Mohammad Tehrani Antique and Contemporary Textile Art, Hamburg

Antike Ware, moderne Verkaufsformen


Mohammad Tehrani ist immer auf der Suche. Auf der Suche nach antiken Teppichen. Schön und außergewöhnlich müssen sie sein, selbstverständlich gut erhalten. "Doch es gibt so viele hässliche", weiss Tehrani. Um die schönen Stücke zu finden, reist er schon mal eine Woche lang durch die Türkei, um dann mit zwei Teppichen in sein Ladengeschäft in der Neuen Gröningerstraße 10 mit Blick auf die Hamburger Speicherstadt zurückzukehren.

"Teppichstapel und altbackene Ware gibt es bei uns nicht, das ist lange vorbei. Bei uns gibt es einzigartige alte und zeitlos schöne Teppiche", beschreibt der gebürtige Iraner sein Konzept, das sich vor allem an Sammler richtet. Nepalteppiche sind hier bereits vor einigen Jahren durchs Raster gefallen, schließlich können sie mittlerweile "beliebig oft in ein und der selben Qualität produziert werden, ihnen fehlt das Besondere ."

"Wir möchten auch jungen Leuten das Thema Teppich näherbringen. Das geht vor allem über moderne und zeitlose Ware, für antike Teppiche fehlt ihnen meist noch der Sinn", erläutert Tehrani sein Sortimentskonzept. Im "jungen, zeitlosen Bereich", der im vorderen Teil des Geschäfts angesiedelt ist, sind aktuelle Farben, Schwarz, Grau und Unirot gefragt. Um den Kunden das gewisse Etwas bieten zu können, werden Teppiche auch nach Kundenwunsch in der Türkei oder in Marokko gefertigt.

Spezialisiert ist Tehrani aber auf antike Unikate und Sammlerstücke aus Persien, Anatolien, Zentral-Asien, dem Kaukasus und China. Sie lassen sein Herz höher schlagen. Einen großen Bereich nehmen Nomadenteppiche und Gebrauchstextilien wie Satteltaschen, Zeltbänder und Decken ein. Und sucht ein Kunde ganz besondere antike Teppiche, die er nicht auf Lager hat, greift Tehrani auf sein weltweites Netzwerk an Teppichexperten zurück.

Das Ladengeschäft dient der Galerie "Mohammad Tehrani Antique and Contemporary Textile Art" gleichermaßen als Basis, Showroom und Lager. Von hier aus wird die Webseite www.m-tehrani.com gepflegt, über die mittlerweile ein großer Teil des Geschäfts abgewickelt wird. Die Kunden informieren sich online über das Sortiment und vor allem die "Schätze", die Tehrani für sie entdeckt hat. Mailings an seine Bestandskunden werden nicht verschickt, "denn die Kunden gucken regelmäßig auf unsere Webseite". Die Besucherzahlen der Webseite steigen stark an, wenn Tehrani auf einer Messe ausgestellt hat. Seine internationale Kundschaft - Sammler und interessierte Privatleute - erreicht er unter anderem mit Messeständen auf der Cologne Fine Art & Antiques, ICOC in Stockholm, ARTS The Antique Rug & Textile Show in San Francisco und der Sartirana Textile Show im italienischen Sartirana. Über Ausstellungen werden interessierte Kunden und Fachleute ins Ladengeschäft gezogen. So findet unter anderem bei ihm die Ausstellung zur jährlichen Konferenz The Friends Of Turkmen Rugs statt.

Auch Mitte Oktober 2010 fuhr Tehrani zur Messe nach San Francisco. Seine Ware führte er ein paar Wochen vorher in die USA ein - gerade rechtzeitig vor Beginn des US-Embargos gegen den Iran - und profitierte von der bevorstehenden Verknappung persischer Ware. "Ich hatte Glück, doch jetzt kann ich überhaupt keine Ware diesen Ursprungs mehr in die USA verkaufen", berichtet Tehrani. "Das Embargo trifft die Händler und Knüpfer, nicht die iranische Regierung", fügt er kopfschüttelnd hinzu.

Mit Teppichen beschäftigt sich Tehrani bereits seit 1974, zunächst als Großhändler vom nahegelegenen Hamburger Hafen aus. Vor 15 Jahren gab Tehrani den Großhandel auf und zog in die Neue Gröningerstraße 10 um, wo bereits vorher ein Teppichfachgeschäft angesiedelt war. Das Geschäft verfügt nicht nur über 150 m2 Ausstellungsfläche, sondern über eine gleich große Fläche zum Lagern, Spannen und Reparieren. Allerdings werden hier nur einfache Reparaturen vorgenommen. Schwierige Fälle werden in die Türkei geliefert, "wo es noch antike Wolle und sehr gute und bezahlbare Restauratoren gibt." Zusätzlich wird ein Wäscheservice angeboten.

Mit Sabine Tehrani, Ehefrau von Mohammad Tehrani und studierte Diplom-Designerin, arbeitet eine Einrichtungsexpertin im Geschäft, die die Kunden auch in deren Zuhause berät. Häufig kämen Kunden mit einer bestimmten Vorstellung ins Geschäft, die sich dann vor Ort als nicht umsetzbar herausstelle. Die Teppiche passten häufig schlicht nicht zur Einrichtung.

Tehranis halten viel von Preistreue und sehr wenig von Rabatten und Sonderverkäufen, die "immer wieder von Knallköppen initiiert werden, die so der Branche schaden". Denn auch wer viel Geld habe, zögere wegen des ramponierten Rufs der Teppichbranche zunächst, das Geld auch auszugeben. "Hier ist viel Beratung notwendig", so Mohammad Tehrani. Beratung sehen Tehranis daher als wichtigen Teil ihrer Arbeit, denn "die Geschichten antiker Teppiche und der Provenienzen sind einfach sehr spannend und erzählenswert, sie helfen, die Wertigkeit eines Teppichs zu verstehen."
aus Carpet Magazin 02/11 (Handel)