Hans-Joachim Schilgen über die Geschäftsentwicklung der deutschen Heimtextilien-Industrie

"Zweckoptimismus ist verfehlt"


Für die Unternehmen der deutschen Heimtextilien-Industrie war die Geschäftssituation im September nicht zufriedenstellend. Das Umsatzniveau des Vorjahres wurde deutlich verfehlt, womit sich nach den ersten drei Quartalen ein Umsatzminus von 4% ergab. Noch größer waren die Einbußen mit - 6% im Inland, besser verlief mit +3% der Export. Die Exportquote blieb mit 22,3% stabil.

Die Zahlen der ersten drei Quartale spiegeln die derzeitige allgemeine Konsumstimmung wider. Die schwierige weltpolitische Lage sowie aktuelle Wirtschaftsprognosen für die kommenden Monate bzw. das kommende Jahr verdeutlichen darüber hinaus, dass zweckoptimistische Ausblicke zum jetzigen Zeitpunkt verfehlt sind.

Die Situation für die Unternehmen der Heimtextilien-Industrie bleib schwierig und unübersichtlich. Die Branche ist sich dieser Entwicklung bewusst; sie wird sich den damit verbundenen Herausforderungen stellen.

Teppichindustrie
Der schwache September riss die Teppichindustrie herein: Erstmalig sackten die Umsätze zum Quartalsende um 1% unter den Vorjahreswert, wobei Tuftings mit - 0,9% minimal besser und Webware mit - 1,8% geringfügig schlechter lag. Das liegt allein am Inlandsgeschäft, das 3% verlor, während sich das Auslandsgeschäft mit einem Zuwachs von 10% sehr gut entwickelte. Die Exportquote lag per Ende September unverändert bei 20 Prozent.

Möbelstoffindustrie
Die Möbelstoffindustrie litt in den ersten drei Quartalen unter der unbefriedigenden Nachfrage nach Flachgewebe, deren Umsatz um 11% schrumpfte. Veloure konnten demgegenüber durch ein kräftiges Plus von 17% im Export zwar um 2% zulegen, unter dem Strich bleibt bei Möbelstoffen zum
30. September jedoch ein Rückgang von 7%.

Die durchschnittliche Exportquote der Möbelstoffindustrie wird auf 30% beziffert.

Dekorationsstoffindustrie
Einen kräftigen Dämpfer erhielt in den ersten drei Quartalen auch die Dekostoffindustrie. Sowohl im Inland (- 8,4%) als auch im Export (- 3,8%) gaben die Umsätze spürbar nach, so dass sie per Ende September ein Umsatzminus von 6,9% hinnehmen musste.

Dabei war die Entwicklung im Bereich der bedruckten Dekostoffe deutlich unbefriedigender als bei uni-/buntgewebten Artikeln.

Exportiert wurden im Schnitt 35% der Produktion.

Gardinenindustrie
Die Sparte Gardinen ist von der aktuellen Konsumflaute am deutlichsten betroffen. Hier schrumpften die Umsätze in den ersten drei Quartalen um 11%, vor allem bei gewirkter Meterware, aber auch bei gewebter Meterware und in der Konfektion waren die Erlöse merklich niedriger als im Vorjahr.

Bettwarenindustrie
Ebenfalls sehr unbefriedigend verlief en die Geschäfte bei der Bettwarenindustrie (fasergefüllte Produkte). Das Septemberergebnis lag deutlich unter dem Vorjahr, damit verstärkten sich die Einbußen für die ersten drei Quartale auf - 8%, woran das Inland überproportional beteiligt war. Die Exporte bewegten sich immerhin knapp über Vorjahr.

Quelle: Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie e.V., Wuppertal / November 2001
aus BTH Heimtex 12/01 (Haustextilien)