Gespaltene Entwicklung der deutschen Holzwerkstoffindustrie
Sehr differenziert war die Situation 1999/2000 in der deutschen Holzwerkstoffindustrie. Die Nachfrage nach Spanplatten hat sich seit Ende 1999 belebt. Damit konnten nicht nur die bestehenden hohen Lagerbestände auf ein Normalmaß abgebaut, sondern sogar Preiserhöhungen durchgesetzt werden. Für die nahe Zukunft wird bei absolut unbefriedigender Baukonjunktur im Inland auf einen weiterhin guten Verlauf des Exportgeschäfts gesetzt - auch in Richtung Osteuropa. Der Absatz an die Möbelindustrie läuft - mit Ausnahme der Küchenmöbelhersteller - relativ gut und lässt auf eine weitere Stabilisierung oder ein leichtes Umsatzplus hoffen.
Langfristig geht die Holzwerkstoffindustrie davon aus, dass die gegenwärtigen Krisen und Unsicherheitsfaktoren lediglich zu einer vorübergehenden Dämpfung der wirtschaftlichen Entwicklung in der Branche führen. So ist es auch zu erklären, dass trotz der bestehenden europaweiten Überkapazitäten weitere Span- und MDF-Produktionsanlagen im Bau sind. Allein in Deutschland kann im Jahr 2000 eine Menge von über 1,5 Mio. m
3 an Holzwerkstoffen mehr produziert werden. Insbesondere MDF-, aber auch OSB-Platten, für die bei einem aktuellen Verbrauch von ca. 200.000 m
3 bei vielfacher Oberkapazität in und um Deutschland herum weitere Kapazitäten entstehen werden.
Eine gänzlich andere Entwicklung erlebt die deutsche Sperrholzindustrie. Wegen der hohen Lohn- und der extrem gestiegenen Rohstoffkosten werden vor allem die Buchenfurnierplatten-Hersteller immer mehr in die Defensive gedrängt. In Inland werden nur noch 10 % des jährlichen Verbrauchs von ca. 1 Mio. m
3 produziert. Dazu wächst die Konkurrenz aus dem Osten. Zum Beispiel drängen Tischlerplatten "zu konkurrenzlos niedrigen Preisen" nach Deutschland. Da die Voraussetzungen sich nicht ändern werden, ist für die deutschen Sperrholzhersteller derzeit keine optimistische Prognose möglich.
aus
BTH Heimtex 01/01
(Holz)