Plus im Ausland, Minus im Inland
Heimtextilien-Industrie setzt stärker auf Export
Angesichts der weiterhin schwachen Inlandsnachfrage engagiert sich die deutsche Heimtextilienindustrie stärker im Export und ist mit dieser Strategie auch erfolgreich: Im Geschäftsjahr 2000 konnte ein deutliches Umsatzplus im Ausland die Einbußen im Inland mehr als ausgleichen. Unter dem Strich konnte so ein leichter Umsatzzuwachs von knapp 1 % auf 7,5 Mrd. DM erzielt werden. Im laufenden Jahr soll sich diese Entwicklung fortsetzen.
Die deutsche Heimtextilienindustrie hat das Jahr 2000 mit einem Gesamtumsatz von 7,5 Mrd. DM abgeschlossen, das sind knapp 1 % mehr als im Jahr zuvor. Der Zuwachs resultiert rein aus dem Export, der seinen Anteil um 8,2 % auf 21,3 % steigern konnte. Die erhofften Wachstumsimpulse durch eine Belebung der flauen Inlandsnachfrage blieben auch im vergangenen Jahr aus. Vielmehr musste auf dem Heimmarkt nochmal ein Umsatzrückgang um 1 % hingenommen werden.
Im laufenden Jahr hat sich diese Entwicklung bislang fortgesetzt und wird sich nach Einschätzung des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie auch nicht wesentlich ändern. Im Gegenteil: "Die Unterschiede im Inlands- und Auslandsgeschäft kristallisieren sich noch stärker heraus", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Exportquote hat sich inzwischen noch weiter erhöht. Der größte Teil der Ausfuhren geht in den europäischen Binnenmarkt. Für die kommenden Monate rechnen die Verbandsmitglieder mit weiteren Impulsen aus der EU, zudem erwiesen sich die intensivierten Aktivitäten in Asien, Nord-und Südamerika als fruchtbar. Hierzulande ist der von der Steuerreform erwartetet Nachfrageschub bis dato ausgeblieben. Bei einem gleichzeitigen Ansteig der Inflationsrate auf 2,8 % halten die Verbraucher ihr Portemonnaie immer noch fest geschlossen.
Konsumhemmend wirkt sich außerdem der anhaltende Kursverfall auf den internationalen Aktienmärkten aus. Einige heimtextile Produktsparten bekommen darüber hinaus schmerzlich die Auswirkungen des zunehmend ruinösen Preiskampfes im Handel zu spüren. Entsprechend zurückhaltend sind die Prognosen für den Rest des Jahres 2001, das immerhin noch mit "gedämpftem Optimismus" betrachtet wird. Mit nennenswerten Abweichungen zum Vorjahresergebnis wird nicht gerechnet, wobei sich die Branche für den weiteren Geschäftsverlauf positive konjunkturelle Vorzeichen und Impulse für die Inlandsnachfrage erhofft.
Die deutsche Heimtextilienindustrie 2000 in Zahlen
Umsatz: 7,5 Mrd. DM (+0,9%)
Exportquote: 21,3 % (+8,2%)
Unternehmen: gut 200
Mitarbeiter: 22.700
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Teppichboden
Umsatz
Der Umsatz der Teppichbodenindustrie hat sich im vergangenen Jahr mit + 0,5 % gegenüber 1999 stabilisiert. Dies resultiert aus einem Zuwachs von 6 % bei Webware, während Tuftings mit - 0,4 % knapp den Vorjahreswert verfehlten. Der Inlandsumsatz ist um 2,6 % geschrumpft, bedingt durch ein Minus von 3,4 % bei Tuftings. Die Nachfrage nach gewebten Belägen hat dagegen um 2 % angezogen.
Sehr positiv hat sich das Exportgeschäft entwickelt. Sowohl Tuftings (+ 16,5%) als auch Webware (+ 26,5 %) aus Deutschland waren im Ausland gefragt, so dass sich der Umsatz in diesem Bereich um 16,6 % erhöhte. Die Exportquote hat sich entsprechend von 18,7 auf 19,7 % erhöht. Größter Abnehmer sind die EU-Länder mit 65 % Anteil, vor der Schweiz (13 %) und Osteuropa (10 %). Geringere Bedeutung haben die USA, die GUS-Staaten, der nahe und mittlere Osten sowie Asien.
Preisentwicklung
Erfreulicherweise konnte ein weiteres Absacken des Preisniveaus verhindert werden; der Durchschnittspreis nahm sogar um 2,6 % zu, was als Trend zu höherwertiger Ware interpretiert wird.
Prognose für 2001
Die Einschätzungen für das laufende Geschäftsjahr sind von einem verhaltenen Optimismus geprägt. Zwar waren die Umsatz- und Preisentwicklung im ersten Quartal zufriedenstellend, doch macht der anhaltende Preisdruck im Inland der Industrie Sorgen. Das Potential für Umsatzerweiterungen wird daher vorrangig auf den Auslandsmärkten gesehen.
Harald Cleven (Longlife), Sprecher Fachgruppe Teppichboden im Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie:
"Der Verkauf von textilen Bodenbelägen zeichnet sich bis auf wenige Ausnahmen leider nach wie vor über den Preis aus und nicht über die Qualität, die Emotion oder das Design. Die sich andeutende Entwicklung des Konsumentenverhaltens in Richtung höherwertige Qualitäten sehen wir mit großem Interesse und versuchen, diesen Trend durch entsprechende Marketing-Aktivitäten der ETG zu fördern."
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Möbelstoffe
Umsatz
Der Umsatz mit Möbelstoffen ist 2000 um 1 % hinter dem Vorjahr zurückgeblieben. Im Inland fiel der Rückgang mit - 2,2 % noch größer aus, wobei Flachgewebe mit - 3 % klar stärker litten als Veloure, die mit - 0,4 % knapp das Niveau von 1999 halten konnten. Im Export war die Tendenz genau umgekehrt: Hier nahmen die Umsätze mit Flachgewebe um 4,1 % zu, Veloure büßten dagegen 2,3 % ein. Die Exportquote wird mit knapp
31 % angegeben.
Preisentwicklung
Das Preisniveau bei Flachgeweben ist nahezu stabil geblieben, bei Veloursstoffen haben die Preise im vergangenen Jahr um 8,7 % angezogen.
Prognose
Nach einem schwachen ersten Quartal wird die Entwicklung der kommenden Monate mit leichter Skepsis betrachtet. Die Situation für die Unternehmen bleibt weiterhin schwierig.
Hubert Günther (Ad. Wever), Sprecher der Fachgruppe Möbelstoffe im Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie:
"Die deutsche Möbeistoff-Industrie arbeitet gemeinsam mit der deutschen Polstermöbelindustrie und dem Großhandel an einer Verbesserung der Verbraucherinformation. Durch anschauliche Piktogramme soll der Konsument künftig darüber informiert werden, welcher Beanspruchung ein Polstermöbel ausgesetzt werden kann."
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Gardinen und Dekostoffe
Umsatz
Der Umsatz der Gardinenindustrie ist 2000 um 1,5 % hinter dem Vorjahr zurückgeblieben. Dafür verantwortlich ist allein gewirkte Meterware, die ein Minus von 13 % hinnehmen musste, während gewebte Meterware sich mit + 0,8 % behauptete und konfektionierte Gardinen um 8,3 % zulegten.
Bei Dekostoffen blieben uni- und buntgewebte Qualitäten mit 0,5 % stabil, bedruckte Artikel waren weniger gefragt und büßten 10,2 % an Umsatz ein. Im Inlandsgeschäft entwickelten sich Gardinen mit einem Anstieg von 1,1 % positiv, Dekos dagegen mit - 6,7 % negativ.
Genau umgekehrt stellt sich der Export dar: Hier verloren Gardinen im letzten Jahr 12,3 % an Umsatz, die Exportquote reduzierte sich damit auf 17,5 %, der Umsatz mit Dekos verbesserte sich um 5,1 % und trieb die Exportquote damit auf 34,2 %.
Preisentwicklung
Das Preisniveau ist im vergangenen Jahr etwas nach unten gedrückt worden. Diese Tendenz setzt sich im laufenden Jahr fort.
Prognose 2001
Die Branche ist schwach ins Jahr 2001 gestartet. Im ersten Quartal brach der Umsatz bei Gardinen um 14,7 %, bei bedruckten Dekos um 15 % ein. Lediglich uni- und buntgewebte Dekos konnten sich mit einem vergleichsweise bescheidenen Rückgang von - 1,4 % diesem Negativtrend entziehen. Für das Gesamtjahr wird bestenfalls mit einer Konsolidierung gerechnet. Durch verstärkt vorangetriebene Marketing-Aktivitäten wollen die im Verband organisierten Mitglieder die Kommunikation zum Verbraucher verbessern und Kaufimpulse initiieren.
Justus Schmitz, Sprecher der Fachgruppe Gardinen und Dekostoffe im Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie:
"Die Hersteller von Gardinen und Dekorationsstoffen wissen, dass sie zum Publikumstag auf der Heimtextil 2002 gefordert sind, durch Aktivitäten und einen adäquaten Messeauftritt sowohl dem Fachbesucher als auch dem Konsumenten und den Medien die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten mit Heimtextilien aufzuzeigen."
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Bettwaren
Umsatz
Die Bettwarenindustrie gehört zu den Gewinnern des Geschäftsjahres 2000: Bei fasergefüllten Produkten konnte sie einen Umsatzzuwachs von 7,7 % erzielen, bei Unterbetten und Matratzenauflagen gar von 17,5 %, bei Kissen von + 16,6 %, bei Steppdecken von + 8,6 %.
Im Gegensatz zu den anderen Produktgruppen wurde hier auch im Inland ein Plus verzeichnet, das mit + 8,2 % sogar relativ hoch ausfiel. Auch der Export lief, wie ein Umsatzanstieg von 4,8 % belegt. Damit hat sich die Exportquote auf 16,5 % erhöht.
Preisentwicklung
Der Durchschnittspreis bei Bettwaren ist seit Jahren rückläufig. Am stärksten verloren haben Steppdecken, bei denen der Preis allein in den letzten drei Jahren um 11 % gefallen ist, im Kissenbereich waren es 5 %
Preiserhöhungen sind nach Aussagen des Heimtextilien-Verbandes nunmehr dringend erforderlich - insbesondere angesichts der steigenden Kosten für Naturhaare, synthetische Fasern, Federn und Daunen und auch der Fracht- und Energiekosten. Hinzu komme, dass die massiven Tiertötungen im Zuge der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche zu einer Verknappung und damit einer weiteren Verteuerung von Schurwolle führen werden. "Die Grenzen der Belastbarkeit für die Unternehmen sind erreicht", betont der Verband.
Bettwaren würden als Fertigprodukt im Handel fast ausschließlich über den Preis verkauft. 'Der Verbraucher hat zwischenzeitlich durch den ruinösen Preiskampf das realistische Gefühl für die Qualität der Ware und damit die tatsächliche Produktwertigkeit und den Preis verloren." In Zusammenarbeit mit dem Handel müsse dieser Entwicklung rasch entgegengewirkt werden und zwar durch Intensivierung der Beratungsleistungen und Verbraucherinformation am Point of Sale.
Prognose für 2001
Der positive Umsatztrend des vergangenen Jahres hat sich in den ersten Monaten 2001 zwar nicht fortgesetzt, dennoch ist die Bettwarenbranche "zögerlich optimistisch" für den weiteren Jahresverlauf. Impulse erhofft man sich vor allem aus der Forcierung des Exportgeschäftes, das von zahlreichen Unternehmen vorangetrieben wird. Die Inlandsumsätze zeigten in den ersten drei Monaten noch nicht die gewünschte Entwicklung. Ob sich dieser rückläufige Trend in den kommenden Monaten umkehrt, bleibt angesichts der schwierigen und unbefriedigenden Preisentwicklung sowohl auf der Rohstoffseite als auch im Handel noch fraglich.
Klaus D. Kremers (Paradies ), Sprecher der Fachgruppe Bettwaren im Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie:
"Gemessen an den übrigen Sparten hat die Bettwaren-Industrie seit Jahren innerhalb der deutschen Heimtextilien-Industrie eine vergleichsweise stabile Position. Die Unternehmen der Bettwarenindustrie verharren nicht in der Diskussion um die sinkenden Durchschnittspreise. Sie antworten auf die wachsenden Anforderungen des Marktes mit zahlreichen qualitätsorientierten und den Jahreszeiten angepassten Produktinnovationen für eine optimale Schlafumgebung, immer neuen und ausgeweiteten Serviceleistungen, mehr Informationen für den Verbraucher und Flexibilität hinsichtlich der Wünsche ihrer Kunden."
aus
BTH Heimtex 07/01
(Haustextilien)