VdP-Jahresbilanz 2005 lässt Fragen offen

Verbrauch im Minus, Produktion im Plus

Der Parkettverbrauch in Deutschland belief sich 2005 auf 19,8 Mio. qm und blieb damit um 3,1% hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Zu diesem Ergebnis kommt die amtliche Statistik, die jedoch vom Verband der deutschen Parkettindustrie (VdP) in Frage gestellt wird. Der Verband meint, dass der Inlandsumsatz über alle Produkte hinweg sogar um 8% zurückging. Unzweifelhaft ist, dass die Einbußen in erster Linie zu Lasten des Mosaikparketts gingen. Die Parkettproduktion hingegen erhöhte sich im vergangenen Jahr deutlich um 4,4%.

Die VdP-Jahresversammlung fand erstmals im Hause des Hauptverbandes der deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH) in Bad Honnef statt. Er hat die Geschäftsführung des VdP übernommen und will dabei auch Aufgaben in den Bereichen Marktanalyse und Marketing wahrnehmen. Den VdP-Jahresbericht erläuterte letztmalig der bisherige langjährige VdP-Geschäftsführer Hermann Wegelt, bevor er anschließend vom Vorsitzenden Ralph Plessmann in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Verbrauchsrückgang bei allen Parkettarten

Die Bilanz des Jahres 2005 weist sowohl positive als auch negative Entwicklungen auf. Das Gesamtergebnis des Inlandsverbrauchs kam für den VdP nicht unerwartet. Aufgrund eigener Erhebungen und im Vorgriff auf die amtliche Statistik war bereits mit einem Verbrauch von 19,7 Mio. qm gerechnet worden. Die nunmehr amtlichen 19,8 Mio. qm bedeuten gegenüber dem Vorjahr eine Mindermenge von rund 600.000 qm bzw. einen Rückgang um 3,1%.

Zumindest in der Gesamtverbrauchsmenge sind sich das Statistische Bundesamt und der VdP einig. Darüber hinaus monierte und korrigierte der VdP wieder - wie seit Jahren - etliche Ungereimtheiten und offensichtliche Fehler in der amtlichen Statistik. Wichtige Daten wurden in Bad Honnef entsprechend kommentiert.

Mit einem Inlandsverbrauch von 16,8 Mio. qm - entsprechend einem Marktanteil von 84,8% - beherrscht Mehrschichtparkett unangefochten das Feld. Gegenüber 2004 konnte der Marktanteil sogar um 2,1%-Punkte gesteigert werden. Der für 2005 ermittelte Rückgang des Verbrauchs um 100.000 qm (-0,6%) fällt vergleichsweise gering ins Gewicht. Dagegen ist vor allem Mosaikparkett weiterhin von schwindender Nachfrage betroffen. Der Marktanteil sank binnen Jahresfrist von 7,9% auf 5,3%. Der Verbrauch ging um 500.000 qm bzw. 31,3% auf 1,1 Mio. qm zurück. Nur Stabparkett konnte sich der amtlichen Statistik zufolge mit 1,9 Mio. qm auf Vorjahresniveau halten. Diese Menge entspricht einem Marktanteil von 9,9%.

Massivparkettproduktion weiter unter Druck

Von der Entwicklung bei Massivparkett - insbesondere Mosaikparkett - sieht sich der VdP seit Jahren besonders betroffen und herausgefordert. In Bad Honnef wurde darauf hingewiesen, dass die deutsche Massivparkettproduktion in den letzten zehn Jahren um insgesamt 78,4% zurückgegangen ist. 23 Mitgliedsfirmen, die ausschließlich oder überwiegend Stab- und Mosaikparkett herstellten, haben seither die Produktion eingestellt oder ins Ausland verlagert. Die Hälfte sei nach Konkurs- oder Insolvenzantrag ausgeschieden. Gleichzeitig regt sich aber auch Hoffnung: Nach jahrelangem Abwärtstrend konnte die deutsche Mosaikparkettproduktion im 1. Quartal 2006 erstmals wieder zulegen - zwar nur um 6.000 qm, aber damit immerhin um 8% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2005. Mengenmäßig auf dem Stand eines Nischenprodukts angekommen, sollte Mosaikparkett diese Situation als Chance nutzen, meinte Hermann Wegelt. "Vielleicht sollte es ganz gezielt als Nischenprodukt beworben werden. Möglicherweise gelingt damit eine Wiederbelebung".

Steigender Anteil deutscher Produkte am Inlandsverbrauch

Als positive Tendenz beobachtet der VdP, dass deutsche Produkte ihren Anteil am Inlandsverbrauch in letzter Zeit zunehmend erhöht und die Importe zurückgedrängt haben. 2005 wurden durchschnittlich etwa 30% des Inlandsbedarfs mit deutschen Produkten gedeckt. Das entsprach einer Menge von rund 6Mio. qm Parkett und damit etwa der Hälfte der deutschen Gesamtproduktion.

Insbesondere bei Mehrschichtparkett, so der VdP, habe sich das Verhältnis in den letzten drei Jahren "ständig und spürbar zugunstendeutscher Produkte" geändert. Vorsitzender Ralph Plessmann schätzt den Anteil deutschen Mehrschichtparketts am Inlandsverbrauch auf 32%. Steigenden Anteil am Inlandsverbrauch verzeichnet auch Stabparkett. Etwa ein Drittel der Gesamtproduktion blieb 2005 im Lande und deckte damit etwa 17% des Verbrauchs. Bei Mosaikparkett, bei dem die Inlandsproduktion bis 1989 höher war als der Inlandsverbrauch und der heimische Markt klar von eigenen Produkten dominiert wurde, ist der Anteil deutscher Ware am Inlandsverbrauch heute mengenmäßig mit etwa 10% äußerst gering und kaum noch darstellbar. In der VdP-Grafik 2005 ist er auf Null gesetzt.

Produktionsanteil von Mehrschichtparkett über 90 Prozent

Als erfreulich bezeichnete es Ralph Plessmann, dass die Gesamtproduktion 2005 gesteigert werden konnte. Mit insgesamt rund 11,7 Mio. qm lag sie um 452.430 qm bzw. 4,4% über dem Vorjahresergebnis. Die Produktionsmenge verteilte sich - der vom VdP überarbeiteten Statistik zufolge - zu 90,52% auf Mehrschichtparkett, 7,25% auf Stabparkett und 2,23% auf Mosaikparkett.

Die Produktionsmenge von 848.000 qm bei Stabparkett wird vom VdP in Frage gestellt. Der VdP meint, dass 22 mm, 14/16mm sowie 10 mm-Massivparkett unter der statistischen Warenbeschreibung "Stäbe und Friese für Parkett" irrtümlich und irreführend verkürzt zu dem Begriff Stabparkett zusammengefasst worden sind. Der VdP setzt die eigentliche Stabparkettproduktionsmenge statt bei 848.000 qm bei 700.000 bis 750.000 qm an.

Umsatzmäßig schnitt Stabparkett 2005 überproportional gut und im Vergleich mit den anderen Parkettarten am besten ab (siehe Tabelle).

Importe rückläufig

Der Importdruck, gegen den sich deutsche Produkte auf dem heimischen Markt behaupten müssen, hat sich in den letzten beiden Jahren deutlich verringert. Hinsichtlich exakter Zahlen liegt der VdP indes mit dem Statistischen Bundessamt im Dauerclinch. Auf Vorhalt wurden dort für viele Fehler nicht weniger als 15 Gründe genannt. Nachdem die amtlichen Zahlen für 2005 vom VdP korrigiert wurden, zeigt sich folgendes Bild:

"Importentlastung" gab es aus Sicht des VdP bei allen Produktarten. Besonders profitierten Stabparkett (-4,9%) und Mehrschichtparkett (-4,1%). Bei Mosaikparkett war der Rückgang der Importe (-29,6%) noch deutlich höher, aber die schwache Nachfrage verhinderte, dass dies den deutschen Herstellern wesentliche Vorteile brachte.

Insgesamt gelangten 13,91 Mio. qm importiertes Parkett auf den deutschen Markt - rund 900.000 qm weniger als 2004, als auch bereits ein Rückgang gegenüber 2003 verzeichnet wurde. Der Löwenanteil entfiel auf Mehrschichtparkett (11,23 Mio. qm - entsprechend einer Minderung um 480.000 qm). Die Stabparkett-Einfuhren beliefen sich auf 1,64 Mio. qm - beträchtliche 86.000 qm weniger als 2004. Und beim importierten Mosaikparkett (1,04 Mio. qm) sank die Menge gegenüber dem Vorjahr sogar um 440.000 qm. Die Ursache für die teilweise im zweistelligen Prozentbereich zurückgehenden Importe aus Osteuropa sieht der VdP in den Währungsaufwertungen dieser Länder. So wurden der polnische Zloty seit 2004 um 22%, der kroatische Zuna um ca. 8% und der ukrainische Grwina um 14% aufgewertet.

Die umfangreichsten Importe kamen 2005
- bei Stabparkett (Eiche) aus der Ukraine (237.168 qm), mit weitem Abstand gefolgt von Brasilien, Tschechien, Ungarn und Belgien. Polen fiel auf den achten Platz zurück.
- bei Stabparkett (andere Laubhölzer) aus Polen, Österreich und Rumänien.
- bei Mehrschichtparkett (Warennummer 4418 30 91) aus Österreich (2,1 Mio. qm), Schweden (1,4 Mio. qm), Indonesien (614.675qm), Thailand (549.279 qm), Litauen (479.057qm), Norwegen (378.587qm) und Malaysia (360.677 qm).
- bei anderem Mehrschichtparkett (Warennummer 4418 30 99) aus Luxemburg (666.657 qm), Österreich (612.321 qm), Frankreich (475.272 qm) und der Schweiz (365.604 qm).

Die durch den Einfuhrrückgang gewonnenen Spielräume wurden von den deutschen Herstellern allerdings kaum genutzt.

Stattdessen ginge "der ruinöse Preiswettbewerb insbesondere bei Eiche-Stabparkett offenbar zunehmend von deutschen Herstellern aus", wundert sich Ralph Plessmann. Obgleich die deutlich rückläufigen Importmengen aus osteuropäischen Niedriglohnländern sowie die eigene Kostensituation eine Preisanhebung ermöglichen bzw. erfordern würden, seien am Markt Dumpingpreise bis zu 10 EUR/qm zu beobachten.

Preisanpassung dringender denn je

Da der Importdruck in letzter Zeit etwas nachgelassen hat und eine neue Teuerungswelle - vor allem bei Holz - zu erwarten ist, sieht der VdP-Vorsitzende für die deutschen Hersteller den Zeitpunkt für Preiserhöhungen gekommen. Einsparungspotenziale seien durch Rationalisierung inzwischen voll ausgeschöpft. Einhellig wurde von Mitgliedern die Meinung geteilt, dass vor allem bei Eiche und einigen Tropenhölzern mit weiter zunehmender Verknappung ein starker Preisanstieg "bis zu 30%" zu erwarten sei. Hermann Wegelt unterstrich: "Die Notwendigkeit einer schrittweisen Anpassung der Verkaufspreise an die gestiegenen und weiter steigenden Kosten ist dringender denn je."

Export von Mehrschichtparkett legt zu

Der Exporterfolg der deutschen Parkettindustrie setzte sich 2005 fort, konzentrierte sich aber ausschließlich auf Mehrschichtparkett. Hier konnte ein Plus von 2,9% erzielt werden. Dagegen nahm die Auslandsnachfrage nach Stab- und Mosaikparkett um 7,2 bzw. 7,3% ab.

Die wichtigsten Exportländer für die deutschen Parketthersteller waren 2005 nach Parkettarten gegliedert:

- für Mosaikparkett die Schweiz, Belgien, Dänemark, Finnland und Österreich
- für Stabparkett (Eiche) die Schweiz, Großbritannien und Russland
- für Stabparkett (andere Laubhölzer) Kanada und die USA, die Schweiz, Spanien, Russland und Großbritannien
- für Mehrschichtparkett (Warennummer 4418 30 91) die Schweiz (907.000 qm), Österreich (630.000 qm), Norwegen (385.000 qm), Spanien 265.000 qm) und die USA (257.000 qm).
- für anderes Mehrschichtparkett (Warennummer 4418 30 99) Russland (139.164 qm), Österreich (130.323 qm) und die Schweiz (111.350 qm).

Unsichere Prognosen für 2007

Der VdP sieht keine Anzeichen für ein stabiles Umsatzwachstum. In seiner Marktbetrachtung verwies Ralph Plessmann auf die Baumarktentwicklung im In- und Ausland. Positive Meldungen über den Geschäftsklimaindex der deutschen Bauindustrie bezögen sich in erster Linie auf den Nicht-Wohnungsbau und würden darüber hinaus "sehr stark durch die Exporterfolge der deutschen Global-Player beeinflusst". Als Tatsache stehe dem entgegen, dass die Zahl der Baugenehmigungen und Baufertigstellungen in Deutschland weiterhin rückläufig ist. Zu erwarten seien 2006 allenfalls eine Stabilisierung im Neubausektor und ein leichtes Anziehen der Renovierungstätigkeit, 2007 dann aber ein neuerlicher Rückfall. Experten prognostizieren eine Stagnation bis ins Jahr 2020, warnte Plessmann.

Der schwierigen Binnenmarktsituation stehe die Entwicklung in etlichen Ländern Europas kaum nach: "Von Exporten nach dort ist keine Stimulation zu erwarten", glaubt Plessmann. Er verwies auf Spanien, Frankreich und England - bisher gute Absatzmärkte, die aber inzwischen selbst von einer zunehmend erlahmenden Wohnungsbautätigkeit betroffen seien. Lediglich Schweden und die Niederlande gelten als weiterhin interessante, jedoch kleine Märkte. Hoffnungen konzentrieren sich daher einzig auf Osteuropa mit seinem enormen Nachholbedarf.

Die Zahl der Parketthersteller in Deutschland wird derzeit mit 32 angegeben. Im Bereich Massivparkett nimmt sie seit Jahren ab, bei Mehrschichtparkett hält sich die Zahl konstant.

Seit 1995 haben 26 Mitgliedsbetriebe, die ausschließlich oder überwiegend Massivparkett herstellten, die Produktion in Deutschland beendet. Damit gingen 3,5 Mio. qm Produktionsleistung verloren. Die letzten neun Produktionseinstellungen erfolgten in den Jahren 2001 bis 2005. Vier Firmen gaben aufgrund eines Insolvenzantrags den Geschäftsbetrieb auf.

Der VdP erwartet, dass weitere Hersteller bei Massivparkett, insbesondere Produzenten von Mosaikparkett, 10 mm Massivparkett sowie 22 und 14/16 mm Stabparkett ganz aufgeben, ins Ausland verlagern oder sich Mehrschicht-Produkten zuwenden werden - mit der Folge, dass die Zahl der Mehrschichtparkett-Hersteller steigen dürfte.
aus Parkett Magazin 03/06 (Bodenbeläge)