Holzfußbodenmarkt in den Niederlanden

Was bevorzugen die Holländer?


Seit dem Jahr 2002 geben die Holländer weniger Geld für ihre Inneneinrichtung aus. Gelitten hat vor allem der Absatz textiler Bodenbeläge. Bei Parkett und Laminatböden konnten dagegen in den letzten Jahren Zuwächse verzeichnet werden.

Der jährliche Parkettverbrauch liegt in den Niederlanden bei knapp 3 Mio. qm, wobei besonders häufig massives Parkett zum Einsatz kommt. Den Anteil von Dreischichtparkett schätzt Gert Jan Prins (T&G Wood) auf jährlich 800.000 qm. Typisch für Holland ist das sogenannte Tapis-Parkett, ein Lamparkett in 6 oder 9 mm Dicke ohne Nut und Feder. Es wird üblicherweise auf eine 8 bis 12 mm dicke Spanplatte geklebt und getackert. Die beim Tackern entstehenden Löcher werden mit einer Schleifstaubmischung abgespachtelt.

Rund 15 Mio. qm Laminatboden werden nach Schätzungen von Branchenexperten jedes Jahr in den Niederlanden verkauft. Der Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF) führt Holland sogar als viertgrößten Einzelmarkt in Westeuropa mit 20 Mio. qm. Branchenkenner meinen, dass in diesen Zahlen auch für den Export fakturierte Laminatböden enthalten sind. Eine vergleichende Studie von Ragnar Jonsson aus dem Jahr 2004 kommt zu dem Ergebnis, dass Laminat in Holland das Image eines preisgünstigen, leicht zu reinigenden Bodens hat, der vor allem im Kinderzimmer, aber auch im Bad genutzt wird. Parkett dagegen wird aufgrund seiner Natürlichkeit und Wertigkeit geschätzt und vor allem in Wohnzimmern größerer Privathäuser verlegt. Etwa 5 bis 6 Mio. Privathäuser gibt es in Holland. Rund ein Fünftel davon, heißt es, sind zumindest teilweise mit Parkett ausgestattet. Insgesamt beläuft sich der Parkett-pro-Kopf-Verbrauch der über 16 Mio. Holländer auf 0,18 qm. Dabei erwartet man auch bei unserem westlichen Nachbarn einen steigenden Renovierungsbedarf. Zweischichtparkett ist allgemein im Kommen und nimmt den massiven Holzböden Marktanteile weg. Korkböden dagegen sind kaum gefragt.

Viel Importware

Offen stehen die Niederländer, vermutlich auf Grund ihrer kolonialen Vergangenheit, Importen gegenüber. Anders als in Deutschland lässt sich beispielsweise Importware aus Asien relativ einfach verkaufen, hat nicht nur Rolf Bakker vom Bambusimport Moso festgestellt. Das führt aber auch, so Raymond Bach (Chêne de l'est), zu einem starken Preisdruck im niederländischen Parkettmarkt.

Traditionell wird in Holland viel Parkett aus tropischen Holzarten verlegt. Im Jahr 2004 war offiziell noch von einem Anteil der Exotenhölzer an Parkett von 35% die Rede. 2005 sprach die offizielle Statistik immer noch von knapp 20%. Dabei haben gerade die dunklen Tropenhölzer zuletzt besonders an Bedeutung gewonnen, so die Tilburger Vereinigung von Parkettherstellern und Importeuren (Alliance van Parketfabrikanten en Importeurs). Weitere "Renner" sind Holzböden mit gealterten Oberflächen. Nicht nur auf der Europarket waren an beinahe jedem Stand auf alt getrimmte Parkettböden zu sehen. Auch die Parkett-Allianz schätzt den Anteil dieser rustikalen, oft auch vergleichsweise breiten Holzböden mittlerweile auf über 10%. Dabei spielen Dreistabprodukte keine so große Rolle wie in anderen Ländern Europas. Statt dessen sind in Holland Dielenböden beliebt, oft aus Eiche. Im Hinblick auf die abschließende Oberflächenbehandlung scheint es bei den holländischen Renovierern und Häuslebauern allerdings keine Präferenzen zu geben. Caroline Meijers von Tarkett: "Den holländischen Verbraucher interessiert nicht, ob Öl oder Lack, Hauptsache, es bleibt matt."

Lösemittelhaltige Verlegewerkstoffe sind in den Niederlanden für den gewerblichen Gebrauch verboten. Im Baumarkt sind Lösemittelkleber frei erhältlich und werden auch eingesetzt. Besonderes Augenmerk gilt in Holland dem Trittschallschutz. Hier seien die Anforderungen höher als in Deutschland, was dazu führte, dass sich hier Spezialanbieter etabliert haben.

Parkett im Holzhandel kein Thema

Der klassische Holzhandel beschäftigt sich in den Niederlanden kaum mit Parkett. Ein holländischer Endverbraucher kauft seinen Boden üblicherweise in Parkett-Shops. Rund 80% des Parketthandels läuft nach Schätzungen von René Wooldrik (Kährs/Marty) über diese kleinen Parkettfachgeschäfte, die oft von der Industrie auch direkt beliefert werden. Auch Raumausstatter wagen sich immer mehr an den Holzbelag. Innerhalb der Fachhandelsschiene haben sie mehr Gewicht als ihre Kollegen in Deutschland. Sie kämpfen aber - so sehen es inländische Experten - noch mit Verlegeproblemen.

Ein eher neues Phänomen in der Branche sind selbstständige Handwerker, die vor allem in den Ballungsräumen alle Arbeiten rund um das Haus übernehmen. Die Ein-Mann-Unternehmen haben nicht nur die Preise für Schleifarbeiten sinken lassen, sie verlegen auch Laminatböden und Parkett. Ihre Materialien holen sie vom Großhandel. Beklagt wird, dass mangelnde Kenntnisse der Holzeigenschaften immer öfter zu Schadensfällen führten. Nicht nur deswegen ist das nationale Lehrinstitut Gildevaart bemüht, die Ausbildung aller bodenlegenden Handwerker zu verbessern.
aus Parkett Magazin 03/06 (Bodenbeläge)