Mehrwertsteuer-Erhöhung
Handelsspannen reichen nicht aus
Köln - Das Jahr 2007 ist knapp 15 Wochen alt. Das bedeutet auch gut drei Monate Erfahrungen mit der erhöhten Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Und das nicht nur mit Altware aus der Herbst/Winter-Saison, sondern - dank der milden Temperaturen - vielfach auch mit neuer Frühjahrsware.
Die wichtigste Erkenntnis: Die vorgenommenen Kalkulationserhöhungen der Lieferanten mit unverbindlich empfohlenen Verkaufspreisen reichen nicht aus, um die Mehrbelastungen der Mehrwertsteuer-Erhöhung in Höhe von 2,18 Prozent vom Umsatz bzw. VK-Wert auszugleichen. Während der Messen berichteten viele mittelständische Händler, dass sie aktuell lediglich Kalkulationsverbesserungen in Höhe von ca. 1,5 Prozentpunkten realisieren können. Damit bleiben Mehrkosten in Höhe von rund 0,7 Prozentpunkten vom Umsatz beim Handel hängen.
Auf den ersten Blick mag dies nicht allzu dramatisch klingen. Doch angesichts der schwachen Rendite vor allem vieler kleiner und mittlerer Geschäfte ist dies für viele Einzelhandelsunternehmen nicht tragbar. So hat der BTE-Jahresbetriebsvergleich 2005 für den mittelständischen Textilfachhandel eine durchschnittliche Umsatzrendite von mageren 0,2 Prozent vom Umsatz errechnet. Eine Kostenerhöhung von 0,7 Prozentpunkte würde also viele Fachgeschäfte in die roten Zahlen und damit angesichts der schwierigen letzten Jahre an den Rand des Ruins drücken. Das bedeutet: Lieferanten, die ihre Kalkulation (noch) nicht ausreichend erhöht haben, müssen unbedingt "nachlegen". Das sollte auch in ihrem eigenen Interesse liegen, denn der Fachhandel wird nun sehr genau beobachten, mit welchen Lieferanten er seine Kosten "verdient" und bei welchen er "drauflegt". Zudem steht zu befürchten, dass die abzusehenden Ertragsverluste im Handel das Distributionsnetz in Deutschland empfindlich beschädigen, da viele mittelständische Handelspartner infolge von Geschäftsschließungen verloren gehen. Ob sich die Industrie ertragsmäßig besser stellt, wenn sie mittelfristig vorwiegend Großbetriebsformen bedient, darf bezweifelt werden.
BTE-Fazit: Die Eingangsspannen müssen von einer ganzen Reihe von Lieferanten noch einmal erhöht werden. Zum Erhalten der Eckpreise erfolgt dies idealerweise über eine Absenkung des Einkaufspreises, zur Not sind aber auch Erhöhungen der Verkaufspreise möglich. Zur Berechnung der notwendigen Anpassung steht nach wie vor der interaktive MwSt.-Kalkulations-Rechner zur Verfügung, den der BTE-Kompetenz-Partner hachmeister + partner erstellt und kostenfrei zum Download ins Internet gesetzt hat unter www.bte.de (Rubrik: "Fachthemen" Stichwort: "Kalkulations-Rechner").
aus
Haustex 04/07
(Handel)