Der deutsche Laminatmarkt im Januar 2007 von Günther Kelm

Rennen um Marktführerschaft geht in eine neue Runde


Was sich Ende 2006 abzeichnete, hat sich bereits im ersten Monat 2007 bestätigt: das Übernahmeangebot von Pfleiderer an Pergo sowie das Insolvenzverfahren des französischen Herstellers Roysol. Die Marke Pergo soll neuen Glanz erhalten und Roysol, als kleiner Hersteller, muss Turbulenzen meistern. Das Rennen um die Marktführerschaft geht in eine neue Phase. Alle Unternehmen, die die Trophäe gewinnen wollen, sind über alle Produktionsstufen integrierte Laminatbodenhersteller. Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllt, wird nur noch mit Produkten im mittleren bis oberen Preisbereich den Markt erreichen, in dem künftig Innovation, Qualität, Verlässlichkeit und Kundenbindung eine immer größere Rolle spielen werden. Der Laminatbodenmarkt bis zu einem Konsumentenpreis von 10 EUR / qm ist den vollstufigen Herstellern vorbehalten.

Im Januar lag die Produktion der meisten europäischen Laminatbodenhersteller auf dem Niveau des Vorjahresmonats. Bei einigen Herstellern wirkte sich der Rückgang der Lohnfertigung negativ aus. Da Zusatzaufträge aus dem Handel fehlten, war kein Ausgleich möglich.

Die Zulieferindustrien, allen voran die mitteleuropäischen MDF/HDF-Hersteller haben für Lieferungen ab Anfang Januar 2007 deutliche Preiserhöhungen durchgesetzt.

Hersteller im Blickpunkt

Der Umsatz der Hamberger Industriewerke hat sich im Geschäftsjahr 2006 um 9 % auf 270 Mio. EUR erhöht. Das abgesetzte Volumen wird auf rund 5,5 Mio. qm Holzfußboden und 9,5 bis 10 Mio. qm Laminatboden beziffert.

Am 10. Januar hat das Bundeskartellamt die Beteilung von Parador am österreichischen Laubholzsägewerk European Hardwood Products GmbH (EHP) freigegeben. Somit ist der Vertrag zwischen den Kapitaleignern, der Familie Polz, dem Leimholz- und Massivholzdielen-Hersteller Bruno Berthold und Parador zur Übernahme von Unternehmensanteilen rechtskräftig.

Die Pfleiderer AG, Neumarkt, veröffentlichte am 15. Januar ein Übernahmeangebot für den schwedischen Laminatbodenhersteller Pergo AB, Trelleborg. Die ausschließlich für den Kauf gegründete hundertprozentige Tochtergesellschaft Pfleiderer Sweden AB, Stockholm, bot für die Aktie 51 SEK in bar. Die 53,6 Mio. Pergo-Aktien stellen umgerechnet einen Angebotswert von rund 300 Mio. EUR dar. Die gesamte Transaktion soll vorerst komplett fremdfinanziert werden. Ein Kreditvertrag für die Finanzierung des Kaufpreises wurde von Pfleiderer und der in den Niederlanden ansässigen Finanzierungsgesellschaft Pfleiderer Finance B.V. mit der ABN Amro Bank N.V. und der Barclays plc abgeschlossen.

Nach Übernahme von mehr als 90 % der Aktien beabsichtigt Pfleiderer sobald als möglich ein Squeeze-out durchführen (Verfahren, um Kleinaktionäre per Barabfindung aus dem Unternehmen herauszudrängen; in Deutschland ab 95 % möglich).

Pfleiderer rechnet nach Abschluss der Pergo-Übernahme bereits kurzfristig mit größeren Synergieeffekten in den Bereichen Beschaffung, Produktion und Vertrieb. Im ersten Schritt werden die Pfleiderer-Standorte stärker in die Vorproduktlieferung der Pergo-Werke eingebunden. Außerdem sollen die Lohnfertigungen verschiedener europäischer und nordamerikanischer Laminatbodenhersteller auf Pfleiderer bzw. Uniboard umgestellt werden.

Mit der Eingliederung von Pergo in den Pfleiderer-Konzern entsteht ein über alle Produktionsstufen integrierter Laminatbodenhersteller, der an drei Produktionsstandorten über eine Gesamtkapazität von rund 40 Mio. qm verfügt.

Am 8. Januar wurde vom Handelsgericht in Auxerre für den französischen Laminatbodenhersteller Royso und seine Tochtergesellschaft Tecno Profils ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Ein Sanierungskonzept soll nach einer sechsmonatigen Beobachtungsphase die Grundlage für weitere Maßnahmen bilden. Die Produktion wird im laufenden Insolvenzverfahren fortgeführt.

Unilin Flooring und die Classen-Gruppe haben eine gegenseitige Produktions- und Vertriebslizenz für die leimfreie Verlegung von Hartbodenbelägen vereinbart, die alle bisherigen und künftigen Laminatboden-Lieferungen abgedeckt. Gleichzeitig haben sich beide Unternehmen auf die Beilegung der laufenden Patentrechtsstreitigkeiten verständigt. Die Einigung wurde am 5. Januar bekannt gegeben.

Unilin Flooring hat am 11. Januar eine Patenverletzungsklage am Patent Country Court in London gegen das belgische Laminatboden-Joint Venture Spanolux / Balterio eingereicht.

Die schwedische Välinge Innovation AB und Unilin Flooring trafen am 11. Januar über die Beilegung der gesamten Patentstreitigkeiten sowie über den Abschluss einer Cross-Lizenz eine Grundsatzvereinbarung. Geplant ist, dass die künftig abgeschlossenen Produktions- und Vertriebslizenzen für die leimfreie Verlegung von Hartböden jeweils für die Patente beider Unternehmen gelten. Die endgültigen Vertragsverhandlungen sollen bereits in Kürze abgeschlossen werden.

Am 12. Januar 2007 - einen Tag vor Domotex-Beginn - erwirkte Unilin beim Landgericht Hamburg gegen den chinesischen Laminatboden- und Parketthersteller Chinafloors Timber Shanghai Ltd. eine einstweilige Verfügung. Im Verlauf der Domotex erzielten die Belgier mit Chinafloors eine grundsätzliche Einigung. Es kam bei den anschließenden Verhandlungen zu einem Vergleich, ohne dass Zwangsmaßnahmen auf der Messe erforderlich wurden. Chinafloors erklärte sich bereit, für vermarktete Hartbodenbeläge, die die Patente von Unilin Flooring verletzt haben, nachträglich Lizenzgebühren zu bezahlen.

Am ersten Tag der Domotex hatte Unilin direkte Verhandlungen mit Faus aufgenommen. Ziel war der Abschluss einer Cross-Lizenz, die die gegenseitige Anerkennung der von beiden Firmen gehaltenen Patente in den Bereichen leimfreie Verlegung, Embossed-in-Register und Joint Guard beinhaltet hätte. Eine Einigung war nicht zu erreichen, so dass Unilin mit Hilfe eines Gerichtsvollziehers die über eine einstweilige Verfügung angedrohten Zwangsmaßnahmen durchführte. Inzwischen ist die einstweilige Verfügung aufgehoben worden.

Großhandel und Handwerk

Der deutsche Bodenbelagsgroßhandel konnte im Januar das gute Dezember-Geschäft nicht fortsetzen. Mehrere befragte Unternehmen lagen auch hinter dem Vergleichsmonat des Vorjahres zurück. Begründet wurde dies unter anderem mit der Preis- und Mehrwertsteuererhöhung bzw. den deshalb vorgezogenen Anschaffungen.

Beim Handwerk war die Beschäftigung Anfang des Jahres noch gut, da wegen der guten Auftragslage im Dezember nicht alle Aufträge erledigt werden konnten. An Neuaufträgen mangelte es, so dass sich die Situation des Großhandels bestätigt.
aus BTH Heimtex 03/07 (Bodenbeläge)