WFF in Shanghai mit verbessertem Konzept

Nachhaltigkeitsdiskussion erreicht Parkettindustrie weltweit

Nach einer enttäuschenden Veranstaltung im vergangenen Jahr - mindestens 75 % der Besucher hatten 2010 die Konferenz spätestens in der Mittagspause entnervt verlassen - gelang es den chinesischen Organisatoren diesmal das ,Wood Flooring Forum (WFF) am Vortag der Domotex Asia in Shanghai ohne größere Planungsfehler abzuwickeln. Die Plattform des globalen Gedankenaustauschs der Parkettbranche nutzten rund 300 Teilnehmer, wobei die Ausländerquote bei 25 % lag. Als Gastgeber fungierten, wie in den Vorjahren, der Dachverband der chinesischen Industrie für forstwirtschaftliche Produkte (CNFPIA) sowie die chinesische Forstwirtschaftsakademie. Mit der praktischen Durchführung war die Shanghaier Messegesellschaft VNU betraut, ein deutsch-chinesisches Joint Venture unter Beteiligung der Deutschen Messe, Hannover.

Der konstruktive Verlauf des Symposiums war unter anderem dem amerikanischen Unternehmensberater Jim Gould zu verdanken. Als internationaler Koordinator hatte er es gemeinsam mit VNU-Marketingleiter Jérome Lizambard erfolgreich verhindert, dass durch eine übertriebene Präsenz chinesischer Referenten das Auditorium gelangweilt wurde.

Eine ausgewogene Mischung aus Sprechern sowie die Trennung zwischen chinesischen Exportbemühungen auf der einen und westlichen Vertriebsinteressen in das Reich der Mitte auf der anderen Seite, hatten dazu geführt, dass in diesem Jahr die Zuhörerschaft bis zum Ende der Veranstaltung ausharrte. Ob Ex- oder Importinteressen: Jeder Teilnehmer konnte durch einen verbesserten Erkenntniswert profitieren. Einziges Manko war der noch immer völlig unzureichende Vorlauf. Zu einer derartigen Konferenz kann nicht erst einige Wochen vor dem Veranstaltungstermin eingeladen werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Deutsche Messe, die im Januar 2012 anlässlich der Domotex Hannover eine Folgeveranstaltung plant, aus diesen Fehlern ihre Lehren zieht.
Als ein führender Kopf der chinesischen Holzwirtschaft auf Verbands- und akademischer Ebene ist Professor Ye Kelin hervorzuheben. Ye ist Chef der chinesischen Forstwirtschaftsakademie, des Forschungsinstituts der chinesischen Holzindustrie und in Personalunion Vizepräsident des mächtigen CNFPIA Verbandes. Ein Dialog mit ihm ist bereichernd, da er einer der ganz wenigen chinesischen Protagonisten ist, der sich zumindest im kleinen Kreis nicht scheut, auf Englisch zu diskutieren. Denn eine Simultanübersetzung, sei sie auch noch so gut, führt oft nur zum Austausch von Plattitüden.

Chinas Hersteller kämpfen mit steigenden Kosten

Ye berichtete, dass die chinesische Industrie inzwischen über eine Tageskapazität von 2,4Mio.m an Laminat- und Holzbodenbelägen verfügt. Im vergangenen Jahr hätten sich die Hersteller allerdings mit erheblichen Kostensteigerungen auseinandersetzen müssen. Große Zukunftspotentiale sah er in modifizierten Holzprodukten wie WPC.

Benoit Miquel, Vizepräsident Südeuropa von Tarkett und Vorstandsmitglied der Föderation der europäischen Parkettindustrie (FEP), berichtete von einem marginalen Rückgang des Parkettverbrauchs in den FEP-Mitgliedsstaaten von 86Mio.m in 2009 auf 85,7Mio.m in 2010. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre hätte sich eine extreme Verschiebung in der Konsumentenpräferenz ereignet. Die einst führende Holzart Buche repräsentiert heute nur noch 5,9% des Bedarfs und Eiche dominiert mit 62,8% unumstritten die Nachfrage. Miquel zeigte die stark fragmentierte Distributionskette in Europa auf und prognostizierte eine grundsätzliche Stabilisierung der Nachfrage, wobei einige wenige regionale Märkte auch weiterhin unter Rückgängen als Ergebnis der Wirtschaftskrise zu leiden hätten. Unter dem Strich sah er allerdings einen Aufschwung in der europäischen Produktion, was bei konstanter Nachfrage folgerichtig mit verbesserten Exporten und/oder reduzierten Importen von und nach Übersee erklärt werden kann.

Bruno Descamps, Geschäftsführer von Chinafloors/Lamett in Belgien, vertrat seinen Chef Thomas Baert, der seit vielen Jahren in Shanghai lebt und große Produktionseinheiten für Laminat und Mehrschichtparkett aufgebaut hat. Descamps führte neben steigenden Rohstoff- und Lohnkosten auch den hohen finanziellen Aufwand für Transporte innerhalb von China als Handelshemmnis an. Darüber hinaus stellte er das aktuelle chinesische Distributionssystem für Laminat und Holzparkett in Frage. Führende chinesische Markenhersteller würden unabhängig voneinander gigantische Einzelhandelsketten betreiben mit tausenden von Ladenlokalen auf Basis von Franchise-Systemen.

In seiner Eigenschaft als Präsident des Verbandes der Europäischen Parkettimporteure (EFPI) erläuterte Jürgen Früchtenicht den exportinteressierten Tagungsteilnehmern die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen in Europa hinsichtlich der CE-Markierung und ihre Anforderungen. Weitergehend berichtete er über das europäische Holzhandelsgesetz, dass im März 2013 in Kraft treten wird und umfangreiche Legalitätsnachweise der exportierenden Industrie erforderlich machen wird. Zum Abschluss seiner Ausführungen widmete sich Früchtenicht den Anforderungen der in Deutschland seit Jahresbeginn vorgeschriebenen bauaufsichtlichen Zulassungspflicht auch für Parkettböden und der Notwendigkeit, über Prüfungen des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) das Ü-Zeichen verliehen zu bekommen.

Früchtenicht geht davon aus, dass die aktuelle Regulierungsflut im Parketthandel zwangsläufig zu einer Konsolidierung der Handelswege führen müsse. Der überseeische Produzent, der möglicherweise direkt den Einzelhandel beliefern möchte, dürfte ohne Hilfe von Dritten restlos überfordert sein, sämtliche notwendigen Testate zu besorgen. Selbst der nicht organisierte Regionalimporteur werde diesbezüglich Schwierigkeiten bekommen. "Allein das kommende Holzhandelsgesetz wird den Regionalimporteur entweder zwingen, sich im Verband zu organisieren oder er wird sich hinsichtlich der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Überwachungsorganisation einer kostenpflichtigen Drittüberwachung stellen müssen", unterstrich der Referent.

Ziel der Parkettindustrie weltweit: Nachhaltig erzeugte Rohstoffe verwenden

Eine interessante Podiumsdiskussion zum Thema Produktion und Vermarktung von Laminatbelägen und Holzböden unter dem Blickwinkel des Zwanges, nachhaltig erzeugte Rohstoffe zu verwenden, entwickelte sich als weltumspannender Gedankenaustausch zwischen Weng Shao Bin, Präsident von Power Dekor, dem wohl führenden chinesischen Hersteller von Holzböden aller Art, She Xue Bin, Präsident von Nature, einem chinesischen Großproduzenten von Holzparkett, Frank J. Ready, Vizepräsident von Armstrong World Industries und CEO von Armstrong Floor Products, sowie Benoit Miquel, Vizepräsident Südeuropa von Tarkett.

Moderiert wurde die Diskussion von Ye Kelin, der sich vornehmlich um die chinesischen Gesprächspartner kümmerte, und Früchtenicht, der Ready und Miquel befragte. Als Quintessenz kann festgestellt werden, dass es offensichtlich keine signifikanten Unterschiede zwischen den USA, China und Europa gibt, die Produktionen schnellstmöglich auf die Verwendung hundertprozentig nachhaltig erzeugter Rohstoffe umzustellen.

Wie es hieß, versorgt sich Nature bereits zu 85% aus eigenem Plantagenanbau und Armstrong pflanzt als Beitrag zur Aufforstung jährlich 500.000 Bäume. Tarkett stellte seine jüngst initiierte ganzheitliche Verwertungsstrategie von Rohstoffen aller Art in den Vordergrund.
aus Parkett Magazin 03/11 (Bodenbeläge)