Podiumsdiskussion über aktuelle Verlege-Probleme:

Elastische Beläge fachgerecht kleben


In den vergangenen Monaten hat es Probleme bei der Klebung elastischer Bodenbeläge gegeben. Über die Ursachen gibt es bei Industrie und Handwerk unterschiedliche Auffassungen. Gespräche mit der beteiligten Industrie sowie Sachverständigenumfragen beim Handwerk brachten keine abschließende Klärung. Grund genug für Karsten Krause, die betroffenen Bodenbelags- und Klebstoffhersteller zu einer Podiumsdiskussion nach Saarbrücken einzuladen.

In Deutschland werden jährlich textile und elastische Bodenbeläge in der Größenordnung von vielen Millionen Quadratmetern mangelfrei verlegt. Bei etwa einem Promille der verlegten Beläge komme es jedoch zu Mängeln. Bei einer vom Bundesfachgruppenleiter Karsten Krause genannten fktiven Zahl von 80 Mio. verlegten Quadratmetern seien damit rund 80.000 qm mängelbehaftet, eventuell verbunden mit Kundenverlusten, Handwerkerinsolvenzen und Vertrauensverlust. Jede Reklamation sei eine zu viel. "Aus diesem Grunde ist der Dialog zwischen Herstellern und Verarbeitern unverändert von großer Bedeutung", machte Krause zu Beginn der von ihm moderierten Podiumsdiskussion deutlich.

Erstes Thema war die Wahl des geeigneten Klebstoffs. Krause erneuerte hierzu seine grundsätzliche Forderung nach einer Klebstoffempfehlung: "Wir sind der Meinung, dass der Bodenbelagshersteller seinen Kunden auch eine Empfehlung für die weitere Verarbeitung mit auf den Weg geben muss." Bei diesem Punkt scheint es laut Krause bereits erste Erfolge zu geben. "Von Gerflor und Tarkett gibt es inzwischen Klebstoff-Empfehlungslisten für ihre Produkte."

Wie Bodenbelags- und Klebstoffhersteller die Eignung von Klebstoffen prüfen, wollte Krause dann im weiteren Verlauf der Diskussion wissen. Dr. Hubert Motzet (Schönox): "Wir haben in den letzten Jahren auf Grundlage der Klebstoffnorm DIN EN 14259 mehrere Hundert Klebstoffkombinationen geprüft, um kritische Kombinationen herauszufinden." Sich an der Klebstoffnorm zu orientieren, hielt Ernst Dieckmann (Wulff) nicht für ausreichend: "Die dort vorgesehene Prüfung der Schälfestigkeit am 28. Tag hat wenig mit der Praxis zu tun. Wir brauchen die hohen Anforderungen nach einem Tag." Günther Hermann (Mapei) relativierte die Bedeutung der Normen: "Normen können nur die Basis der Verlegung sein. Viel wichtiger ist die Prüfung der verlegetechnischen Eigenschaften." Eher auf die Praxis stellte Peter Schwarzmann (Carpet Concept) ab: "Wir haben ein großes Maß an Objekterfahrung. Wir hören ja nicht bei der Klebstoffentwicklung auf, sondern betreuen den Verarbeiter auch im Objekt."

Zu einem weiteren Thema, nämlich dem Einsatz modifizierter Materialien bei der Bodenbelagsproduktion, wollte der neue stellvertretende Fachgruppenleiter der Bodenleger, Ralf Wollenberg, wissen, ob und in welcher Form solche Änderungen an die Klebstoffhersteller und an das Handwerk weitergegeben werden. Dazu Günther Hermann (Mapei): "In diesem Kreis hat da sicher keiner Probleme, entsprechende Informationen herauszugeben. Probleme gibt es, wenn die Bodenbeläge aus Übersee kommen, wenn die Rückseite von PVC nicht geschliffen oder ölig ist." Dem widersprach Ernst Dieckmann (Wulff) entschieden: "Wir wollen uns ja hier nicht umarmen. Es gibt zwischen Belag und Klebstoff Wechselwirkungen. Wir sind ja nicht hierher gekommen, um so tun, als ob es keine Schäden gibt." Jede Kombination müsse jeweils gesondert geprüft werden. Als problematisches Beispiel nannte Dieckmann: "Ein länger gelagerter Kautschuk kann plötzlich ganz anders als sonst reagieren." Und: Der Verleger müsse im Zweifel eine Klebeprobe machen, wenn der Rücken ölig erscheine. Uwe Bauer (Freudenberg) nahm die Gesamtheit der Industrie in die Pflicht: "Wir sitzen alle in einem Boot und jeder muss seinen Beitrag dafür leisten, dass ein gescheites Ergebnis dabei herauskommt."

Zum Thema Fugenbildung wurde die Frage aufgeworfen, wann von einer Reklamation zu sprechen ist. Dazu meinte der Sachverständige Norbert Strehle ganz trocken: "Ein Mangel ist es dann, wenn es nicht mehr schön aussieht." Dieser Meinung folgte auch der Sachverständige Torsten Grotjohann: "Ob eine Reklamation vorliegt, entscheidet der Endkunde." Als Sachverständiger werde er vor Gericht immer wieder gefragt: Musste der Kunde mit den Fugen rechnen? Karsten Krause wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in den neuen Kommentar zur DIN 18365 in Zusammenarbeit mit ZVPF, BEB, ZVR und BSR folgende Formulierung aufgenommen wird: "Elastische Bodenbeläge können schrumpfen und die Nähte sind nicht unbedingt dauerhaft fugenlos dicht." Der Fachgruppenleiter der Bodenleger sagte aber auch: "Wenn uns die Industrie eines Tages eines Besseren belehren könnte, so wäre dies ein Riesenfortschritt und wir wären froh, eine solche Formulierung wieder herausnehmen zu können."

Das Fazit der Podiumsdiskussion war ernüchternd: Wesentliche Themen wurden nur angerissen. Schlüssige und endgültige Antworten waren laut Krause wohl auch nicht zu erwarten. Einig waren sich die Teilnehmer jedoch darin, im Rahmen einer kleineren Arbeitsgruppe die Diskussion intensiv fortzusetzen. Dabei sollen folgende Themen im Mittelpunkt stehen:
- Sind Dimensionsänderungen aufgrund raumklimatischer Einflüsse unvermeidbar ?
- Können Klebstoffe solche Dimensionsänderungen minimieren oder ausschließen?
- Wie kann der Verarbeiter erkennen, ob der vorgegebene Klebstoff Dimensionsänderungen minimiert oder verhindert?
- Kann es auch ohne raumklimatische Einflüsse zu Dimensionsänderungen bei Bodenbelägen kommen?
aus Parkett Magazin 03/06 (Bodenbeläge)