Verhaltenes Interesse
Sonnenschutz auf der Raumausstattung
Von Business as usual konnte man in Dortmund in der Messehalle 7 kaum sprechen. Die Stimmung der Sonnenschutz-Aussteller und Fachbesucher wurde überschattet von den Terror-Angriffen auf die USA am 11. September, die sich gerade 10 Tage vor Beginn der Raumausstattung in Dortmund ereignet hatten. Es fiel wohl den meisten Messeteilnehmern nicht leicht, einfach zum Tagesgeschäft überzugehen, die Besucherfrequenz an den Ständen war verhalten.
Auch was die Branchenentwicklung betrifft, mochte sich kaum einer auf eine Prognose für die kommenden Monate festlegen. Vor dem Hintergrund der angespannten, politischen Weltlage, der Euro-Umstellung, kommenden Versicherungssteuer-Erhöhungen und dem massiven Konjunktureinbruch in der Baubranche wird eher eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher erwartet. Andererseits gibt es Spekulationen, dass die Urlaubsreisen zurückgehen werden und diese freigewordenen Gelder in die Wohnungsausstattung fließen - als auch in die Produkte unserer Branche.
Die zurückliegenden Monate des Jahres 2001 beurteilten die Sonnenschutz-Anbieter unterschiedlich. "Der Konjunkturverlauf spricht nicht sehr dafür, dass wir in diesem Jahr tolle Geschäfte machen", meint Riloga-Geschäftsführer Heinz-Joachim Dommel. "Wir sind froh, wenn wir das Vorjahresniveau halten können." Riloga hatte auf der vergangenen Heimtextil im Rahmen seiner Luxaflex Sonnenschutz-Kollektion, eine große Jubiläumsaktion mit umsatzbezogenen Rabatten und einem Gewinnspiel gestartet, die laut Geschäftleitung "in der Summe durchaus erfolgreich waren". Der Bereich Rollo habe sich in den letzten Monaten "erfreulich entwickelt", Plissee zeige sehr gute Zuwächse, Jalousie stagniere und Vertikallamellen "sind ausschließlich ein Objektthema", bewertet Marketingchef Holdin Kochalski die einzelnen Sortimente.
Nicht zufrieden ist man mit dem Segment Vorhangstangen und -Schienen. Das Dekotechnik-Geschäft soll jetzt angekurbelt werden mit umsatzabhängigen Verkaufsprämien, was jetzt nach dem Fall der Zugabeverordnung erlaubt ist. Für jeweils 100 DM Umsatz erhält der Fachhändler 10 Riloga-Punkte, die er sammelt und sich je nach Punktzahl eine entsprechende Sachprämie aussuchen kann.
Zuversichtlich ist man bei Silent Gliss, wie Geschäftführer Thomas Held bekundet: "Im Vergleich zur Gesamtbranche haben wir sehr gut abgeschnitten. Allerdings haben wir unser hochgestecktes Ziel nur zum Teil erreicht". Für die nächsten Monate ist man in Weil am Rhein gut gerüstet. Die Auftragslage sei "recht positiv", insbesondere im Objektgeschäft.
Der ostwestfälische Sonnenschutz-Hersteller Kadeco konnte trotz der Flaute in der Baubranche seine Umsätze steigern. "Überzeugt von der Leistungsfähigkeit unserer Produkte, erwarten wir zum Jahresende einen Umsatzzuwachs in zweistelliger Höhe", sagt Geschäftsführer Walfried Kattelmann. Neben einem verhaltenen Frühjahrsgeschäft habe es in den Sommermonaten durch die Einführung der neuen Faltstore-Kollektion einen "hohen Auftragseingang" gegeben. Bei Teba wird bedauert, dass vor Beginn der Raumausstattung eine negative Stimmung verbreitet wurde, nur weil einige Firmen weggeblieben seien. Entscheidend für Marketingleiter Peter Mittelsteiner ist nicht die Quantität, sondern die Qualität von Ausstellern und Besuchern: "Die Messe ist eine wichtige Plattform für den Erfahrungsaustausch über Produkte, die wir auf der Heimtextil vorgestellt haben. Wir bekommen Rückmeldungen von den Fachhändlern, wie die Kunden unsere Kollektionen annehmen."
Ein zentrales Neuheiten-Thema bei Teba waren Flächenvorhänge. Hier sieht das Duisburger Unternehmen "ein großes Verkaufspotenzial. Es wird nicht lange dauern, dann wird es den Flächenvorhang als eigenständige Sonnenschutz-Produktgruppe geben", glaubt Mittelsteiner. Teba führt jetzt spezielle Lamellenvorhangstoffe mit gerader Schnittkante und gutem Hängeverhalten, um dem Fachhandel die aufwändige Verarbeitung herkömmlicher Dekostoffe zu ersparen.
"Wir treiben es bunt", hieß das Motto auf dem Messestand von Arquati, das mit einem attraktiven Gewinnspiel verknüpft war. Die deutsche Tochter des italienischen Arquati-Konzerns hatte in den letzten zwei Jahren sukzessive ihr angestammtes Sonnenschutz-Sortiment um Deko- und Gardinenstoffe sowie Polstermöbel aus dem Mutterhaus erweitert. "Unser Konzept Raumausstattung aus einer Hand wird von den Kunden sehr positiv aufgenommen. Wir haben viele Interessenten, die einen Showroom einrichten möchten, um unser Angebot zu präsentieren", freut sich Arquati-Marketingleiterin Sylvia Wilcken über das erfolgreiche Feedback.
MHZ präsentierte auf der Dortmunder Messe ein Vertikallamellen-Programm in neuer Aufmachung, das unter dem Begriff "Office-Kollektion" vermarktet wird und laut MHZ-Vertriebsleiter Martin Bork bei den Fachbesuchern "großen Anklang fand". Der praktische Katalog enthält steckbare Musterkarten, die nach Bedarf flexibel entnommen werden können.
Einen ganz neuen Weg bei der Gestaltung seiner aktuellen Rollo-Kollektion hat Büscher gewählt. In den beiden Katalog-Bänden werden chronologisch die Modetrends des 20. Jahrhunderts dargestellt, beginnend mit der Haute Couture in Paris 1907 bis zum Grunge-Stil der 90er Jahre. Die unterhaltsame Kollektionsaufmachung soll die Endverbraucher anregen, die Rollo-Kataloge von Anfang bis Ende durchzublättern, erklärt Monika Elkmann, zuständig für Marketing.
Anziehungspunkt auf dem Messestand von Diedrichsen war ein Unternehmensvideo, das die Entwicklung und Fertigung von Vorhanggarnituren der Marke Interstil zeigte, die der Steinhagener Hersteller über renommierte Leithändler vertreibt. Dass die Dekotechnik- Branche derzeit "schwächelt", verschweigt Juniorchef Jens Diedrichsen nicht. Das eigene Ergebnis müsse man in Relation zum Wettbewerb sehen. "Wir sind mit dem Geschäftsjahr bislang zufrieden", lautet das Fazit des Familienunternehmens. Hochwertige Vorhangstangen seien ein "sehr sensibles Luxusgut. Gehen die Dekostoffe im Absatz zurück, trifft es die Stilgarnituren noch stärker."
Licht und Schatten hieß die Sonderschau des Verbands innenliegender Sonnenschutz (VIS) in Halle 7, bei der mit einer in schwarz-weiß gehaltenen Licht- und Tanzperformance illustriert wurde, wie mit Rollos, Faltstores und Markisen blendende Sonnenstrahlen abgewehrt werden können. Während der Show wurden auch zukunftsweisende Materialien vorgestellt, wie etwa ein neuartiger Stoff für Lamellen.
aus
BTH Heimtex 11/01
(Deko, Gardinen, Sonnenschutz)