Der deutsche Laminatmarkt im Januar 2006 von Günther Kelm
Export weiter positiv, Inland stagniert
Die Laminatindustrie
Die meisten europäischen Laminatbodenhersteller waren im Januar 2006 gut beschäftigt. Das Exportgeschäft nach Osteuropa und Nordamerika ist weiterhin positiv, während der Absatz an die verschiedenen deutschen Handelsstufen zurückhaltend beurteilt wird.
Es fällt auf, dass das Liefervolumen der Aktionen für den Baumarktbereich im Vergleich mit dem Vorjahres-Januar geringer ausgefallen ist. Zu begründen ist diese Situation sicherlich mit den oft überhöhten Lagerbeständen zum Jahreswechsel.
Während die Sonderaktionen des DIY-Handels im Januar teilweise noch aus Kontrakten des vergangenen Jahres zu alten Preisen ausgeliefert wurden, haben sich in den anderen Handelsstufen die Preiserhöhungen überwiegend durchgesetzt.
Der Bodenbelagskonzern Tarkett wird im Zusammenhang mit der Neuausrichtung seiner weltweiten Laminatbodenaktivitäten auch in Osteuropa in diesem Segment aktiv. Der osteuropäische Markt soll über ein Produktions-Joint Venture mit der Schweizer Krono-Gruppe bearbeitet werden. Ende 2005 wurde ein entsprechendes Letter of Intent von beiden Unternehmen unterzeichnet und damit gerechnet, dass bis Ende des ersten Quartals 2006 der endgültige Joint Venture Vertrag abgeschlossen wird.
Das Anfang 2005 in Betrieb genommene Laminatbodenwerk der russischen Tochtergesellschaft Kronostar GmbH, Scharija/Kostroma, das mit drei Profilierungslinien derzeitig eine Kapazität von 24 Mio. qm erreicht, wird die Krono-Gruppe in das Joint Venture einbringen. Zwei der bislang installierten sechs Kurztaktpressen der Laminatbodenproduktion werden dem künftigen Joint Venture zugeordnet.
Bei positiver Absatzentwicklung der beiden Joint-Venture-Partner ist geplant, dass das Laminatbodenwerk weiter ausgebaut wird.
Der Vertrieb der produzierten Laminatböden soll über Kronostar und die osteuropäische Vertriebsorganisation von Tarkett erfolgen. Tarkett kann dann relativ kurzfristig aus eigener Produktion den osteuropäischen Markt bedienen, der 2005 bereits mit rund 4.5 Mio. qm beliefert wird.
Zu den im vergangenen Jahr gegründeten Joint Venture in Nord- und Westeuropa, an denen Tarkett mit jeweils 50% beteiligt ist, hat das Unternehmen Zugang zu vollintegrierten Produktionstandorten, während das mit der Krono-Gruppe geplante Gemeinschaftsunternehmen nur die Teilschritte Beschichtung und Profilierung abdeckt.
Die Baumaßnahmen für das nordamerikanische Werk in Shippenville/ Pennsylvania, werden voraussichtlich im März 2006 beginnen und bis Ende 2006 abgeschlossen sein. Die Produktionskapazität des Werkes beträgt 15 Mio. qm.
Das westeuropäische Werk am Standort Eiweiler, das zusammen mit Joint Venture-Partner Sonae betrieben wird, soll ebenfalls Ende 2006 fertiggestellt sein. Diese Produktionsstätte ist auf 24 Mio. qm ausgelegt.
Nach Fertigstellung der Unternehmen wird das zum 1. März 2000 mit der Egger Gruppe gegründete Joint Venture ETS Flooring in Wismar zum 30. April 2007 beendet. Gleichzeitig wurde eine Verlängerungsoption von sechs Monaten bis zum 31. Oktober 2007 für den Fall vereinbart, dass bei der geplanten Inbetriebnahme der neuen Werke Verzögerungen entstehen, damit die Belieferung der Kunden sichergestellt werden kann.
Der weltweite Laminatbodenabsatz von Tarkett betrug 2005 insgesamt 21 Mio. qm. Aus dem ETS Werk in Wismar wurden 19 Mio. qm bezogen, die restliche Menge konnte mit Lohnaufträgen von anderen Laminatbodenherstellern bereitgestellt werden.
Laminat im Großhandel
Der Bodenbelagsgroßhandel hatte nach Befragung bedeutender Unternehmen im Januar 2006 ein unbefriedigendes Lagergeschäft. Besonders betroffen war das Teppichbodengeschäft. Bei Hartbelägen wie Parkett und Laminat lag der Umsatz etwa auf Vorjahresniveau. Für die Folgemonate wird eine wesentliche Belebung des Geschäftes erwartet, die Grundeinstellung der Unternehmen ist durchaus positiv zu bewerten.
Laminat im Handwerk
Das Handwerk hat im Januar das Umsatzergebnis des vergleichbaren Vorjahresmonates nicht erreicht. Die Betriebe konnten wegen der winterlichen Verhältnisse in vielen Fällen nicht voll arbeiten. Mehrere befragte Unternehmen sehen jedoch ab Frühjahr gute Chancen für die zukünftige Auftragslage der handwerklichen Betriebe, da nach dem harten Winter Renovierungsarbeiten umfangreicher anfallen werden.
Laminat in den Bau-, Holz- und Bodenbelagsfachmärkten
Auch bei den Großflächenanbietern ist der Absatz in den Bodenbelagsabteilungen im Januar nicht zufriedenstellend. Das Preisniveau bei den Sonderaktionen hat sich trotz angekündigter und auch teilweise schon vollzogener Preiserhöhungen der Hersteller nur unwesentlich verändert.
In den vergangenen Jahren wurden immer wieder die Serviceleistungen der Baumärkte überprüft. Auch die aktuelle Studie der Kölner Service-Rating-Agentur zeigt erneut, dass hier noch eine Menge zu tun ist. Bemängelt wurde, dass das Serviceprofil zu einseitig auf den Verkauf ausgerichtet ist. Die Kunden beurteilen die Verfügbarkeit (Erreichbarkeit, Parkmöglichkeit etc.), Produktangebote und Zahlungsbedingungen der Baumärkte durchweg positiv, aber weiterhin schneiden die wichtigsten Serviceleistungen wie zum Beispiel Beratungsangebot und -qualität deutlich schlechter ab.
Diese Beurteilung gilt auch für Hornbach und Obi, deren Kunden nach den Studienergebnissen am zufriedensten sind. Beide Baumarktbetreiber können ihre Kunden zu über 45% begeistern. Mit knapp 40% folgen Bauhaus, Max Bahr, die Hagebaumärkte und die Toom Baumärkte.
Sieben bestehende und teils geplante Bau- und Gartenmärkte der Hornbach-Gruppe in Deutschland und der Schweiz wurden im Zuge der Veräußerungs- und Rückmietungs-Strategie an die Crawford Properties Ltd., Gibraltar, hinter der der israelische Investor Igal Ahouvi steht, übertragen. Zusätzlich wurde ein in Deutschland gelegenes Fachmarktzentrum veräußert. Der Gesamtwert der Transaktion beträgt rund 200 Mio. EUR. Hornbach will mit dieser Maßnahme die Liquidität bei gleichzeitig langfristiger Standortsicherung verbessern. Die Veräußerungen erfolgen im Rahmen der Strategie, dauerhaft rund 50% der betrieblichen Immobilien im Eigentum von Konzerngesellschaften zu behalten.
Praktiker hat seinen Umsatz 2005 nach vorläufigen Zahlen von 2,93 auf 3,03 Mrd. EUR erhöht. Dies entspricht einer Steigerung von 3,4%, bzw 1,5% auf vergleichbarer Fläche insgesamt, in Deutschland verbleibt ein flächenbereinigtes Plus von 0,7%. Im Ausland führte die Expansion zu einer Umsatzsteigerung um 12,3 und flächenbereinigt um 3,4%, der Auslandsanteil nahm damit von 23,4 auf 25,4% zu. Das Vertriebsnetz der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte-Holding AG umfasste zum 31.Dezember 2005 340 Standorte, davon 275 im In- und 65 im Ausland.
Die Ava (Bielefeld) konnte ihren Einzelhandelsumsatz 2005 mit 5,55 Mrd. EUR auf Vorjahresniveau halten. Auch die Erlöse der sich in Umstrukturierung befindlichen Marktkauf-Baumärkte konnten mit 1,06 Mrd. EUR stabilisiert werden. Sehr positiv stellt sich die russische Tochter Marktkauf Russ mit ihrem Einkaufszentrum in Moskau dar, die um 22,3% auf 92,1 Mio. EUR zulegte.
aus
BTH Heimtex 03/06
(Bodenbeläge)