Domotex/Bau: Aussteller investieren vor allem ins Marketing
Wenig Neues, viel Trendiges
Die ganze Vielfalt an Holz-, Laminat- und Korkböden wartete auf die Messebesucher in Hannover und München. Kaum ein Anbieter, der sein Programm nicht in Richtung der Trendthemen der letzten Jahre - "rustikale Böden, dunkle und gealterte Oberflächen" - abgerundet hat. Echte Messeneuheiten gab es nur wenige. Die meisten Parketthersteller haben vor allem in ihr Marketing investiert. Von neuen PoS-Materialien bis zu ganzen Shopsystemen reichen die verkaufsfördernden Angebote für den Handel. Kunden aus dem Handwerk wurden neue mechanische Verriegelungen, neues Zubehör und weiterentwickelte Werkzeuge vorgestellt. Schnelle Verlegung und möglichst universell einsetzbare Verlegewerkstoffe waren hier die zentralen Themen.
Domotex und Bau boten einen guten Überblick über aktuelle Trends bei Parkett, Laminat- und Korkböden. Kennzeichnend war die breite Vielfalt der angebotenen Böden. Individualität wird groß geschrieben und von den Endverbrauchern und Objektkunden auch honoriert. Parkett- und Laminathersteller wie Dr. Peter M. Hamberger berichten, dass das Interesse der Endverbraucher an hochpreisigen Produkten stärker wird. Viele Anbieter, auch aus dem Leisten- und Profilesektor, bauen ihr Hochpreissegment weiter aus. Gleichzeitig spürt die Bodenbelagsbranche aber auch die immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Low Budget und High End. Bauwerks neues Zweischichtparkett mit HDF-Träger steht hier als Antwort in die andere Richtung.
Sortimentsabrundung
Frei nach dem Uli Hoeneß-Motto "The trend is your friend" zeigten die meisten Aussteller aktuelle Trends als Abrundung ihrer Produktpalette. Wie schon in den letzten Jahren waren - neben dem absoluten Klassiker Eiche - dunkle Böden aller Art das wichtigste Thema. Dieser Trend könnte nach Meinung des Terhürne-Vertriebsleiters Albert Waibel noch drei oder vier Jahre anhalten, auch wenn auf den internationalen Möbelmessen aus seiner Sicht bereits eine Gegenbewegung erkennbar wird.
Kährs, Bauwerk und Durafloor haben mehrere dunkel oder rötlich gefärbte Böden neu ins Sortiment genommen - eine Tendenz, von der auch die Hersteller von Lacken und Ölen wie Osmo und Berger-Seidle berichten. Daneben zeigen manche Lieferanten wie PPG besonderen Mut, indem sie ihren Partnern aus der Parkettindustrie Oberflächenbehandlungen in sehr ungewöhnliche Farben ermöglichen. Manchmal nähert man sich damit bereits den immer auffälliger und bunter werdenden Laminatböden. Die aktuelle Variationsvielfalt macht es nötig, dass sich "der Parkettleger immer mehr zum Dekorateur entwickelt" (Dr. Alberto Monferini, Carver). Parkett- und Bodenleger müssen die Wirkung eines Bodens im Raum beurteilen können, um den immer anspruchsvoller werdenden Kunden optimal beraten zu können.
Mehr Tropenhölzer
Andere Parkett- und Furnierbodenhersteller setzen auf den Ausbau ihrer Holzarten-Palette. Neben vielen dunklen Holzarten waren auffallend häufig Zebrano-Böden zu sehen, aber auch andere ungewöhnliche Hölzer wie Bloodwood (Bembé) oder Msasa (Tarkett). Letzterer versucht mit dieser Holzart, die aus Kirchen-Savannenwäldern stammt, eine Antwort auf illegalen Einschlag zu finden. Dieses Thema könnte schon bald wichtiger werden, schätzen auch Branchenexperten wie Josef Mühlbauer, Verkaufsleiter bei Hoco. Bauwerk, einer der größten europäischen Parketthersteller und wichtigen Meinungsmacher der Branche, hat sich bereits entschieden, ausschließlich Überseehölzer einzusetzen, die nachweislich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.
Von Schwierigkeiten in der Beschaffung einiger Exotenhölzer wurde häufiger berichtet. Eine Entwicklung, die vor allem auch den Furnierboden- und Zweischichtparkettherstellern mit ihren dünnen Deckschichten entgegen kommt. Mit Chêne de lest, Hain und Bembé haben sich drei weitere Unternehmen in den Kreis der Zweischichtparkettanbieter eingereiht.
Historische Böden
Strukturierte, rustikale und gealterte Böden waren ein weiteres Trendthema. Volker Kühnl (Berry) führt diese Entwicklung auf zunehmend international geprägten Geschmack zurück. Während früher vor allem Endverbraucher in Belgien und den Niederlanden "auf diese Böden standen", interessieren sich mittlerweile auch Briten, Deutsche und Franzosen dafür. Dabei kann die Veralterung sehr unterschiedlich ausgeführt sein. Während mancher Hersteller bereits gebürstete und leicht eingefärbte Holzböden als "antik" bezeichnet, reicht bei anderen die Bandbreite von unregelmäßigen Fasen bis zu kleinen Wurmlöchern und Eindruckstellen. Messehighlights waren dabei die neuen Fetim-Böden mit ihren sägerauen Oberflächen.
Gealterte Böden werden zumeist roh belassen oder bauseits mit Parkettölen bzw. Öl-/Wachsprodukten behandelt. Dabei sind wie auch wie bei Fertigparkett oxidativ aushärtende Öle gegenüber den UV-Ölen auf dem Vormarsch, wie die jüngste Umstellung von Bauwerk, Kährs und Sipa Floor auf Naturöle unterstreicht. Zur "neuen Natürlichkeit" gehört auch, dass die so genannten "Lacke mit der Optik eines Öls" immer beliebter werden. Hier profitiert der Endverbraucher von der einfacheren Pflege einer lackierten Oberfläche gegenüber dem Pflegeaufwand einer geölten Fläche.
Einfachere Verlegung
Einfachheit ist auch bei den Produktneuheiten eines der Schlüsselwörter. So zeigte Hamberger mit "ComforTec" ein selbstklebendes Parkett. Keine ganz neue Idee - in den 80er Jahren hatte Rowi bereits selbstklebende Holzböden angeboten -, aber jetzt brachte sie kein geringerer als der größte deutsche Parketthersteller auf den Markt. Einige erfahrene Parkettleger beurteilten die Neuentwicklung eher skeptisch, weil sie nicht an die Dauerhaftigkeit der Klebeverbindung glauben. Andere Handwerker und Händler zeigten sich überzeugt und lobten vor allem die "bombenfeste" Verbindung, die der Boden mit dem Untergrund eingeht. Branchenexperte Josef Mühlbauer (Hoco) sieht "ComforTec" pragmatisch: "Zur Zeit fragt uns der Ottonormalverbraucher: "Ist das Laminat?" und dann "Ist das zum Klicken?" Wenn er sich aber in Zukunft als Erstes erkundigt, ob das Parkett zum Kleben ist, dann haben wir doch alle gewonnen."
Eine Problemlösung für den Renovierungssektor und für die Verlegung auf beheizten Estrichen zeigte das süddeutsche Traditionsunternehmen Adler Fertigparkett: Eine zweischichtige Landhausdiele mit Fichtenstäbchen-Träger mit einer Länge von 2.200 mm und einer Aufbauhöhe von 10 mm.
Für Gesprächsstoff bei den Verlegern sorgte Terhürne/Gründorf mit der jüngsten mechanischen Verriegelung (Generation 5G) von Välinge ("Die einzige Klickverbindung, die wirklich klick macht"; "Die schnellste Klick-Verbindung der Welt").
Strapazierfähigere Korkbodenbeläge
Höhere Strapazierfähigkeit und einfachere Pflege wird seit einiger Zeit bei Korkparkettanbietern groß geschrieben. Durch neue Oberflächenbeschichtungen, die für eine verbesserte Kratzfestigkeit sorgen, verspricht sich die Branche eine größere Akzeptanz ihrer Böden.
Laminattrends: Exoten, große Stabformate, schrille Farben und Muster
Und was für Parkett und Korkböden gilt, trifft auch bei Laminat zu: Schiffsböden stellen zwar immer noch das Gros der Verkaufsmengen dar, haben aber in den gängigen Reproduktionen (Buche, Ahorn etc.) ihren Zenit überschritten, zumindest wenn es um zeitgemäßes oder höherwertiges Ambiente geht. Wer mit Schiffsboden-Optik punkten will, muss schon weiß kolorierte (gekälkte) Ausführungen oder ausdrucksstarke Exoten im Angebot haben.
Ein Riesenthema: Landhausdielen. Gerade in Langlängen um die 2 m sowie mit dekorsynchroner Pressung und V-Fuge wirken Laminatbeläge bisweilen authentischer als lackversiegelte Holzböden. Grundsätzlich gilt: Holz darf wieder wie Holz aussehen. Angesagt sind vor allem lebhafte Darstellungen mit Ästen und Rissen.
Fast alle Laminathersteller sehen ihre Maxime in der Perfektionierung von Holznachbildungen. Zu den jüngeren Disziplinen gehört es, antike Böden zu kopieren, wobei es bisweilen zu Skurrilitäten kommt. Nicht nur, dass ein Hersteller die Dielen eines Eisenbahnwagons als Vorlage für das Dekor wählte, es musste sogar noch die den Schienen zugewandte Seite sein mit allen Flecken und Beschädigungen, die Spritzwasser, Öl und Steinschlag anrichten. Und was am meisten erstaunt: Das Dekor sieht sogar sehr ansprechend aus. Auch die verschlissene Oberfläche eines mit roter Farbe ("Ochsenblut") gestrichenen Dielenbodens diente als Motiv.
Für frischen Wind sorgen inzwischen auch "Industry-Look" mit Rohstahl, Rost, Beton, Aluminium, Edelstahl, Estrich und Kupfer oder Designs, wie man sie bisher von Textilbelägen kannte, teilweise in schrillen Farben und floralen Mustern im Stil der 70er Jahre. Die Formate werden größer und schlanker, was Schmal- und Langdiele verdeutlichen.
Direktdruck noch kein Messethema
Die viel diskutierten direkt bedruckten Laminatböden waren noch kein Messethema. Es gibt ja auch erst zwei Firmen, die sich als Hersteller dieser Variante "outen". Einer davon ist Meisterwerke. Das Unternehmen favorisiert eine Hausmesse und bleibt den Veranstaltungen in München und Hannover fern. Egger zeigte erste Varianten auf der Bau, was jedoch einer Undercover-Aktion gleichkam. Für den normalen Messebesucher waren die Produkte innerhalb der Ausstellung nicht erkennbar. ParkettMagazin war ein kurzer Blick gestattet, ein Foto allerdings nicht.
Beide Hersteller haben völlig unterschiedliche Vermarktungsansätze, wie die Preise erahnen lassen. Während für das Meister-Produkt der VK inklusive Mehrwertsteuer mit 21,95 EUR veranschlagt wird, spricht man bei Egger von einem Marktpreis "unter 10 EUR".
Fußbodentechnik: Schnelligkeit und Universalität
Den Bereich Fußbodentechnik dehnen derzeit manche Hersteller von Verlegewerkstoffen auf neue Kundengruppe und Anwendungsbereiche aus. So bietet Sopro Bauchemie neuerdings auch Parkettklebstoffe und die Uzin Utz-Gruppe hat mit Codex eine eigene Marke für den Fliesenleger geschaffen.
Wichtigstes Thema im Bereich der Verlegewerkstoffe ist die kurze Verarbeitungszeit. Zeit hat auf der Baustelle sowieso keiner und deshalb müssen Grundierungen, Klebstoffe und Spachtelmassen am besten innerhalb weniger Stunden belegereif sein. Thomas Prechtl, Verkaufsleiter Fußbodentechnik bei PCI Augsburg, unterstrich diese Entwicklung, nämlich "mit innovativen Produkten die Verarbeitungsprozesse weiter zu beschleunigen, ohne dabei die Qualität aufs Spiel zu setzen".
Auch der Aspekt der Universalität gewinnt weiter an Bedeutung. Es wird nicht mehr für jede Einzelanwendung ein eigenes Produkt geliefert. Vielmehr soll mit einem Produkt ein möglichst breiter Einsatzbereich mit vielen Anforderungen abgedeckt werden - wie die Klebstoff-Neuentwicklung Okatmos Megastar von Kiesel Bauchemie und die Uzin Selection unter Beweis stellen. Durch die Vielseitigkeit solcher Produkte müssen weniger Verlegewerkstoffe im Firmenfahrzeug mitgeführt und gelagert werden, gleichzeitig ist ein wirtschaftlicherer Materialeinsatz möglich. Aber auch darauf wiesen die Anbieter hin: Dieser "Einer-für-alles"-Trend wird sicher nicht den Objekteur, der 3.000 qm Linoleum zu verlegen hat, davon abhalten, einen speziellen Linoleumkleber einzusetzen.
Renovierung als Schwerpunkt
Produkte für die Renovierung, Sanierung und Modernisierung vorhandener Gebäudesubstanz standen im Mittelpunkt des Branchenangebotes, wie etwa die neu vorgestellte Spachtelmasse Nivorapid-Latex-Plus von Mapei.
Einfachere Verarbeitung und eine stärkere Ergiebigkeit der Verlegewerkstoffe waren weitere Messethemen. Ein Beispiel ist der von Wakol vorgestellte Kunstharz-Parkettklebstoff mit einer offenen Zeit von mehr als 60 Minuten. Während dieser Zeit setzt dieser neue Klebstoff keine Lösemittel frei. Verleger können deshalb den schwach lösemittelhaltigen Parkettkleber ohne Atemschutz verarbeiten. Auch Bostik hat seine Parkettklebstoffe weiter entwickelt und den besser verstreichbaren und ergiebigeren elastischen Parkettkleber Nibofloor PK Progress eingeführt. Marketingleiter Eberhard Weilke, Kiesel Bauchemie, fasst diese Entwicklung so zusammen: "Der Trend geht zu leichteren, effizienteren, schneller zu verarbeitenden Materialien, die dem Handwerker einen wirklichen Nutzen auf der Baustelle bringen."
Kombinierte Profilsysteme im Kommen
Kombinationen mit Zusatznutzen hatten die Profilanbieter in den Vordergrund gerückt. So hat Küberit jetzt mit PPS Magic ein Profil, das die Vorteile von Schraub- und Klip-Profilen vereint. Auch Alfer geht mit seiner Neuentwicklung "Clipstech-plus" in die gleiche Richtung.
Bei den Sockelleisten zeichnet sich ein Trend zu höheren Formaten ab, breiter wird auch das Angebot an dunklen und auch weißen Oberflächen. Neuhofer zeigte eine Sockelleiste, die sich problemlos mit normaler Wandfarbe überstreichen lässt.
aus
Parkett Magazin 01/07
(Bodenbeläge)