Steigende Holzpreise
Holzmarkt entwickelt sich zum Verkäufermarkt
Seit Monaten spricht die Branche über steigende Preise für Holz und Holzwerkstoffe und Probleme in der Verfügbarkeit der Rohstoffe. Die Gründe sind vielfältig. Die zunehmende Konkurrenz durch Biomasse-Kraftwerke und Pellet-Heizungen trifft sicherlich die Hersteller von Holzwerkstoffen. Der Hauptverband der deutschen Holzindustrie (HDH) fordert deswegen, das Kalamitätenholz des Orkans Kyrill schnell und unbürokratisch vor allem für die Holzwerkstoffhersteller zugänglich zu machen. Für die steigenden Preise bei Eiche und einigen Exotenhölzern hingegen dürften aber die wachsende Beliebtheit der Hölzer in Europa und die zusätzliche Nachfrage aus Asien entscheidend sein.
Fest steht: Die Hersteller von Parkett, Laminat- und Korkböden sind mit steigenden Rohstoffpreisen konfrontiert und müssen reagieren. Mancher spricht von Preissteigerungen von 30% gegenüber der letztjährigen Einschlagperiode, wobei diese Spitzenwerte in erster Linie für Spessart- oder französische Eiche gelten. Eiche aus anderen Regionen ist nicht ganz so stark im Preis gestiegen. Im Schnitt scheinen die Eiche-Preiserhöhungen dennoch bei 15 - 20% zu liegen. Und je weiter die aktuelle Einschlagperiode voranschreitet, desto mehr steigen die Preise für diejenigen, die noch zusätzliche Mengen benötigen. Große Qualitätsunterschiede kommen erschwerend hinzu. Robert Windfelder, Ein- und Verkaufsleiter bei Gunreben, bringt die Situation auf den Punkt: "Wir zahlen deutlich mehr für immer schlechter werdende Eiche-Qualitäten. Und dann haben wir auch zunehmend Schwierigkeiten, unsere Mengen zusammen zu bekommen." Und wer Schnittholz mit schlechter Qualität reklamiert, weiß Josef Mühlbauer (Hoco) zu berichten, der "bekommt schon bald gar nichts mehr".
Neben den Eichepreisen haben sich auch die Preise für Nussbaum und einige Exotenhölzer wie Kempas, Merbau und Jatoba erhöht. Darüber hinaus berichtet der ein oder andere Branchenkenner von steigenden Preisen bei Kiefern- und Fichtenholz, so dass neben Holzwerkstoffen auch Mittellagen und -Träger für Mehrschichtparkett teurer geworden sind.
Doch wie reagiert die Bodenbelagsbranche? Steigende Abgabepreise sind der erste Schritt. Die meisten Parketthersteller haben eine Runde Preiserhöhungen bereits hinter sich und kündigen weitere Preisrunden an. Die Nybron-Gruppe ließ kürzlich offiziell für ihre Tochtergesellschaften Kährs, Bauwerk und Marty Preissteigerungen von 5 bis 9% verlautbaren. Und auch die Kork- und Laminatbodenhersteller reagieren mit Preiserhöhungen auf die steigenden Kosten für ihr Trägermaterial. Da die Problematik allgemein bekannt ist und die meisten Hersteller an einem Strang ziehen, stehen die Chancen gut, dass die Industrie ihre Preisvorstellungen auch umsetzt. Wichtig wird sein, dass der Handel die Erhöhungen weiter gibt und der Endverbraucher im positiven Sinne für das Thema sensibilisiert wird. 'Holz ist lange Jahre unter Wert verkauft worden. Das hat nun ein Ende", meint nicht nur Osmo-Geschäftsführer Antonius Tuschen.
Da die meisten Experten in nächster Zeit keine Änderung der Rohstoffsituation erwarten, werden in der Branche weitergehende Schritte eingeleitet - nicht nur mit den neuen osteuropäischen Werken nahe am Rohstoff Holz und eigenen Sägewerken und Sägewerkskooperationen. Große Parkettanbieter wie Terhürne haben ihren Holzeinkauf personell aufgestockt. Kleinere wie Flamingo Parket kaufen neuerdings selbst Rundholz ein, um einen größeren Einfluss auf die Verfügbarkeit zu haben. Zusätzliche Lagerflächen und größere Lagerbestände - trotz der hohen Kapitalbindung - sind weitere Maßnahmen. Außerdem überdenken einige Parketthersteller bereits ihre Produktpalette. Mehrschichtiges Parkett wird immer häufiger als Alternative gesehen. Nicht nur von Osmo-Geschäftsführer Antonius Tuschen, der zusätzlich zu Massivholzdielen auch zweischichtige Landhausdielen mit Sperrholz-Träger ins Sortiment nehmen will.
aus
Parkett Magazin 01/07
(Bodenbeläge)