Ausblick 2010
Wie entwickelt sich der Markt für Parkett und Laminat?
Produktionen und Produkte weltweit auf vergleichbarem Qualitätsniveau - möglich macht dies der Export hochwertiger europäischer Holzbearbeitungsmaschinen. Hersteller aus Europa und Nordamerika gehen nach Osteuropa, Asien und Südamerika - inzwischen nicht nur wegen der Rohstoffnähe und niedriger Löhne, sondern weil dort zukünftige Märkte entstehen. Niedrigpreisprodukte, heißt es, werden künftig ohnehin nur noch aus Asien kommen.
Welchen Stellenwert haben Parkett- und Laminatböden im Jahr 2010? Wie werden in der Branche Trends und Chancen eingeschätzt? Die Mehrheit der befragten Branchenteilnehmer erwartet weltweites Wachstum und eine Verlagerung der Produktionsstandorte hin zum Rohstoff.
Josef Mühlbauer, Hoco-Holz:
Sägewerke, Trockenkammern und die Vorproduktion von Parkett wandern in die Wuchsgebiete des entsprechenden Holzes. Dennoch bleiben Produktionsstandorte für Europa in hiesigen Klimazonen, um die vorgegebenen Lieferfeuchten einhalten zu können. Produkte aus Asien können in dem Zusammenhang zu Problemen führen, weil dort erheblicher Aufwand erforderlich ist, um Holzböden entsprechend den hier geltenden Vorgaben liefern zu können. Eine Auslagerung nach Osten wird mittelfristig kein Thema sein, weil bei durchrationalisierten Parkettproduktionen nicht der Lohn-, sondern der Materialfaktor kostenbestimmend ist. Stärker gefordert sind Entwicklungen der Produkttechnik und der Verlegung. Ab Schleifen und mehrfaches Lackieren von Massivparkett ist nur noch bei Restaurierungen bezahlbar.
Veränderung des Marktes versprechen Wachstum für beratungsintensive Vertriebsbereiche. Im unteren Segment macht der Baumarkt das Mengengeschäft. Dort geht es um das Aussehen der Produkte nach dem Motto 'Geiz ist geil". Der Mittelbereich fällt heraus. Es wird Möglichkeiten geben, Produkte noch preisgünstiger und abgespeckter zu verarbeiten.
Der Großhändler wird künftig den breiter werdenden hochwertigen Bedarf abdecken. Der Fachhandel ist gefordert, gegenüber dem Baumarkt Beratung und Markenbewusstsein zu erhalten. Verkaufstraining muss vor allem dem Handwerker geboten werden. Die Erbengesellschaft erwartet für gutes Geld entsprechende Qualität und Ausführung. Der Internet-Verkauf, wie in den USA, hat sich bei hochwertigen Artikeln nicht bewährt. Seine Vermarktungsmög-
lichkeit geht ohnehin zu Lasten der Baumärkte, trifft weniger den Fachhandel.
Unternehmenszusammenschlüsse führen zur Standardisierung von Produkten. Hier ist die Überlebenschance für kreative, mittlere Unternehmen, die im hochwertigen Bereich individuelle Produktentwicklung bieten. Mittlere und kleine Firmenstrukturen, die den Massenmarkt abdecken wollen, werden scheitern.
Andreas Merz, Kährs/Bauwerk:
Es gibt bei Parkett einen weiteren Kapazitätsausbau in Richtung Ost, hin zu rohstoffnahen Billiglohn-Standorten. Dabei polarisieren sich die Produktionsstandorte: High-End-Produkte kommen aus Mitteleuropa und Skandinavien, Low-End Ware verschiebt sich stärker als bisher in Richtung Balkan und ehemalige GUS-Staaten. Bei Laminatböden ist der Produktionsstandort eher technologieorientiert und marktnah. Ein Ausbau in Mitteleuropa und USA ist zu erwarten, ebenso in China.
Industrie und der Handel werden verstärkt Parkett als Modeprodukt positionieren, das man im Intervall des Möbelaustausches wechselt. Farbliche Veränderung der Nutzschichten und Oberflächen-Features spielen eine große Rolle. Neue Technologien werden kommen, die Thermobehandlung wird sich allerdings nicht durchsetzen. Parkett erhält dünnere Nutzschichten. Laminatböden werden sich optisch und haptisch immer weiter dem Holz nähern. Vier Hartbodentypen werden den Markt dominieren: Discount-Fertigparkett, Fertigparkett mit dünnen Nutzschichten, Fertigparkett mit Design-Features, vor allem l-Stab, gebürstet, gefärbt - und Laminatböden. In Baumärkten werden sowohl die Menge an Parkett wie auch die Dienstleistungen zunehmen. Die Zahl werkstattloser Handwerker - 'Ducato-Schreiner" -wird zunehmen. Der Fachhandel wird seine Stärke im Designing und Dienstleistungsbereich ausbauen. Kunden erwarten ein nachvollziehbares Preis/Leistungsverhältnis und Topausstellungen. Einrichtungsberatung wird immer wichtiger.
Das Internet ist in unserer Branche ein Vorinformationsmedium und erleichtert dem Konsumenten die Suche nach fairen Marktpreisen. Am Ende kaufen aber fast alle beim örtlichen Händler. Der Parkettverbrauch wird überall wachsen, sogar in Deutschland. Die größten Wachstumsmärkte aber sind USA, dann Asien und Russland. China wird ein wichtiger Lieferant für das Low-End Segment sein. Eine Konsolidierung der Parkettindustrie steht erst am Anfang, Preis- und Investitionsdruck nehmen aber zu.
Volkmar Halbe, Parador:
Technisch hoch ausgerüstete Produktionsstandorte werden 2010 in der gesamten Welt zu finden sein. Eine immens wichtige Rolle spielt die Nähe zu den großen Absatzmärkten dieser Welt. Künftige Produkt-Entwicklungen werden sich immer mehr auf den rationalen und/oder emotionalen Gebrauchsnutzen der Kunden konzentrieren. Innerhalb der Hartbodenbranche sind Laminatböden, Fertigparkett und Massivholzdielen eigenständige Sortimente, die - weil sie unterschiedliche Verbraucheransprüche bedienen - koexistent nebeneinander stehen. Der Fertigparkettanteil wird weiter steigen.
China wird sich in hohem Maße aus eigenen Produktionsstandorten selbst versorgen. Darüber hinaus bahnen sich chinesische Hartbodenprodukte mit überzeugender Qualität ihren Weg in andere Weltmärkte. Vertriebswege werden sich in den nächsten Jahren nur unwesentlich verändern, doch eine Konzentration schreitet fort. In Folge der noch stärkeren Polarisierung zwischen Niedrigpreis- und Premiumprodukten wird es auf Hersteller- und Handelsseite zu klaren Positionierungen kommen müssen. Verkaufstraining spielt weiter eine wichtige Rolle, um gut ausgebildete Verkäufer auf der Handelsebene zu haben. Gute Verkäufer wiederum können für den Handel ein erhebliches Differenzierungspotential darstellen. Das Internet wird in den nächsten Jahren mehr zur Information als zum Kauf genutzt werden.
Michael Schmid, Jaso:
Aufgrund der hohen Rohölpreise steigt in Europa rapide die Nachfrage nach Holzbrennstoffen. Das tangiert stark die Laminatbodenhersteller, die besonders hohe Preise für Ihr HDF/MDF-Trägermaterial bezahlen müssen. Aber auch die Hersteller von Massivparkett müssen sich überlegen, ob sie in ein unterbezahltes Produkt noch Lohnkosten hineinstecken oder den Rohstoff Holz nicht gleich als Brennstoff verkaufen sollen. Mit höheren Rohholzkosten konfrontiert sind auch alle Fertigparketthersteller. Aufgrund starken Verdrängungswettbewerbs und weiterem Aufbau von Fertigungskapazitäten sind Preissteigerungen nicht durchsetzbar. Zudem werden die femöstlichen Hersteller versuchen, weiter in den europäischen Markt einzudringen.
In Asien steigen die Löhne sicher nicht in dem Ausmaß wie in Osteuropa. Die Rohholzbeschaffung scheint dort kein Problem darzustellen - wenn es nicht legal geht, dann eben illegal, siehe Merbau aus Indonesien. Somit wird von dort weiterer Preisdruck auf europäische Produkte ausgehen. Als Folge wird Massivparkett mittel- bis langfristig nicht mehr in Europa hergestellt, Laminatböden werden enorme Preissteigerung erfahren und eventuell Marktanteile verlieren, da Fertigparkett preislich attraktiver wird.
Zu einem nationalen Brennpunkt wird sich das Auseinanderklaffen von Arm und Reich in Deutschland entwickeln - mit starken Auswirkungen auf den Markt. Produkte, Hersteller, Marketing und Verkauf müssen sich diesem Markt anpassen. Es wird mehr günstige Massenanbieter sowie mehr spezialisierte Nischenanbieter geben.
Karl Iserbyt, Par-ky:
Für ein Unternehmen wie Decospan / Par-ky wäre es wichtig, dort präsent zu sein, wo das Holz her kommt. Würden wir unsere Furnierböden außerhalb Belgiens produzieren, könnten wir sicher Kosten sparen.
Laminatböden erleben derzeit den größten Aufschwung. Das wird auch so bleiben, zumindest in den USA. In Europa allerdings könnte den Laminatproduzenten das gleiche wie den Teppichherstellern widerfahren: Ein Preiskampf, der alle schwächt. In der Folge schreitet die Konsolidierung voran und könnte auch die Parketthersteller ereilen. Deshalb sollte der Zusatznutzen von Parkett und Furnierböden, die wir dem Parkett zuordnen, deutlicher als bisher kommuniziert werden, um das Thema Preis in den Hintergrund zu drängen. Der Verbraucher sucht beides, den guten Preis und gute Beratung pro Holz und Design.
Markus Schätzle, Witex:
Die Hartbodenindustrie wird sich 2010 weitere Marktanteile vom elastischen Bereich erobert haben. Die Zahl der Nischenprodukte für Spezialanwendungen wird steigen. Osteuropa wird im höheren Preissegment ein aussichtsreicher Markt. Zwar bleiben Produktionsstandorte vorrangig in Europa, es gibt aber starke Verlagerungen nach Asien und Osteuropa. Innovationen fokussieren auf Spezialanwendungen. So wird es Fertigparkett auch in Sonderausführungen geben. China entwickelt sich als Produktionsstandort, jedoch nicht als Innovationstreiber. Problemlösungsprodukte werden dominieren und im Billigsegment hält der Laminatboden die Vorreiterrolle. Generell werden Massenprodukte immer billiger und Hochpreisprodukte behalten ihre Berechtigung in der Nische.
Der Großhandel wird immer mehr verlieren, der Fachhandel und der Vertrieb zum Handwerker werden eine wichtige Rolle einnehmen. Auch der Internetverkauf wird zunehmen. Kunden erwarten immer mehr Serviceleistungen, und deshalb müssen Hersteller dem Handel bei der Einführung von Neuprodukten die entsprechenden Schulungen anbieten.
Antonius Tuschen, Osmo:
Wir sehen als Produktionsstandort Deutschland an erster Stelle, da für uns die Aufrechterhaltung von Qualität oberste Priorität hat. In den nächsten Jahren werden sicher die thermisch behandelten Hölzer weiterentwickelt. Wir sehen einen klaren Trend zu heimischen Holzarten und die Tendenz, Fußböden mit Ölen und Wachsen zu behandeln. Matte Oberflächen sind eher gefragt als hochglänzende.
Beim Thema Verlegung sehen wir eine Orientierung zur festen Verklebung. Die neue Generation dauerelastischer und schubfester Kleber erlaubt die Verklebung von Massivholzdielen. In der Gunst der Verbraucher wird Massivholz aus ökologischen Gründen stetig steigen.
China wird sich im Wesentlichen an Rohstoffimporten bedienen. Die Folge sind Schwankungen in der Rohwarenvergabe. Asien bietet zwar reichlich Holz, aber wenn der Trend zu europäischen Holzarten anhält, ist die Entwicklung nicht vorhersehbar.
Da wir sehr viel Wert auf Kompetenz und Beratung legen, hat für uns der Fachhandel einen weitaus größeren Stellenwert als der Verkauf über das Internet. Beide Vertriebswege können sich aber gegenseitig ergänzen. Wichtigstes Verkaufsargument ist die Nachhaltigkeit. Wichtigster Marketingaspekt ist für uns, dem Wunsch der Verbraucher nach schönen, hochwertigen und beständigen Dingen Rechnung tragen.
Weltweit Erfolg versprechende Märkte sind Asien, Russland, Osteuropa, Skandinavien und die USA.
Armin Neubert, Bürkle:
Wir als Maschinenhersteller erwarten, dass die europäische Parkettproduktion tendenziell in Richtung Osteuropa verlagert wird. Ein Schwerpunkt der Produktion werden kleinformatige Teile sein. Der Siegeszug von Fertigparkett ist weltweit ungebrochen. Chinas Einfluss auf den globalen Parkettmarkt bleibt für uns dabei noch ein großes Fragezeichen. Während Produkte sich immer mehr diversifizieren, wird es unter den Herstellern eine Entwicklung zu Großproduzenten geben.
Roland Dengler, Homag:
Die Parkettproduktion rückt aufgrund der Transportkosten näher an den Rohstoff nach Osteuropa, Russland, Südamerika. Bei den HDF-/Laminatbodenherstellern erleben wir weltweit eine Konzentration. Entwicklungsschwerpunkte gehen in zwei Richtungen: Bei preiswerten Produkten werden Laminatbeschichtungen durch Direktdruck und Kaschierung ersetzt, bei Parkett gibt es dünnere Nutzschichten.
Im Hochpreissegment der Laminatböden finden wir Oberflächen mit Synchronporen, gefaste Kanten, kundenspezifische Designs, neue Trägermaterialien und Beschichtungen. Parkett kommt mit speziellen Holzarten, z.B. Thermoholz als Deckschicht. Massivholz ist wegen schlechter technischer Eigenschaften und hohem Preis auf dem Rückzug, Fertigparkett mit Holzwerkstoffplatten als Träger gewinnt an Bedeutung.
China, Südostasien und Nordamerika sehen wir als Wachstumsregionen. China ist bereits der größte Hersteller der Welt, zeigt zunehmende Exportaktivitäten und wird sich weltweit einen erheblichen Marktanteil bei den preiswerten Produkten sichern. Chinas Problem bleibt die Rohstoffversorgung.
In Mitteleuropa und Nordamerika wird die Masse der Produkte über die Großfläche vertrieben. In anderen Ländern steht der Fachhändler einschließlich Verlegeleistung im Vordergrund. Für den Kunden stehen Design und Preis an erster Stelle. Der Internet-Verkauf konnte sich noch nicht durchsetzen, da man die Produkte 'sehen" muss. Qualität ist zwischenzeitlich sehr vergleichbar geworden - zumindest bei Laminatfußböden. Konsolidierungen sind bei Laminatfußbodenherstellern bereits eingeleitet. Gleiches erwarten wir im Parkettbereich. Neue, große Hersteller wird es in den Ländern mit entsprechenden Holzressourcen geben.
Jürgen Früchtenicht, Amorim Wood Supplies:
Als reiner Parketthändler, der aus Übersee importiert, können wir nicht für die Industrie sprechen, gehen allerdings davon aus, dass der Markt für Hartbeläge weiter wachsen wird. Der Trend geht immer mehr in Richtung Landhausdiele.
Der klassische Schiffsboden geht hingegen zurück. Farbliche Veränderungen des Rohholzes bzw. Thermoholz sind ein Entwicklungsschwerpunkt. Der Trend zum Fertigparkett bleibt ungebrochen, obwohl in einigen Märkten auch Massivparkett in der Nachfrage wieder steigt.
China ist ein wichtiger Beschaffungsmarkt für einige Produkte. Einige Hersteller in China produzieren erstklassige Qualität zu einem günstigen Preis. Die Bedeutung von China wird allerdings sehr überschätzt. Es muss berücksichtigt werden, dass China eher ein Holzimporteur als ein Holzexporteur ist. Man kann die Parkettbranche nicht mit der Textil- oder der Elektrobranche vergleichen. Der Kunde erwartet ein qualitativ hochwertiges Produkt zu einem guten Preis. Wir bieten ein sehr großes Sortiment als Bündelung des Angebotes vieler verschiedener Hersteller.
Die Vertriebsformen Fachhandel und Internet-Verkauf haben beide Zukunft. Beim Holzparkett gehen wir allerdings davon aus, dass der Endverbraucher die Ware sehen und anfassen will, bevor er seine Kaufentscheidung trifft.
aus
BTH Heimtex 09/06
(Bodenbeläge)