb zum Blickfang im Raum. Plakativ designierte, breite Blüten-Streifen zieren die obere Hälfte des Kissens und den Sockel des Bettbezugs. Auch bei der Bettwäsche kommen Klassikdekore wie Paisley wieder zu Ehren - dann jedoch meist in kontrastreichen Farbstellungen wie Lindgrün, Gelb und Rot auf leuchtendem Türkis. Barockdekors in gedämpften Goldton auf blassblauem Fond verleihen dem Schlafgemach Schloss-Appeal. Bettwäsche aus Leinen ist in vielen Kollektionen zu finden; sie wird in großen Farbskalen angeboten und ist auch gemustert zu haben. Bei der Wendebettwäsche sind die Farben und/oder Muster von Vorder- und Rückseite sensibler als früher aufeinander abgestimmt. Neben figurativen Dekors kommen auch Text-Aussagen zu Wort - wie etwa "Time to sleep". Hochwertige Kollektionen schließen auch Nachthemden, Bademäntel und Pantöffelchen ein. Selbst Strampel-Schlafanzüge für Babys sind heute schon reif für Modeschauen. Als Accessoires werden Schmuckkissen mit schönen Knopfleisten oder Bändelverschlüssen angeboten.
Auch bei den Decken haben kräftigere Farben Terrain erobert. Selbst Edles aus Kaschmir zeigt sich außer in traditionellen Tönen beispielsweise in Blautürkis, Violett, Lindgrün oder Zitronengelb. Decken aus Tierfell wie Kaninchen, Ziege oder Tibetlamm werden kräftig eingefärbt.
Badtextilien immer modischer
Ein Badezimmer harmonisch zu dekorieren ist heute für jeden möglich: Badtextilien werden von Jahr zu Jahr modischer und präsentieren sich in immer größerer Vielfalt. Qualitätvolle Hersteller bieten beispielsweise Skalen von 60 verschiedenen Farben oder vier Uni-Qualitäten in je 28 Tönen an. Auch hier leuchten neuerdings intensive Farben wie Fuchsie, Türkis oder Rot. Die Muster sind generell weniger romantisch und klarer im Design, wie immer sind Streifen ein "must" in den Kollektionen. Passend zu den Handtüchern, Waschlappen und Badevorlegern sind oft Bademäntel im Programm, auch sie in großer Farbskala und meist klaren, leuchtenden Tönen, für Herren auch in Steingrau, Anthrazit oder Schwarz. Strandtücher haben pfiffige, eingewebte Muster, etwa menschliche Umrisse oder Fußstapfen oder Beschriftungen wie "Single". Neu sind Handtücher aus Bambus, eine hohle Faser, die Feuchtigkeit besonders gut absorbiert, und Soja, ein Garn mit hoher Wärmespeicherung und äußerst flauschigem Griff. Accessoires runden das Angebot ab: dekorative Behältnisse fürs Bad wie Dosen aus Holz, Bambus oder Seegras, elegante Seifenspender, romantische Teelichthalter, bunte unempfindliche Kunststoffvasen und natürlich dekorative Seifen an Kordeln. Liebenswürdige Geschenkartikel für den einmaligen Gebrauch: zarte "Baumblätter" oder "Kiesel" aus Seife.
Viel Buntes bei Haustextilien
Bunt geht's auch bei den Haustextilien zu. Viel Pink, Gelb, Lila und Graugrün ist zu sehen, oft reizvoll kombiniert. Tischdecken haben häufig Bordüren-Muster, die flächig nebeneinander gesetzt sind. Leinen avanciert zu einem der beliebtesten Materialien; die Leinendecken sind oft mit Hohlsäumen verziert. Tischläufer werden breiter: Sie wirken eleganter und "angezogener" als ihre schmalen Verwandten. Sets sind wie immer Renner, sie haben oft bildhafte Themendekors wie "Golf" oder "Fischen". Hier und da werden sie mit aufgenähten Einstecktaschen für das Besteck versehen. Fürs Sushi-Mahl gibt es schmalere Sets, die dem japanischen Esszubehör (Stäbchen, kleine Schalen) entsprechen.
Handtücher werden wieder häufiger mit dem klassischen Karodekor in Blauweiß oder Rotweiß angeboten. Die gegenständlichen Dekors sind weniger kitschig als früher. Kochschürzen und halbhohe Bistroschürzen haben Konjunktur, in vielen Farben und Größen. Beschichtete Tischdecken bekommt man jetzt auch mit pfiffigeren Dekors - wie dicht an dicht angeordneten großen Rosenblüten oder Farbverläufen im Regenbogen-Look.
aus
Haustex 03/06
(Tapeten, Wandbeschichtungen)