Nova-Studie: WPC-Kapazitäten steigen

Terrassenböden aus WPC

Die europäische Holzindustrie hat seit einiger Zeit ein neues Schlagwort: Wood-Plastic-Composites (WPC). Manche Branchenexperten prognostizieren dem Verbundwerkstoff aus Holz und Kunststoff eine große Zukunft. Die Vorteile wie Witterungsbeständigkeit und freie Formbarkeit liegen auf der Hand. Aber will der typische Europäer ein Holz-Produkt kaufen, das einen großen Anteil 'Plastik" enthält? Um den WPC-Markt genauer zu verstehen, hat das Nova-Institut Ende vergangenen Jahres eine umfangreiche WPC-Studie erstellt. Fazit: Der Markt wächst dynamisch - aber anders als beim Vorreiter Nordamerika. Dort werden jährlich bereits 700.000 t WPC produziert, das zu 53% zur Herstellung von Terrassendielen verwendet wird.

Die Herstellungsverfahren sind nicht neu und in Nordamerika schon lange etabliert. Dennoch beschäftigt sich die europäische Holz- und Kunststoffindustrie aus verschiedenen Gründen erst seit kurzem intensiver mit dem Thema WPC. Wie eine im Herbst veröffentlichte Studie des Nova-Institutes zeigt, haben sich im vergangenen Jahr die deutschen WPC-Kapazitäten von 5.000 t auf 10.000 t verdoppelt. Mindestens 17 Unternehmen produzieren momentan in Deutschland WPC-Granulate oder -produkte, einige weitere Anbieter stehen in den Startlöchern. Die Produktionskapazitäten in Europa werden vom Nova-Institut auf insgesamt 30.000 t pro Jahr geschätzt.

Zwei wesentliche Verfahren

Es gibt zwei WPC-Produktionsverfahren, die zu den traditionellen Standards der Kunststoffindustrie zählen: Das Extrusionsverfahren wird zur Herstellung linearer Profile eingesetzt, im Spritzgießverfahren lassen sich beliebig komplexe, dreidimensionale Formen erzeugen.

So unterschiedlich die Verfahren, so unterschiedlich auch die Zusammensetzung des Verbundwerkstoffs. Fast jeder Produzent schwört auf sein eigenes Rezept. Dabei variiert einerseits die quantitative Zusammensetzung. Der Anteil von Holz im Verhältnis zu Kunststoff kann zwischen 30% und 90% liegen. Andererseits unterscheiden sich die WPC-Granulate auch in ihrer qualitativen Zusammensetzung. Die Kunststoffkomponenten variieren (Polypropylen oder Polyethylen) ebenso wie die Hölzer (Nadelholz oder Laubholz, Holzfasern oder Holzspäne). Darüber hinaus bestimmen Additive die Eigenschaften des späteren Produktes. Einige Hersteller setzen UV-Stabilisatoren ein oder Fungizide zum Schutz gegen holzzerstörende Pilze, so die Studie.

Zusammensetzung bestimmt Anwendung

Diese Vielfalt macht eine Bewertung der allgemeinen WPC-Eigenschaften schwierig. Um unter anderem die anstehenden Normungsarbeiten zu begleiten und die erforderliche Forschungsarbeit abzustimmen, hat sich deswegen kürzlich eine eigene Fachgruppe WPC im Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie gegründet.

WPC bietet zwei wesentliche Vorteile gegenüber Holz: Die freie Formbarkeit der Produkte und die höhere Witterungsbeständigkeit. Allerdings sind WPC-Produkte keinesfalls so dauerhaft wie reine Kunststoffprodukte. Durch die höhere Dichte von 0,9-1,4 g/cm3 und den Kunststoffanteil 'arbeitet" der Verbundwerkstoff lediglich weniger als Holz. Das Quellen und Schwinden ist aber nicht komplett ausgeschlossen. So verweist die Studie auf wissenschaftliche Untersuchungen, die bei WPC mit einem Holzanteil von 70% nach einer Lagerung bei 23 C und 50% rel. Luftfeuchte eine Massenzunahme von zwei Prozent festgestellt haben.

Da WPC - abhängig vom Holzanteil - sehr wohl Feuchtigkeit aufnimmt, können holzzerstörende Pilze unter Umständen auch WPC befallen. Außerdem kann es im Außenbereich bereits nach kurzer Zeit zu einem Ausbleichen der Holzfasern kommen - wenn zu wenig UV-Schutzadditive beigegeben wurden.

Dennoch gilt: WPC ist dauerhafter als viele europäische Hölzer. Dadurch empfiehlt sich eine Anwendung im Außenbereich, beispielsweise als Terrassendiele. Diese Decks haben in Nordamerika einen Anteil an Produkten aus WPC von 53%. Entsprechend groß wird das Potenzial für WPC-Terrassenböden auch für Europa eingeschätzt. Gleichzeitig interessieren sich laut Nova-Institut auch andere Branchen wie u.a. die Automobilindustrie für WPC-Produkte. Aber auch in der Möbelindustrie steht dies Material wegen seiner guten Formbarkeit hoch im Kurs. Anders als in Nordamerika erwartet das Institut deswegen in Europa ein wesentlich breiteres Anwendungsspektrum für WPC.
aus Parkett Magazin 02/06 (Bodenbeläge)