Designbeläge 2011

Grenzenlose Gestaltungsfreiheit

Nicht nur konstante jährliche Zuwachsraten von mehr als 5 % machen elastische Designbeläge zu einer der derzeit spannendsten Produktgattungen bei Bodenbelägen. Auch die Vielfalt authentischer bzw. fantasievoller Dekore, ihre hohe Belastbarkeit und günstige Pflegeeigenschaften nehmen Verarbeiter und Verbraucher für die auch als LVT geführten Produkte ein. Unser aktueller Marktüberblick macht aber nicht bei den Belägen halt, sondern widmet sich auch den Verlegewerkstoffen, die für eine fachgerechte Verarbeitung nötig sind. Denn auch wenn inzwischen immer mehr Systeme zum Klicken auf den Markt kommen, sind Designbeläge noch in erster Linie ein Profi-Produkt zum Verkleben.

Designbeläge sind aktuell eine der wenigen Bodenbelagsgattungen, die Jahr für Jahr höhere Absatzzahlen erreichen. Unbeeindruckt von Wirtschafts- und Finanzkrisen und noch nicht in einem ruinösen Verdrängungswettbewerb über den Preis gefangen, erschließen sich die auch als LVT (Luxury Vinyl Tile) bezeichneten Produkte neue Märkte und sorgen bei Fachhandel, Handwerk und natürlich auch im Großhandel für gute Stimmung.

Der Markt wächst zweistellig

Zwar veröffentlicht der zuständige Fachverband der elastischen Bodenbelagshersteller (FEB) prinzipiell keine absoluten Zahlen, sondern äußert sich lediglich zu Entwicklungstendenzen. Aber der Studie "Der Bodenbelagsmarkt Deutschland/Österreich/Schweiz bis 2012", erschienen im SN-Verlag, ist zu entnehmen, dass der Markt allein in Deutschland zwischen 2006 und 2010 von 4,1 Mio. auf 6,1 Mio. m gewachsen ist. Und bis 2012 soll der Absatz nochmals um fast 15 % auf dann 7,0 Mio. m zulegen (siehe Grafik rechts).

Nicht schlecht für ein Produkt, das es in Großbritannien schon seit den 1960er Jahren gibt, aber bis in die 1990er Jahre eher ein Nischendasein fristen musste. Dann gelang der Sprung über den Kanal, nicht zuletzt, weil die Designs auf den kontinentalen Geschmack hin abgestimmt wurden.

Die Dekore dürften auch heute zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren der Designbeläge zählen. Der technische Fortschritt ermöglicht immer authentischere Nachbildungen. Vor allem Holzimitationen sind bei den Kunden gefragt. Natürlich fehlen auch Steinoptiken in keinem Sortiment. Aber spätestens seit der Einführung des Digitaldrucks sind die gestalterischen Grenzen praktisch aufgehoben. Hinzu kommt eine stetige Weiterentwicklung bei der Prägetechnik, so dass etwa die Beläge nicht nur wie ein Holzboden aussehen, sondern sich auch so anfühlen: Maserungen und Astlöcher sind originalgetreu nachempfunden.
Das überzeugt zunehmend auch den Endverbraucher und die LVTs sind im privaten Bereich zu einer Ernst zu nehmenden Konkurrenz für Laminat geworden. Noch haben die Designbeläge ihre Domäne aber im Objekt. Kamen sie hier früher vor allem in Kaufhäusern und - aufgrund ihrer Resistenz gegen den Schmirgeleffekt abgeschnittener Haare - in Friseursalons zum Einsatz, findet man sie heute allgemein im Shopdesign, aber auch in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, der Gastronomie und Hotellerie. Neben der hohen Belastbarkeit überzeugen die Beläge dort auch durch einfache und kostengünstige Reinigung. Und: Dank identischer Dekore in unterschiedlichen Nutzschicht-Stärken bieten die LVTs ein Höchstmaß an Flexibilität bei der Gestaltung unterschiedlich beanspruchter Flächen.

Zahl der Anbieter nimmt kontinuierlich zu

Dieser Erfolg weckt Begehrlichkeiten und so wächst die Menge der Anbieter ebenso konstant wie die Absatzzahlen. Neben den quasi traditionellen Herstellern von PVC-Belägen waren es zunächst Korkbodenanbieter, die ihre Sortimente um Kollektionen mit einer Vinyl-Oberfläche erweiterten. Heute tummeln sich aber auch Firmen aus dem Laminat- und Parkettbereich auf dem Markt. Die Gesamtzahl dürfte sich auf 50 bis 60 Anbieter belaufen.

Wobei die Zahl der tatsächlichen Hersteller von Designbelägen in Europa eher überschaubar ist. Über eigene Fertigungsstätten verfügen lediglich Armstrong in Bietigheim-Bissingen, Tarkett im luxemburgischen Clervaux und Forbo in Coevorden (Niederlande); im Laufe des Jahres soll außerdem die Produktion bei IVC im belgischen Avelgem anlaufen. Die übrigen Firmen kaufen die Rohware zumeist in Asien und konfektionieren sie dann für ihre Kollektionen. Es gibt aber auch reine Handelsgesellschaften.

Kleben, legen, klicken

Der Begriff Designbelag ist nicht eindeutig definiert, eine diesbezügliche Norm existiert nicht. Allerdings gelten die Normen für elastische Bodenbeläge EN 649 (Homogene und heterogene Polyvinylchlorid-Bodenbeläge) und EN 14085 (Spezifikationen für Fußbodenpaneele für lose Verlegung) sowie die EN 660 bezüglich des Verschleißverhaltens und die EN 14041 hinsichtlich der Rutschfestigkeit. In Bezug auf die Beanspruchungsklassen (EN 685) werden dank unterschiedlicher Nutzschicht-Stärken praktisch alle privaten, gewerblichen und sogar einige industrielle Einsatzbereiche abgedeckt.

Auch wenn also eine genaue Definition eines Designbelages fehlt, sind es im Wesentlichen vier Produktvarianten, die unter dieser Bezeichnung zusammengefasst werden:

1.Der "klassische" Designbelag ist ein heterogener, also mehrschichtiger PVC-Boden. Er wird zu einem Teil in Etagenpressen gefertigt, aber auch als Rollenware auf kontinuierlichen Produktionsanlagen. Anschließend wird konfektioniert in einzelnen Elementen wie Fliesen, Planken, Dielen oder Akzentstreifen. Ihr Dekor erhalten die Beläge durch ein entsprechendes Foto, das durch eine transparente Nutzschicht geschützt wird. Eine PU-Versiegelung sorgt in den meisten Fällen dafür, dass der Boden auch größeren Belastungen standhalten kann. Sie macht auch die Einpflege überflüssig. Klassische Designbeläge werden in der Regel vollflächig verklebt, was sie zu einem absoluten Profi-Produkt macht.

2.Inzwischen gibt es auch selbstklebende Designbeläge. Sie sind auf der Rückseite mit einer Beschichtung versehen, mit deren Hilfe sie am Untergrund befestigt werden. Das erleichtert auch dem Laien die Verarbeitung, daher findet man diese Produkte auch in Bau- und Heimwerkermärkten. Eher etwas für Spezialisten sind selbstliegende Designbeläge. Hier sorgt eine spezielle Rückenbeschichtung dafür, dass die Böden ohne den Einsatz von Klebstoff verlegt werden können. Sie kann magnetisch sein, über ein hohes Eigengewicht verfügen und/oder durch ihre spezielle Oberfläche einen Vakuumeffekt erzeugen. Vor allem im Messebau ist das ein Pluspunkt, denn nach der zeitlich befristeten Nutzung lassen sich die Beläge problemlos wieder aufnehmen.

3.Mit dem Einstieg der Anbieter von Kork-, Parkett- und Laminatböden in den LVT-Markt entstanden die Design-Fertigböden auf HDF-Träger, auch Vinyl-Fertigböden genannt. Auf den HDF-Träger wird die PVC-Oberschicht kaschiert und gegebenenfalls mit einem Gegenzug aus Kork versehen. Darüber hinaus verfügen die Produkte über ein Klick-System. Sie eignen sich so zur schwimmenden Verlegung, sehr zur Freude des Heimwerkers.

4.In die gleiche Richtung zielen Design-Fertigböden mit einem PVC-Träger. Die heterogenen PVC-Beläge werden ebenfalls mit einem Klick-System versehen und eigenen sich daher auch für den Vertrieb über die DIY-Schiene.


Verlegewerkstoffe für den Profi

Werden Designbeläge verklebt, stellt dies hohe Anforderungen an den Bodenleger. Aufgrund ihrer vielfältigen, teilweise sehr individuellen Muster, Abmessungen und ihres spezifischen Aufbaus ist besondere Aufmerksamkeit bei Untergrundvorbereitung und Klebung vonnöten. Um so mehr müssen sich die Verarbeiter auf die zugesicherten Eigenschaften der verwendeten Verlegewerkstoffe verlassen können, insbesondere auf die zum Einsatz kommenden Klebstoffsysteme als zentrales Bindeglied zwischen Belag und Untergrund.

Von vielen Bodenbelags- und Klebstoffherstellern wird eine Verklebung mit einem Nassbettklebstoff empfohlen. Nur so kann eine Fugenbildung des Belages dauerhaft reduziert werden. Verbesserte Ergebnisse in Bezug auf Maßhaltigkeit erhält man bei der Verwendung von faserverstärkten Nassbettklebstoffen. Möglich ist auch der Einsatz von Dispersionshaftklebstoffen oder Reaktionsharzklebstoffen (PU/EP).
Seit rund zwei Jahren gibt es die vollflächige Fixierung mit Rollklebstoff, wobei die Bezeichnung Rollfixierung wohl korrekter wäre: Nur rund 80 g/m sorgen dafür, dass der Designbelag auf dem Untergrund bleibt. Verlässliche Aussagen in Bezug auf die Maßhaltigkeit gibt es bei diesen Produkten noch nicht. Eine dritte Möglichkeit zur Verklebung sind Trockenklebstoffe, vereinfacht ausgedrückt eine von beiden Seiten klebende Folie.

Aber egal, für welche Variante man sich entscheidet: Eine normgerechte Untergrundprüfung und Untergrundvorbereitung ist Grundvoraussetzung für eine Designbelagsverlegung. Die Bestimmungen der DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten sind zwingend zu beachten, insbesondere hinsichtlich Trockenheit, Ebenheit und Festigkeit des Untergrundes. Nicht zwingend, jedoch von fast allen Herstellern von Verlegewerkstoffen empfohlen, ist ein Spachteln der zu verlegenden Flächen mit geeigneten Ausgleichsmassen - mindestens 2, besser 3 mm.

Auf den nächsten 42 Seiten geben wir einen umfassenden Einblick in die aktuellen Kollektionen der Anbieter von Designbelägen. Auf den Seiten 52 bis 67 finden Sie zudem eine tabellarische Übersicht inklusive besonderer Produkteingenschaften zur schnellen Orientierung. Und ab Seite 68 werden Verlegewerkstoffe vorgestellt, die für einen problemlosen Einbau der Designbeläge sorgen sollen.

Vorteile und Grenzen von Designbelägen


Der Siegeszug der Designbeläge basiert auf den vielen Vorteilen, die sie im Vergleich zu anderen Hartböden, aber auch gegenüber textilen Bodenbelägen vorweisen können. Allerdings haben sie auch ihre Grenzen, die man bei aller Euphorie nicht außer Acht lassen sollte.

Vorteile
-Nahezu grenzenlose Design-Vielfalt von Holz-, Stein- und Metalloptiken über Abstraktes und Fantasiedesign bis zu Kombinationen
-Individuelle Bodengestaltung durch das Zusammenspiel verschiedener Verlegeelemente
-Gleiche Dekore in unterschiedlichen Nutzschicht-Stärken für Flächen unterschiedlicher Beanspruchung
-Unterschiedliche Dekore in gleicher Aufbauhöhe
-Günstigere Trittschalleigenschaften als Laminatböden und andere Hartbeläge
-Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit (in Abhängigkeit von Einsatzbereich und Nutzschicht-Stärke)
-Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit
-Niedrige Einbauhöhe, daher ideal für Renovierungen
-Einfaches Austauschen beschädigter Elemente
-Ersteinpflege in der Regel durch die PU-Vergütung nicht erforderlich
-Geringer Pflegeaufwand


Grenzen
-Designbeläge auf HDF-Träger sind weniger feuchteresistent
-Designbeläge ohne HDF-Träger sind bei großer Wärme bzw. Kälte nicht völlig dimensionsstabil
-Verklebte Designbeläge erfordern absolut ebene Untergründe, weil mangels Träger keine Unebenheiten ausgeglichen werden können
-PVC kommt als Produkt der Chlorchemie immer wieder in die Kritik

Wohin geht der Trend?


-Zu größeren Formaten - sowohl in der Länge als auch in der Breite
-Zu immer authentischeren Holzimitationen in allen Farbgebungen
-Zu Fantasiedekoren, die auf Holzoptiken aufbauen und verfremdet werden
-Zu abstrakten, postmodernen Dessins
-Zu dünneren Nutzschichten und häufigerem Austausch
-Mehrheit der Anbieter setzt weiterhin auf Beläge zum Verkleben
-Klickvarianten vergrößern ihren Anteil
aus BTH Heimtex 05/11 (Bodenbeläge)