Treffen des Bayerischen Sachverständigerkreis hot-shot in Schweinfurt
Austausch über aktuelle Boden-Themen
Unter der Leitung von Heinz Brehm und Gert F. Hausmann trifft sich in Bayern regelmäßig ein Kreis von rund 35 Sachverständigen, um sich über aktuelle Boden-Themen auszutauschen. Beim Treffen in Schweinfurt ging es unter anderem um Schrumpfungen von Design-Belägen, den neuen Kommentar zur DIN 18365 Bodenbelagarbeiten und einen Schadensfall mit einem Designbelag.
Wenn Sachverständige aufeinander prallen, dann dient sogar der Tagungsort zur Schadensbegutachtung. Der Sachverständigenkreis hot-shot nahm in den Pausen das Mercure-Hotel in Schweinfurt unter die Lupe. Teilnehmer Heinz Schmitt konnte die Vermutungen einigen Kollegen bestätigen: Im Foyer und in den sanitären Anlagen gibt es massive Probleme mit Feuchtigkeit im Untergrund aus Zemendrit (Mischung aus Calcumsulfat-Fließestrich und konventionellem Zementestrich). Im offiziellen Teil der Veranstaltung widmete man sich schwerpunktmäßig Bodenbelagsthemen.
Design-Beläge getestet
Hot-shot-Initiator Gert F. Hausmann berichtete über Schrumpfungen dieser Belagsart. "In der letzen Zeit haben wir vermehrt Fugenbildungen an diesen Belägen festgestellt." Die Beläge wären jeweils geschrumpft und hätten sich aus dem Kleberbett gelöst. Gemeinsam mit Verleger Jörg Schülein hat Hausmann daraufhin an der Bayerischen Bauakademie Testflächen angelegt und elastische Beläge mit 5 verschiedenen Klebern verklebt.
Dazu wurden zunächst neue Estriche eingebaut, ein dauergleiches Klima geschaffen, dann Beläge ausgewählt und mit verschiedenen Spachtelzahnungen auf vollflächig gespachtelte Böden verklebt. Die Beläge wurden angewalzt und vermessen. Die Messungen erfolgten jeweils 2 Stunden, 6 Tage und 20 Tage nach dem Einbau. Das Ergebnis beschreibt Hausmann so: "Die Beläge waren nicht so maßbeständig, wie wir das auf der Baustelle brauchen." Es konnten in unterschiedlichen Zeitabständen beim gleichen Material zunächst Quellungen, Stippnähte und später Fugenbildungen festgestellt werden. Hausmann appellierte an die Bodenbelagsindustrie, folgenden Fragen auf den Grund zu gehen:
- Was ist an den PVC-Belägen anders geworden?
- Sind die Hersteller nicht mehr in der Lage, die ohne Zweifel bewährten Beläge fachgerecht zu produzieren?
- Ergeben sich durch Verordnungen und Veränderungen in der Chemie Einschränkungen, die derartige Nebenwirkungen erzeugen?
- Ist es notwendig, künftig den Hersteller konkret nach einem Beipackzettel zu befragen?
Neuer Kommentar DIN 18365
Estrichlegermeister Heinz Schmitt stellte den neuen Kommentar zur DIN 18365 Bodenbelagarbeiten vor, den er mit dem BEB-Arbeitskreis Bodenbeläge erarbeitet hat. Schmitt betonte, dass es den Verfassern nicht um das wirtschaftliche Interesse gegangen sei, sondern um den aktuellen Inhalt des Kommentars. "Wir haben in dem neuen Kommentar die aktuelle DIN EN-Normung berücksichtigt und wir geben deutliche Hinweise zum Thema Altuntergründe." Zusätzlich beinhaltet dieses Werk umfassende Hinweise auf Brandschutz und Leitfähigkeitsanforderungen.
Weitere interessante Inhalte aus dem neuen Kommentar sind:
- Alte Flexplatten
- CV-Bodenbeläge
- alte Magnesiaestriche
- Beseitigung alter Beläge
- Wechselwirkungen vonKlebstoffen
- Kenntnisse über die Untergrundvorbereitung
Als Mitglieder des BEB-Arbeitskreises waren Ulrike Bittorf, Gert F. Hausmann, Jürgen Knöller, Ingo Niedner, Erwin Prinz, Michael Ruhland und Obmann Heinz Schmitt an der Kommentarverfassung beteiligt. Beratende Mitglieder waren Günther Hermann (Mapei), Walter Kuch (KLB Kötztal), Sachverständiger Hans-Joachim Scheewe, Volker Weismann (Armstrong DLW), Werner Schnell (IBF), Jens Puda (Forbo) und Verleger Kurt Keller. Zahlreiche Verbände und Experten haben an dem Werk mitgewirkt, in dem sie inhaltliche Einsprüche vorbrachten. Dazu gehören Bundesverband Vereidigte Sachverständige des Raumaustatter-Handwerks (BSR), Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF), Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) und Zentralverband des Raumausstatterhandwerks (ZVR). Der Kommentar zur DIN 18365 Bodenbelagarbeiten erscheint im Herbst im Verlag von FussbodenTechnik.
Designbelag mit Fugenversätzen
Objekteur und Sachverständiger Ralf Wollenberg berichtete von einem Schadensfall mit einem PVC-Designbelag in einer Arztpraxis (siehe rechts). Der Belag war nur mäßig gepflegt, wies Fugenversätze auf und wirkte teilweise wie eine Patchworkfläche. Das Gericht wollte wissen, ob eine handwerkliche Fehlleistung vorlag und wie diese zu bewerten sei.
Wollenberg machte dem Gericht deutlich, dass man bei der Fehlleistung zwischen Optik und Funktionsfähigkeit des Belages unterscheiden müsse. Der Boden sei voll funktionstüchtig und nicht unfallträchtig gewesen, allerdings sei die Optik stark beeinträchtigt. Die Nähte des Belages seien nicht angefast also nicht angeschrägt gewesen. In den Fugen aber auch auf der Oberfläche hatte sich Schmutz abgelagert. Eine regelmäßige Unterhaltsreinigung hatte nicht stattgefunden. Auch die Verlegung selbst entsprach nicht dem Stand der Technik. Die Fugenbreiten und das teilweise Zusammenstückeln der Belagsfläche ließen den Sachverständigen die optische Fehlleistung bejahen.
aus
FussbodenTechnik 03/06
(Handwerk)