Immer mehr Konkurrenz für europäische Hersteller
China will 40 Prozent seiner Holzfußböden exportieren
Mit über 4.000 Holz-, 800 Laminatboden- und 100 Fertigparkettherstellern besitzt China die weltweit umfangreichste Hartbodenindustrie. Auch bei Verbrauchszahlen ist sein nationaler Markt der größte der Welt. Schon bald wird die geballte Macht nach außen drängen. Im Jahr 2010, so die Prognose, wird China rund 500 Mio. qm pro Jahr auf den Markt werfen. Die Kapazität soll 830 Mio. qm umfassen.
Eine Studie der Beijing Xiangfei Market & Investigation auf der Basis von 340 großen Produzenten und Handelsunternehmen errechnete für 2004 einen chinesischen Anteil an globaler Holzbodenproduktion von 21%. In den vergangenen 10 Jahren hat Chinas Fußbodenindustrie einen gewaltigen Aufschwung erlebt. 2004 wurden bei einer Kapazitätsauslastung von 60% rund 3,1 Mrd. EUR erwirtschaftet. Längst muss es mehr sein, nimmt man den überwältigenden Umfang der Domotex Shanghai 2006 als Maßstab. Die jährliche Wachstumsrate liegt zwischen 15 und 25%. Der inländische Bedarf wird zu 95% aus eigener Herstellung gedeckt. Das alles fördert auch Zulieferindustrien wie Dekordrucker, Platten- und Verlegewerkstoffhersteller.
Um seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, hat China in jüngster Zeit eine Reihe von Reformen auf den Weg gebracht. Statt sozialistischer Fünfjahrespläne werden Investitionen nach Markterfordernissen getätigt. Produktvielfalt, Qualitätskontrolle, Vertrieb und Service wurden verbessert. Schlechte Qualitäten, sagen Beobachter, verschwinden allmählich vom Markt. Nicht zuletzt Patentstreitigkeiten sind eine Herausforderung für chinesische Entwicklungsabteilungen. Derzeit halten Chinesen in diesem Bereich erst drei internationale Patente.
Binnenmarkt mit Schwankungen, Export im Aufwind
China erlebt eine starke Nachfrage nach Laminatboden. Der Inlandsabsatz ist mit über 150 Mio. qm pro Jahr doppelt so hoch wie der von Massivholzprodukten. Mehrschichtparkett liegt noch zurück, holt aber auf. Für 2006 wird ein Zuwachs von 30-50% erwartet. Der Laminatbodenbedarf soll um 15% steigen und auch für den Massivholzboden wird ein Plus von 15-20% geschätzt.
Im Binnenmarkt sehen chinesische Analysten bis ins Jahr 2007 eine Abschwächung des heimischen Baubooms, doch soll die Baukonjunktur 2008 wieder anziehen. Das wird dem Fußbodensektor einen erneuten Schub bescheren. Daneben rückt der Export verstärkt ins Visier chinesischer Hersteller. In vier Jahren, so die Einschätzung, werden 40% der Holzprodukte im Ausland vertrieben. 2004 waren es schon 20% des Massivholzbodens, 40% des Fertigparketts und über 20% des Laminatbodens. Im Zuge von Konsolidierungsbestrebungen werden sich bald 20% der Firmen 80% des Marktes teilen. Die Anzahl der Massivbodenanbieter nahm 2005 schon deutlich ab. Von drei bis fünf großen chinesischen Markenherstellern wird künftig das Know-how erwartet, patentfähige neue Produkte auf den Markt zu bringen.
Ein flexibler Währungskurs hat Investitionen in China und Exporte begünstigt. Während im Jahr 1985 ein US Dollar noch 2,8 chinesische Yuan wert war, bekommt man heute 9 Yuan. Die chinesische Regierung ist bestrebt, ihrer Industrie ein positives Exportklima zu schaffen. Der Aufbau von zentralen Standorten mit allen Zulieferprodukten in Changzhou (Jiangsu Provinz), Nanxun (Zhejiang Provinz), Shenzhen und Shanghai lockt ausländisches Kapital. Handelsschranken, Zollabfertigung, Logistik, Rohmaterialeinkauf, Wechselkurse und vieles mehr haben in den vergangenen zwei Jahren Erleichterungen erfahren. Neue Eisenbahnverbindungen nach Russland haben den Holznachschub gefördert.
In Nordamerika haben die Chinesen ein festes Standbein im Markt. Guangzhou F. Wood Flooring beispielsweise konnte in den USA erfolgreich Vertriebskanäle aufbauen. In Europa dagegen arbeiten chinesische Unternehmen bisher kaum auf eigene Rechnung. Eher kooperieren sie mit internationalen Händlern oder bilden Joint Ventures. In diesem Rahmen plant Power Dekor, seinen Ausstoß an Mehrschichtparkett für den schwedischen Anbieter Kährs bis Ende 2006 auf 3Mio. qm zu verdoppeln. Ebenfalls Dreischichtparkett bietet Sihe Wood in seiner jungen Tactics Collection an. Das Unternehmen aus Shanghai sucht in Europa Verkaufsrepräsentanten. Ein Lager existiert bereits.
Westliche Bodenmarken nutzen den chinesischen Niedriglohn, um kostengünstig zu produzieren. Die erforderliche Qualität lässt sich erreichen, denn deutsche Maschinenhersteller wie Weinig, Homag, Dieffenbacher und Leuco liefern die notwendigen Anlagen. Es heißt, hochwertiger Laminatboden, der in Deutschland 18,80 EUR pro qm kostet, könne China in gleicher Güte für 10,44 EUR angeboten werden.
Umfragen unter 118 chinesischen Vollsortimentern ergeben ein recht ausgeglichenes Bild der Exportausrichtung. 40% bevorzugen den nordamerikanischen Markt, 42% orientieren sich in Richtung EU und Russland, 44% setzen auf Asien, 11% vertreiben in den Ozeanischen Raum und 5% tendieren nach Lateinamerika und Afrika. Zum Vergleich: Der Anteil am weltweiten Holz- und Laminatbodenverbrauch in den drei entscheidenden Regionen beläuft sich auf 19% in Nordamerika, 38% in Europa und 41% in Asien.
Das Reich der Mitte kauft über ein Viertel der weltweit verfügbaren Rohholzstämme. Laubholzimporte aus Nordamerika sind um 30%, aus Europa sogar um 67% gestiegen. Das treibt die Preise. Um 2000 war Buche noch ein beliebtes Holz in China. Sturmschäden in Frankreich sorgten für gute Lieferbedingungen. Auch Deutschland gehörte zu den großen Versorgern. Mittlerweile wird nur noch wenig Buche-Boden hergestellt. Eiche aus Nordamerika und Russland sowie Tropenholz aus Asien sind erste Wahl. Im Hafen von Zhang Jia Gang wurden 2004 allein 3 Mio. Kubikmeter von 300 verschiedenen Tropenholzarten im Wert von 400 Mio. EUR umgeschlagen. Exoten werden zum raren Gut.
Einige chinesische Hersteller haben sich direkten Zugriff auf Holz in aller Welt gesichert. Anxin Flooring, mit 1.400 Mitarbeitern größter Holzbodenhersteller Chinas, besitzt Wald und eine Decklagenfabrik in Curutiba, Brasilien. Seine sechs Parkettlinien in Shanghai haben eine Kapazität von 3 Mio. qm. Ein anderes Unternehmen, Tonghua Linchuan Wood, hat ein Werk im afrikanischen Gabun etabliert.
Holzfertigprodukte wie Leisten oder Spanplatten unterliegen in China einem Einfuhrzoll. Rohholz dagegen nicht. Auch Halbfertigprodukte, die von Unternehmen in Freihandelszonen für Exportware benötigt werden, sind steuerfrei. Zwar gibt es Gerüchte, die chinesische Regierung wolle solch indirekte Subventionen abbauen, doch auch in China hat sich eine Lobby etabliert, die für die heimische Branche kämpft. Ihr geht es derzeit darum, über staatliche Kanäle Einfuhrbarrieren in Europa und Nordamerika zu überwinden. Dumping- und Patentklagen stehen den chinesische Unternehmen im Weg.
Aktuelle Marktstudien zum Thema
China Wood Floor Industry Report (02/2006), von Beijing Xiangfei Market & Investigation, www.chinawood.org
Analysis and New Developments on the Chinese Hardwood Market, erstellt für die European Hardwood Conference (11/2005) von Li Hongfan, China Wood International
Chinas Timber/Wooden Flooring Products Market, Oktober 2005
World Carpets & Flooring to 2008 - Marktgröße, -anteil, -führer, Nachfrage und Verkaufsaussichten, Study No. 1884 (01/2005), info@freedoniagroup.com
Laminate Flooring Report (02/2005), von Global Industry Analysts, info@freedoniagroup.com
Ausführliche Liste chinesischer Holzbodenhersteller unter www.globalwood.org/trade/floor
aus
Parkett Magazin 03/06
(Bodenbeläge)