Der deutsche Laminatmarkt im November 2006 von Günther Kelm
Zunächst "Delle" durch Mehrwertsteuer, dann günstiges Konsumklima
Die Aussichten für die Industrie bleiben bei anhaltenden Impulsen aus dem In- und Ausland günstig. Auch wenn damit zu rechnen ist, dass sich die Erhöhung der Mehrwertsteuer zwischenzeitlich etwas dämpfend auswirken wird, dürfte die Produktion in den kommenden Monaten weiter zunehmen. Handel und Handwerk haben in den letzten Wochen des vergangenen Jahres weiterhin gute Umsätze getätigt und werden auch 2007 von dem sich mehr und mehr verbessernden Konsumklima profitieren. Entscheidend wird sein, wie schnell und in welchem Umfang die positive Beschäftigungsentwicklung dem privaten Konsum nachhaltigen Auftrieb verschafft.
Industrie
Die europäische Laminatbodenindustrie hat bis einschließlich Oktober 2006 die Absatzmengen gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres nur unwesentlich steigern können. Die Produktionskapazitäten sind in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres bei den meisten Produzenten nicht voll ausgeschöpft worden. Auch im dritten Quartal blieben größere Zuwachsraten aus. Anfang Oktober war wieder ein besserer Geschäftverlauf zu erkennen, der sich im November positiv fortgesetzt hat.
Für 2006 muss davon ausgegangen werden, dass bei Beurteilung der meisten Teilmärkte in Westeuropa das Vorjahresniveau allenfalls leicht überschritten wurde. Hinzu kommt, dass durch den starken Rückgang der Nordamerika-Exporte und die Umleitung der dadurch frei werdenden Mengen vorrangig nach Europa, die Absatzpreise an den Handel erneut unter Druck gekommen sind. In Osteuropa haben sich die bereits im ersten Halbjahr beobachteten hohen Zuwachsraten auch in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt. Ein weiterer Druck auf die Absatzpreise ist auch hier zu erwarten.
Ob die weitere positive Entwicklung in Osteuropa dazu beitragen kann, die zunehmenden Absatzrückgäge der europäischen Laminatbodenhersteller im nordamerikanischen Markt auszugleichen, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend zu beurteilen.
Firmenmeldungen
Egger
Zum Jahresende 2006 hat Egger die Laminatbodenproduktion am Standort St. Johann eingestellt. Das Unternehmen konzentriert die Herstellung jetzt auf die Standorte Brilon und Wismar. Die Jahres-Produktionskapazität in Brilon beträgt 30 Mio. qm, die in Wismar 50 Mio. qm. Durch den Kauf einer weiteren Hochleistungslinie soll die in Brilon bestehende Kapazität mittelfristig ausgebaut werden. Die bisher an diesem Standort laufenden Anlagen produzieren ausschließlich direkt beschichteten Laminatboden. Geplant ist die schrittweise Umstellung auf direkt bedruckte Laminatböden.
Mohawk und Unilin
Der Bodenbelagskonzern Mohawk Industries Inc., Calhoun/Georgia, hat im ersten Halbjahr 2006 die Umstellung seines nordamerikanischen Laminatbodengeschäfts auf eine Direktbelieferung aus dem Werk der Unilin Flooring NC LLC, Thomasville/North Carolina, weiter forciert. Durch diese Maßnahme sind die Importlieferungen aus Europa weitgehend weggefallen. In der Folge war vor allem im Verlauf des zweiten Quartals der Absatz an US-amerikanische Distributeure spürbar zurückgegangen, da die Abnehmer ihre Lagerbestände an die kurzfristigeren Bezugsmöglichkeiten angepasst hatten. Inzwischen hat sich die Lage nach Abschluss dieser Lager-anpassung weitgehend normalisiert.
Pfleiderer
Erstmals in der Historie der Pfleiderer AG überstieg der Kernumsatz in den ersten drei Quartalen eines Jahres in 2006 die Marke von einer Mrd. EUR. Mit 1,04 Mrd. EUR, einem EBITDA von 144,3 Mio. EUR, einer EBITDA-Marge von 13,9% und einem EBIT von 89,1 Mio. EUR befand sich das Unternehmen auf dem besten Weg, die Zielvorgaben für das Geschäftsjahr 2006 zu erreichen. Geplant für 2006 waren Umsatzerlöse in Höhe von 1,4 Mrd. EUR und ein EBITDA von mindestens 200 Mio. EUR
Wie zu erfahren war, hält Pfleiderer auch weiterhin an den Akquisitionsplänen im Holzwerkstoff- und Laminatbodenbereich fest. Das Unternehmen kann laut seinem Vorstandsvorsitzenden Overdiek bei der derzeitigen Finanzierungssituation bis zu 500 Mio. EUR für derartige Zukäufe einsetzen.
Das Unternehmen bemüht sich seit 2005 um die Übernahme eines größeren europäischen Laminatbodenherstellers, um damit als über alle Produktionsstufen integrierter Hersteller auch in Europa in den Laminatbodenmarkt einsteigen zu können. In Nordamerika plant Pfleiderer seit Anfang 2006 den Aufbau eines integrierten Laminatboden-Produktionsstandortes. Über den Stand der jeweiligen Verhandlungen äußerte sich Overdiek nicht konkret, auch unter dem Aspekt, dass der zeitliche Spielraum zwischen drei und fünf Jahre beträgt.
Sonae Industria
Der portugiesische Holzwerkstoffhersteller Sonae Industria SGPS S.A.,Maia, kann für den Zeitraum Januar bis September 2006 erstmals wieder sowohl beim Umsatz als auch beim EBITDA Verbesserungen ausweisen. Der konsolidierte Gesamtumsatz des Unternehmens stieg um 11% auf 1,204 Mrd. EUR. Im dritten Quartal sind dabei die Umsätze der mit Wirkung zum 1. Juli 2006 übernommenen Hornitex-Werke mit eingeflossen. Die Anfang Juli 2006 vereinbarte Übernahme des französischen Spanplattenherstellers Darbo SAS, Linxe, wurde noch nicht berücksichtigt, da der Kauf erst mit Wirkung zum 30. September 2006 abgeschlossen werden konnte.
Das im November 2005 zwischen Sonae Industria und Tarkett vereinbarte Laminatboden-Joint Venture Agepan Tarkett Laminate Park GmbH Co. KG, Eiweiler, wird seit dem 29. September 2006 konsolidiert. Dieses Unternehmen hatte am 1. Oktober 2006 seine Tätigkeit aufgenommen.
Großhandel
Nach der verbesserten Umsatzentwicklung im Oktober hat auch der November mit einem erfreulichen Ergebnis abgeschlossen. Die Umsätze in allen Sortimenten liegen zwischen 5 und 10% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum, wobei der Laminatboden in einigen Unternehmen noch positiver abschnitt.
Im Handwerk hat sich die Auftragslage weiter stabilisiert. Bei mehreren befragten Unternehmen wird die Situation sogar sehr gut beurteilt.
Bau-, Holz- und Bodenbelagsfachmärkte
Im November wurde auch in diesem Marktsegment eine gute Kundenfrequenz beobachtet, so dass nach mehreren unerfreulichen Monaten wieder gute bis sehr gute Umsätze gemeldet werden. Einige Unternehmen führen die Tendenz zu einem erheblichen Teil auf vorgezogene Käufe wegen der anstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer zurück.
Hornbach
Hornbach bekräftigt die Haltung des Unternehmens in Bezug auf die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung. 'Wir werden im Vorfeld der Steuererhöhung nicht an der Preisschraube drehen", versichert das Unternehmen in einer Presseerklärung. Der erhöhte Steuersatz von 19% werde ganz neutral am 1. Januar 2007 in die Preiskalkulation einfließen. Auch die Versuche einiger Händler und Hersteller, die Preise unter dem Deckmantel der Steuererhöhung bereits 2006 anzuheben, bezeichnet das Hornbach als 'Gift für das Verbrauchervertrauen".
Obi
Obi setzt die europaweite Expansion fort. Im November sind neue Märkte in Köln und Budapest an den Start gegangen. Im Dezember folgten dann vier Neueröffnungen in Russland, eine in Italien sowie der Markteinstieg in Kroatien.
Nach einem Bericht der Lebensmittelzeitung bestätigt Obi die Entscheidung, dass in Zukunft das Franchiseprinzip aufgegeben wird und neue Standorte nur noch als Joint Ventures betrieben werden.
aus
BTH Heimtex 01/07
(Bodenbeläge)