Der deutsche Laminatmarkt im September von Günther Kelm

Sortiments-Umschichtung auf höherwertige Artikel notwendig


Die westeuropäische Laminatbodenindustrie stößt mit ihren ständig wachsenden Produktionskapazitäten in Westeuropa an ihre Absatzgrenzen. Die drei größten Märkte Deutschland, Großbritannien und Frankreich mit einem Gesamtvolumen von rund 80 Mio. qm im ersten Halbjahr 2006 decken rund 42% des europäischen Verbrauchs ab, sind aber weitgehend gesättigt. Da auch in den anderen westeuropäischen Märkten keine wesentlichen Steigerungen zu erwarten sind, wird sich das Interesse und der Absatzschwerpunkt der Industrie mehr und mehr in Richtung Osteuropa und Vorderasien verlagern, zumal auch Nordamerika als Abnehmer an Bedeutung verlieren wird. Dort werden in absehbarer Zeit immer mehr Produkte aus heimischer Fertigung auf den Markt gelangen und die Importe verdrängen.

Wenn wir den deutschen Laminatbodenmarkt unter preislichen Gesichtpunkten betrachten, so werden immer noch zwischen 35 und 40% der Absatzmenge im unteren Preissegment unter 10 EUR/qm vermarktet. Angesichts der stagnierenden Absatzmenge sind Industrie und Handel gefordert, die Wertschöpfung zu verbessern, wenn sie ihre Umsätze zumindest halten wollen.

Empfehlenswert ist, die Umsatzgewichtung künftig nach folgenden Verkaufs-Preisgruppen auszurichten:

Empf. Verkaufspreis EUR/qm incl. MwSt. - Umsatzanteil
5,00-10,00 - 25 %
0,01-15,00 - 30 %
15,01-20,00 - 30 %
über 20,00 - 15 %

Der Absatz der deutschen Laminatbodenhersteller war im September für den deutschen Markt - exklusiv der Lohnaufträge einiger Produzenten - nicht zufriedenstellend, ebenso bei westeuropäischen Mitbewerbern, die die flaue Nachfrage in ihren Heimatmärkten beklagten.

Mehrere Dekorpapierhersteller wie auch MDF/HDF-Produzenten kündigten an, zum 1. Oktober die seit längerer Zeit geplanten Preisanhebungen durchzusetzen.

Kaum besser als der Industrie erging es dem deutschen Bodenbelagsgroßhandel im September. Mit wenigen Ausnahmen musste er unbefriedigende Erlöse hinnehmen, wobei alle Produktsegmente von dieser Situation betroffen waren, Laminat und Parkett allerdings überproportional an den schwachen Zahlen beteiligt waren.

Das Handwerk litt im September wie schon im August unter der flauen Auftragslage, so dass es ohne Auftragspolster in den Oktober starten musste und auf eine Besserung zum Jahresende hofft.

Die Zufriedenheit der Verbraucher mit dem DIY-Handel wächst. Die Bau- und Heimwerkermärkte haben ihre Position im Kundenmonitor Deutschland leicht verbessern können. In der jüngsten Befragung vom 29. März bis 10. August 2006 haben sie bei der Kundenzufriedenheit einen Basispunkt mehr als vor einem Jahr mit der Bewertung 2,47 erreicht; dabei wird die Note 1 mit "vollkommen zufrieden" angesetzt, 5 mit "unzufrieden".

46 Prozent der Befragten bezeichneten sich in diesem Jahr mit den Baumärkten als "vollkommen zufrieden" oder "sehr zufrieden". 2005 waren es 45 %, vor 10 Jahren 40 %. In dem Kundenmonitor der Service-Barometer AG, der bereits seit 1992 erhoben wird, ist die Globalzufriedenheit mit der Branche seit 1996 / 1997 also um sechs Punkte gestiegen.

Wenn die Kundenzufriedenheit der Verbraucher sich in verstärkter Kaufbereitschaft umsetzt, könnten die Baumärkte, die Holz- und Bodenbelagsfachmärkte in den letzten Monaten 2006 vielleicht noch die schwachen Umsätze der Vormonate kompensieren.

Themen der Branche

Unilin und die belgische Beaulieu International Group haben ihre Streitigkeiten in fünf deutschen Rechtsfällen bezüglich verschiedener Patente beendet. Durch diese Entscheidung werden zwei Nichtigkeitsklagen und drei Patentverletzungsklagen beigelegt, die die deutschen Utility-Modelle DE 297 10 175 und DE 297 24 428 betrafen.

Von der Classen-Gruppe wurde gegen die Firmen Kronotex (Heiligengrabe) und Välinge Innovation AB (Viken, Schweden), eine Patentverletzungsklage beim Landgericht Düsseldorf eingereicht. Dabei dreht es sich um das Patent EP 1 415 056 von Classen, das unter dem Markenzeichen 'Megaloc" vermarktet wird. Auf die Klage von Classen hat die Välinge Innovation AB bereits reagiert und ein Statement abgegeben, nachdem Välinge das erste Unternehmen der Welt sei, das bereits seit einem Jahr ein Fußbodenelement mit Winkelverschluss an der Längsseite und einem vertikalen System mit einer flexiblen Feder vermarktet.

Nach der Zusammenführung der Glunz AG (Meppen) mit den in Glunz Holzwerkstoff Produktions GmbH (GHP) umfirmierten Hornitex-Aktivitäten, wurde im Verlauf des dritten Quartals die Neuordnung des vergrößerten Vertriebs abgeschlossen. Sie wird in die Bereiche Industrie und Handel aufgeteilt, um die jeweiligen Kunden noch gezielter betreuen zu können.

Die Leitung des Vertriebs für die Handelskunden übernimmt Holger Sieck, der zusätzlich die Bereiche Marketing, DIY, Agepan und andere Industrien verantwortet. Wolfgang Welling, zuvor in der Geschäftsleitung von Hornitex für Vertrieb zuständig, führt die Vertriebsorganisation für die Möbelindustrie. Beide sind zugleich Mitglieder der Glunz-Geschäftsleitung. Für das Key Account-Geschäft Holz- und Baustofffachhandel sowie für den Absatz an Kooperationen ist Uwe Joest zuständig; Einzelkunden im Handelsbereich werden von Rainer Klaus bearbeitet.

Das Osteuropa-Geschäft, das in erster Linie über das Werk Beeskow abgewickelt wird, wird in eine ebenfalls neugegründete Business Unit 'Region Ost" eingebracht und von Harald Gliese geleitet, zuletzt Geschäftsführer der Hornitex Werke Beeskow Kunststoff und Holzwerkstoffe GmbH in Beeskow. Die Vertriebsleitung Osteuropa obliegt Reinhard Pittag.

Als zentrales Serviceinstrument für Industrie und Handel fungiert das Sonae Design Competence Center in Horn unter der Leitung von Hubert Vettel. Zur Unterstützung der Vertriebsaktivitäten in Handel und Industrie erhält Glunz ferner eine neue Marketing-Abteilung. Die Leitung der neu geschaffenen Abteilung übernimmt Frank Janßen, zuvor bei Hornitex mit Marketing und Vertrieb Handel betraut.

Die Globus-Baumärkte konnten sich in einem anspruchvollen Wettbewerbsumfeld gut behaupten und zählen laut der viel zitierten Commerzbank-Studie zu den leistungsfähigsten Unternehmen der Branche. Nach Aussagen von Thomas Bruch, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens, wurden auf allen Geschäftsfeldern Erfolge erzielt. Der Umsatz erhöhte sich 2005 um 2% auf 4,24 Md. EUR, bei einer EBIT-Marge von 3,6%. Weiter zugelegt hat Globus im Ausland: So konnten die Erlöse in Tschechien flächen- und kursbereinigt um 2% gesteigert werden, auch in Russland komme man gut voran, heißt es. Für Ende 2006 ist die Eröffnung des ersten Hypermarktes in Shelkovo bei Moskau vorgesehen.

Bei der jährlichen Erhebung des Kundenmonitor Deutschland eroberte Hornbach wieder den Spitzenplatz. Die zum Thema Baumärkte befragten 6.169 Kunden vergaben für Hornbach die durchschnittliche Note 2,33 in der sogenannten Globalzufriedenheit (auf einer Skala von 1 bis 5). Das ist im Vergleich zu 2005 eine weitere Verbesserung, als das Unternehmen mit der Durchschnittsnote 2,35 ebenfalls die Bestnote bekam.

Auf den Plätzen folgten Globus (2,37), Hagebau (2,42), Bauhaus (2,45), Obi (2,46), Max Bahr und Marktkauf (beide 2,47), Toom (2,53), Praktiker (2,61) und Hellweg (2,71).

Walter Weber (55), seit August 2001 im Vorstand der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG für das Ressort Verwaltung zuständig, hat seinen Vertrag - Laufzeit bis September 2007 - nicht verlängert. Außerdem will er sich bis zum Ende seiner Amtszeit auf die Bereiche Rechnungswesen und Bilanzen konzentrieren, bei dem er einen hohen zusätzlichen Arbeitsaufwand durch die Integration der neuen Tochter Max Bahr befürchtet. Der Aufsichtsrat hat seiner Bitte entsprochen, und Thomas Ghabel (40), Vorstand für Finanzen, Recht und Unternehmenskommunikation, zusätzlich das Controlling, Organisation und Informatik übergeben. Nach dem Ausscheiden von Weber wird er auch die Verantwortung für das Rechnungswesen und Bilanzen übernehmen.
aus BTH Heimtex 11/06 (Bodenbeläge)