Künftiger Laubholzbedarf der europäischen Parkettindustrie - von FEP-Präsident Dieter Betz

"Parkettindustrie ist auf enge Kooperation mit ihren Laubholzlieferanten angewiesen"

Die europäische Parkettindustrie will mit ihrer Real Wood-Kampagne verloren gegangene Marktanteile zurückerobern. Zehn bis 15% des heutigen Laminatvolumens könnten zukünftig wieder als Parkett verlegt werden, schätzt Dieter Betz, Präsident der Föderation der Europäischen Parkettindustrie (FEP). Doch wie würde sich dieser jährliche Verbrauchszuwachs von 25 bis 30 Mio. qm auf die Rundholzversorgung auswirken? Eine enge Zusammenarbeit zwischen Parkettindustrie und Holzlieferanten ist in der Zukunft entscheidend.

Wird die europäische Parkettindustrie in den nächsten Jahren weiter expandieren und welche Auswirkungen hätte dies auf den Laubholzbedarf? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Vortrages des FEP-Präsidenten Dieter Betz auf dem Holzhandelstag des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel (GD Holz) in München. Nach seiner Einschätzung wird sich der Parkettverbrauch in den nächsten Jahren um ein Viertel bis ein Drittel steigern können - wenn es gelingt, Parkett gegenüber Laminatböden besser zu positionieren. Entsprechend würden jährlich 200.000 bis 250.000 cbm Friese mehr benötigt, davon alleine 150.000 bis 180.000 cbm zusätzliche Friese aus europäischen Laubhölzern.
Parkettarten bestimmen den Laubholzbedarf

Die Planung des Laubholzbedarfs der Parkettindustrie wird nicht alleine vom Parkettkonsum bestimmt. Ebenso wichtig ist, welche Holz- und welche Parkettarten beim Endverbraucher künftig gefragt sind. Um Verbrauchskennzahlen für die verschiedenen Parkettarten zu ermitteln, rechnet der europäische Branchenverband mit folgenden durchschnittlichen Bedarfswerten:
- Mosaikparkett (8 mm): 60 qm aus einem Kubikmeter Holz
- Lamparkett (6-13 mm): 60 qm/cbm
- Massivparkett (14-22 mm): 30 qm/cbm
- Mehrschichtparkett (2 bis 6 mm-Deckschicht): 120 qm Deckschicht aus einem Kubikmeter Laubholz und 70 qm Mittellage aus einem Kubikmeter Nadelholz

Auf der Grundlage dieser Kennzahlen errechnet sich der Jahresbedarf der in der FEP organisierten Parketthersteller für das Jahr 2005 zu rund 1,285 Mio. cbm Laubholzfriesen, unterteilt auf die verschiedenen Parkettarten (siehe Diagramm). Obwohl Mehrschichtparkett einen Produktionsanteil von 78% hatte, lag der Laubholzbedarf für Mehrschichtparkett nur leicht über den Mengen, die für Massivparkett (Marktanteil: 16% ) benötigt wurden. Der Nadelholzbedarf, in erster Linie für die Fichtenstäbchen-Mittellage von Mehrschichtparkett, wurde mit knapp 1 Mio. cbm errechnet.

70 Prozent europäische Laubhölzer

Die Wälder in Europa sind für die europäische Parkettindustrie nach wie vor der wichtigste Rohstofflieferant. Rund 68% aller Deckschichten bestehen aus europäischem Holz, wofür jährlich ungefähr 880.000 cbm benötigt werden. Europäische Eiche mit 646.355 cbm und Buche mit 120.790 cbm sind die dominierenden Holzarten. Der Anteil der nordamerikanischen Hölzer liegt laut Betz derzeit bei etwas über 10% . Aus den Tropen kommen über 16% der Parkettfriese, die überwiegend von den italienischen Parkettherstellern weiterverarbeitet werden. 80% der in Europa produzierten Exotenholzparkette stammen aus Italien.

Deckschichtkosten optimieren

Bei der Parkettfertigung haben Materialkosten einen sehr hohen Anteil an den gesamten Herstellungskosten. Bei Fertigparkett mit dreistabiger Eiche-/Buche-Decklage sind für Holz, Klebstoff und Lack etwa 45 bis 50% der Kosten anzusetzen, bei Landhausdielen ist der Anteil noch höher. Der Kostenanteil für die Deckschichten ist dabei mit 25 bis 30% der Gesamtkosten besonders hoch. Gelänge es also, so der Ansatz des FEP-Präsidenten, die Kosten für die Deckschicht zu reduzieren, hätte dies bedeutende Auswirkungen. Die Parketthersteller arbeiten deshalb derzeit in zwei Richtungen, um ihre Holzausbeute zu steigern. Einerseits werden die Dicken der Decklagen reduziert, anderseits wird die Sägetechnik optimiert, um mit immer dünneren Sägeblättern zusätzliche Lamellen aus den Rohfriesen zu gewinnen.

Diese Bemühungen werden in Zukunft zu einer engeren Kooperation mit den Vorlieferanten führen, erwartet der FEP-Präsident. Damit Einsparpotenziale in der gesamten Lamellen-Fertigungskette - vom Rohfrieseneinschnitt bis zum Pressgang - ausgeschöpft werden können, sollte gezielt mit dem Sägewerker zusammen gearbeitet werden. Letztlich führe vor allem eine koordinierte Prozessoptimierung zwischen Zulieferer und Hersteller zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit.

Das gelte auch für die Transportkosten: Beim heutigen Produktionsablauf werden laut Betz ca. 60% Holzabfall und 30% Wasser vom Sägewerk zum Parketthersteller transportiert. Das Trocknen der Friese, die Lamellenproduktion und andere vorgelagerte Produktionsstufen ließen sich möglicherweise wesentlich einfacher im Sägewerk statt im Parkettwerk durchführen.
aus Parkett Magazin 05/06 (Bodenbeläge)