Der deutsche Laminatmarkt im Juni von Günther Kelm

Schwacher Juni, aber bessere Baukonjunktur gibt Hoffnung


Die Laminatboden-Industrie

Die gleichmäßige Auslastung der Produktionsanlagen bereitet der Laminatbodenindustrie seit Monaten Probleme. Auch im Juni hat sich die Auftragslage wieder rückläufig entwickelt. In allen Marktstufen des Handels in Deutschland und den westeuropäischen Nachbarmärkten - vorrangig Großbritannien und Frankreich - waren teilweise erhebliche Absatzeinbrüche zu beobachten. Die Lieferungen nach Osteuropa konnten zwar wesentlich gesteigert werden, sie haben aber die Absatzprobleme in Westeuropa nicht kompensieren können. Hinzu kommt, dass die Preise in Osteuropa erheblich unter Druck gekommen sind.

Auf den Exportmärkten in Nordamerika und Kanada haben sich trotz der angelaufenen zusätzlichen Produktionskapazitäten in USA und Kanada nachteilige Exportmöglichkeiten noch nicht in stärkerem Maße niedergeschlagen. Es wird jedoch von verschiedenen Laminatbodenherstellern ein verschärfter Wettbewerb zur Absicherung der Marktanteile beobachtet. Die Folge wird ein zusätzlicher Preisdruck sein.

Mittelfristig müssen sich die westeuropäischen Laminatbodenhersteller darauf einstellen, dass die Hersteller in USA und Kanada ihre Heimmärkte weitgehend aus eigener Produktion versorgen können.

Die westeuropäischen Produzenten, die sich auf diese Situation bereits langfristig eingestellt haben und eigene Werke in USA und Kanada errichtet haben, werden im Geschäft bleiben, während andere Hersteller ihre Produktions- und Absatzstrategien zwangsläufig auf den Prüfstand stellen müssen oder bei der sich derzeitig verstärkenden Konsolidierung in der Laminatbodenbranche eventuell durch Akquisitionen verändern.

Die Übernahme der seit Jahren insolventen Hornitex-Gruppe mit Werken in Horn-Bad Meinberg, Beeskow und Duisburg durch den portugiesischen Sonae-Konzern wurde nach der Freigabe durch die EU-Kommission mit Wirkung zum 1. Juli abgeschlossen. Die Kaufsumme wird auf 60 Mio. EUR beziffert. Die Transaktion wird durch die deutsche Sonae-Tochter Glunz (Meppen) abgewickelt. Hornitex soll in der Folge als GHP geführt und dann mittelfristig voraussichtlich mit Glunz verschmolzen werden.

Glunz wird damit in seinen vier Produktionsstätten und den dreien von Hornitex eine Gesamtkapazität von 3,5 Mio. m3 Holzwerkstoffe erreichen. Außerdem betreibt Glunz mit Tavapan (Tavannes) noch ein Werk in der Schweiz. 2007 will das Unternehmen nach Aussage von Christian Schwarz, COO Central Europe von Sonae Industria und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Glunz AG, einen Gesamtumsatz von mehr als 650 Mio. EUR erreichen.

Laminat im Großhandel

Der Monat Juni zeigte sich bei den meisten der befragten Großhändler als schlechtester Umsatzmonat des ersten Halbjahres. In allen Produktsegmenten waren die Erlöse im Vergleich mit dem Vorjahresmonat teilweise erheblich niedriger, so dass das gesamte Halbjahr hinter dem vorjährigen hinterher hinkt.

Laminat im Handwerk

Auch das Handwerk wurde mit Neuaufträgen nur sehr wenig bedacht. Die Renovierungsarbeiten - ein Schwerpunkt der Beschäftigung im Handwerk - waren wegen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ausgefallen bzw. zurückgestellt worden. Ob, und in welchem Umfang die Kunden die geplanten Renovierungen ab Mitte Juli oder während des Urlaubs nachholen werden, bleibt abzuwarten.

Laminat in den Bau-, Holz- und Bodenbelagsfachmärkten

Bei den Bau- und Holzmärkten ist der Umsatz in den Bodenbelagsabteilungen auch unbefriedigend verlaufen. Während die Umsätze in den Garten- und Freizeitbereichen auf Grund des schönen Wetters erfreulich waren, konnten sie die Verluste in den anderen Bereichen nicht ausgleichen.

Die Bodenbelagsfachmärkte waren von der schlechten Umsatzsituation besonders betroffen, da ihnen der Ausgleich durch andere Sortimente fehlte.

Die Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding erwartet für das Jahr 2006 - trotz des schlechten Geschäfts im ersten Quartal - ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Bereich, bei einem Betriebs ergebnis auf Vorjahresniveau. Die witterungsbedingten Ausfälle im ersten Quartal konnten durch die gute Umsatzentwicklung im April und Mai ausgeglichen werden.

In der letzten Juniwoche startete Praktiker eine weitere Variante seiner Rabattaktionen: Bei 13 Warengruppen wurden Nachlässe zwischen 15 und 33 % gewährt.

Vor der Hauptversammlung erklärte Praktiker-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Werner, dass das Unternehmen für die Zukunft 'gut aufgestellt' sei. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2006 knüpfen 'nahtlos an die Erfolge des Vorjahres an." Mittelfristig ist geplant, dass der Auslandsumsatzanteil auf 35 bis 40% gesteigert wird. Nach einer Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes hat sich im April die Baukonjunktur in Deutschland in den Bereichen Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und sonstigen Tiefbau im Vergleich zum Vormonat weiter verbessert. Nennenswert waren die Auftragszuwächse im Wohnungs- und Wirtschaftsbau, so dass Betriebe - die im Wohnungsbau tätig sind - mehrheitlich zufrieden waren.

Aufgrund der etwas belebteren Baunachfrage erwartet auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie 2006 im Gegensatz zu den Vorjahren keinen weiteren Umsatzrückgang.

Die Konsumstimmung der Deutschen hat sich im Juni insgesamt weiter verbessert. Dieses lag in erster Linie an der erneut leicht gestiegenen Neigung der Verbraucher, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen. Unabhängig von dieser Beurteilung bewerten die Verbraucher die konjunkturelle Entwicklung sowie die persönliche Einkommensperspektive skeptischer als im Vormonat.

Im deutschen Wohnungsbau erhöhte sich die Zahl der Genehmigungen in den Monaten Januar/Februar 2006 um ca. 28,2% auf ca. 53.000 (Jan.-Febr. 2005: 40.000) Einheiten. Das überdurchschnittliche Wachstum war überwiegend durch Bauanträge entstanden, die wegen der Abschaffung der Eigenheimzulage noch im Dezember 2005 eingereicht wurden, jedoch erst Anfang 2006 von den Bauämtern bearbeitet und genehmigt wurden.

Genehmigt wurden folgende Objekte: Einfamilienhäuser ca. 35.000 (26.000), Mehrfamilienhäuser ca.11.700 (10.000), Eigentumswohnungen ca. 6.300 (5.000). Der Genehmigungszuwachs war wie im Vorjahr höher in Westdeutschland (+31%) als in Ostdeutschland (+9,7%)

Der Verbraucherpreisindex hat sich im Juni 2006 gegenüber Juni 2005 um 2% erhöht, im Vergleich zum Vormonat ergibt sich eine Veränderung von + 0,2%.
aus BTH Heimtex 07/06 (Bodenbeläge)