Dr. Norbert Arnold (Uzin)
Einsatz von Spachtelmassen unter Parkett
Innerhalb der Gruppe der Verlegewerkstoffe sind die Spachtelmassen eine sehr wichtige und gleichzeitig auch eine sehr vielfältige Produktgruppe. Werden elastische Bodenbeläge auf vorhandene Untergründe verlegt, so wird der Untergrund vor der Verklebung praktisch immer gespachtelt. Auch für textile Bodenbeläge wird von der DIN 18365 das Spachteln vor der Klebung gefordert, leider wird dies in der Praxis in einem beträchtlichen Anteil der Anwendungsfälle unterlassen. Bei Parkett dürfte der Anteil der gespachtelten Untergründe bei weniger als 10 % der verlegten Fläche liegen. Mitursächlich dafür ist sicher auch die Empfehlungspraxis vieler Klebstoffhersteller, die häufig eine Direktverklebung von Parkett auf geeigneten Estrichen vorschlagen. Obwohl das Spachteln unter Parkettböden eher die Ausnahme ist, erfordern bestimmte Anwendungsfälle es praktisch zwingend. In anderen Fällen kann das Spachteln vielfach Vorteile bieten, was allerdings wenig bekannt ist. Im folgenden Beitrag ist dies zusammenfassend dargestellt.
Spachtelschichten sind grundsätzlich dann notwendig, wenn ein Höhenausgleich geschaffen werden muss. Typische Fälle sind der höhengleiche Anschluss benachbarter Räume oder der Anschluss an andere Belagsarten mit anderer Belagsdicke. Die Kombination von Parkett mit Naturstein/Keramik ist dafür ein Beispiel (Bild 1). Im Renovierungsfall ist durch Anschluss- oder Einbauteile häufig eine definierte Höhe vorgegeben (Bild 2). Soll dann die vorgegebene Parkettart mit produktspezifischer Dicke eingebaut werden, kann eine eventuell fehlende Aufbauhöhe über eine Spachtelschicht kompensiert werden.
Großformatige Dielen stellen höhere Anforderungen an die Ebenheit des Untergrundes, als z.B. Mosaikparkett. Für eine ausreichende Klebstoffbenetzung ist bei diesen Formaten oftmals die Ebenheit des vorhandenen Estrichs nicht ausreichend, so dass eine Egalisierung mittels Spachtelung erforderlich wird.
Lässt die eingesetzte Parkettart die Verwendung von Dispersionsklebstoffstoffen zu - aus Arbeitschutz- und Umweltgründen durchaus wünschenswert - ist auf ausreichende und gleichmäßige Saugfähigkeit des Untergrundes zu achten. Durch den Einsatz von Spachtelmassen in einer Mindestdicke von 2 - 3mm ist diese Anforderung sicher erfüllbar. Ist der Untergrund nicht ausreichend saugfähig, was bedingt durch die großen Eigenschaftsschwankungen bei Zement- oder Calciumsulfatestrichen berücksichtigt werden muss, führt das Aufbringen einer Spachtelschicht zu einem sicheren Kleben mit Dispersionsklebstoffen.
Auf Gussasphalt als nichtsaugendem Untergrund kann nur durch Spachteln Saugfähigkeit generiert werden. Auf einem gut abgesandeten Gussasphalt kann dafür die Spachtelmasse direkt auf den Gussasphalt aufgebracht werden. Ist die Absandung mangelhaft oder weist sie Fehlstellen auf, muss eine Reaktionsharzgrundierung aufgewalzt und mit Quarzsand abgestreut werden. Nach dem Spachteln der so vorbereiteten Gussasphaltoberfläche liegt dann ein für alle Klebstoffarten geeigneter Untergrund vor. Dabei ist zu beachten, dass keinesfalls zu dick (max. 5mm bei Zementspachtelmasse) gespachtelt wird, da sonst die beim Trocknen der Spachtelmasse auftretenden Spannungen Schäden am Untergrund verursachen könnten.
Auch wenn die Parkettart, z.B. ein übliches Zweischichtparkett, nicht unbedingt einen gespachtelten Untergrund erfordert, kann das Spachteln vorteilhaft sein. Im Vergleich zum direkt geklebten Parkettboden wirkt der Boden auf der gespachtelten Fläche "ruhiger". Dieser Effekt ist zwar messtechnisch praktisch nicht erfassbar, visuell ist er allerdings sehr wohl wahrnehmbar und kann daher im hochwertigen Bereich zu einem wichtigen Qualitätskriterium werden (Bild 3).
Wird Mosaik- oder Hochkantlamellen-Parkett auf einer gespachtelten Fläche verlegt, führt dies zu einer besseren Einbettung der Parkettelemente. Der verlegte Boden hat danach erkennbar weniger Überzähne, mit dem Vorteil, dass sich der anschließende Schleifaufwand deutlich reduziert.
Auswahl der Parkett-SpachtelmasseBekanntermaßen "arbeitet" Holz. Abhängig von der Charakteristik des verwendeten Klebstoffs - weichelastisch oder schubfest - wirken dabei mehr oder weniger hohe Scherkräfte auf die Spachtelmasse ein. Eine hohe innere Festigkeit ist daher für eine parkettgeeignete Spachtelmassenschicht unabdingbar. Zwei Faktoren gilt es daher unbedingt zu beachten:
1. Die Spachtelmasse selbst muss eine ausreichend hohe Festigkeit aufweisen. Eine Mindestdruckfestigkeit von 30 N/mm (für Holzpflaster 40 N/mm kann dabei als Orientierung dienen.
2. Die Spachtelschicht muss ausreichend dick sein. Die Mindestdicke beträgt dabei je nach Herstellerempfehlung ca. 2 - 3mm. Speziell für Parkett ausgelobte Spachtelmassen besitzen darüber hinaus häufig eine gröbere Kornstruktur, was die Übertragung von Scherkräften aus dem Parkettboden in die Spachtelschicht unterstützt. Im Vergleich zur Verklebung von textilen und elastischen Bodenbelägen sind die Klebstoffauftragsmengen bei der Verklebung mit Parkettdispersionsklebstoffen ca. 2 - 3mal höher. Um Quelleffekte im Holz möglichst gering zu halten, ist daher auch ein hohes Saugvermögen für eine Parkettspachtelmassen elementar.
Als Konsequenz aus diesen Anforderungen kommen unter Parkett überwiegend hochfeste Zement- oder Calciumsulfat-Spachtelmassen zum Einsatz, wobei zementäre Massen den Vorteil der tendenziell schnelleren Durchtrocknung haben. Davon unabhängig sollte der Verleger grundsätzlich sicherstellen, dass die von ihm verwendete Spachtelmasse vom Hersteller für Parkett freigegeben ist.
Verarbeitung der Parkett-SpachtelmassenWie allgemein üblich, muss vor dem Spachteln grundiert werden. Im einfachsten Fall, sofern der Untergrund dies zulässt, mit einer für die Parkett-Spachtelmasse empfohlenen Dispersionsgrundierung.
Wird mit einer 1K-PUR- oder mit einer 2K-Epoxid-Grundierung gearbeitet, z.B. bei überhöhter Feuchtigkeit im Untergrund, ist die sicherste Vorgehensweise, die Reaktionsharzgrundierung vor dem Spachteln mit Quarzsand abzusanden. Denn bei Parkettböden muss mit hohen Scherkräften gerechnet werden, die über die abgesandete Oberfläche schadensfrei in den Untergrund abgeleitet werden können.
Beim Auftragen der Spachtelmasse muss auf ausreichende Dicke der Spachtelschicht geachtet werden. Dies wird am günstigsten durch Rakeltechnik gewährleistet - Rakelzahnung R 2 (Bild 4), bzw. Stiftrakel (Bild 5) bei höheren Schichtdicken. Das Rakeln hat zudem den weiteren Vorteil, dass die Unterschiede zwischen Vertiefungen und Erhöhungen im Untergrund besser als durch das Arbeiten mit der Glättkelle angeglichen werden können. Der Parkettboden liegt dann später ruhiger. Anschließendes Entlüften mit der Stachelrolle verbessert den Verlauf der Spachtelmasse.
Die vom Hersteller vorgegebene Trocknungszeit ist bei Parkett als Oberbelag unbedingt einzuhalten. Für parkettgeeignete Zementspachtelmassen sind dies bei 3mm Schichtdicke in der Regel 24 Stunden. Das auf Baustellen häufig anzutreffende Trocken über Nacht ist nicht ausreichend. Zum einen kann Restfeuchte den Parkettbelag beeinträchtigen und, was weniger bekannt ist, der Klebstoff kann durch die Alkalität der frischen Spachtelmasse geschädigt werden.
Die trockene Spachtelmasse stellt eine optimal beklebbare und hochsaugfähige Oberfläche mit allen oben beschriebenen Vorteilen für die Verlegung bzw. den Parkettboden selbst dar. Bei einem eventuell notwendigen Reinigungsschliff (grobes Korn) bleiben alle diese positiven Eigenschaften erhalten.
ZusammenfassungDer Anteil der gespachtelten Untergründe ist relativ niedrig. Dies wird sich voraussichtlich auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. Über den allseits bekannten Höhen- und Ebenheitsausgleich hinaus kann allerdings eine Spachtelschicht unter Parkettböden einige Vorteile bieten, die vielen Verlegern so nicht bekannt oder präsent sind.
Insbesondere bei hohen Anforderungen an die Parkettoberfläche können diese Vorteile zum Tragen kommen. Dies bietet dem qualitätsorientierten Parkettleger die Chance, sich von der Masse der Parkett verlegenden Wettbewerber abzuheben und sich selbst im hochwertigen Marktsegment erfolgreicher zu positionieren.
aus
Parkett Magazin 03/11
(Handwerk)