Neueröffnung der Jameel Gallery of Islamic Art in London

Die frisch renovierte Jameel Gallery of Islamic Art in London, die den berühmten Ardebil-Teppich zu ihren Schätzen zählt, hat nach knapp drei Jahren wieder eröffnet. Die zum Victoria and Albert Museum gehörende Galerie repräsentiert alle Kunst- und Architekturstile der islamischen Kultur und stellt in ihren eleganten Räumen eine breite Vielfalt an Objekten aus: Teppiche, Keramik, Textilien, Metallarbeiten, Glas- und Holzarbeiten. Die atemberaubende Galerie beherbergt jetzt dauerhaft eine exklusive Auswahl von etwa 400 Kostbarkeiten aus der mehr als 10.000 islamische Kunstgegenstände umfassenden Sammlung des Museums.

Die Victoria and Albert -Sammlung islamischer Kunst aus dem Nahen Osten nimmt deshalb einen so hohen Rang ein, weil sie viele Bereiche gründlich und detailliert erfasst und zahlreiche gezeichnete und datierte Objekte von großem dokumentarischem Wert enthält. Generationen britischer Designer wurden von der Sammlung inspiriert.

Glanzpunkt der Galerie ist der Ardebil-Teppich, einer von zweien, die der Herrscher des Irans, Schah Tahmasp, in Auftrag gab. Er wird im Zentrum der Jameel Gallery in einem in den Boden eingelassenen Schaukasten ausgestellt. Er ist der älteste "datierte" Teppich der Welt; an einem Ende ist ein Datum vermerkt: das Jahr 946 des muslimischen Kalenders, das dem Jahr 1539/40 unserer Zeitrechnung entspricht. Er ist in seiner gesamten Fläche von einem einzigen, einheitlichen Muster bedeckt, was für jene Periode eine überragende Leistung bedeutet.

Der zweite Teppich des Paares befindet sich heute im Los Angeles County Museum of Art in Kalifornien; ihm fehlen aber die Kante und ein Teil des Hauptfeldes. Zur islamischen Sammlung des Victoria and Albert Museum gehören einige hunderte Teppiche, darunter der berühmter Chelsea-Teppich sowie ein herrlicher iranischer Teppich aus dem 17. Jahrhundert, der einst William Morris gehörte.

Der große Ardabil-Teppich liegt auf Steinboden unter einem Baldachin mit 160 Glasfaser-Lichtern im Zentrum der Galerie. Der Baldachin erinnert an das Arrangement von Lampen und Lüstern in islamischen Räumen, zum Beispiel in der Sultan-Hasan-Moschee in Kairo oder in der Blauen Moschee in Istanbul. Aufgrund der Lichtempfindlichkeit der blauen Farbe wird der Teppich nur zehn Minuten pro halbe Stunde voll beleuchtet. Nach Angaben des Victoria and Albert Museum gibt es mehrere Gründe für diese ungewöhnliche Art der Präsentation des Teppichs - am Boden, mit einer Abdeckung. Da es sich aus praktischen Gründen nicht empfiehlt, die Galerie zu klimatisieren, musste der 10,97 x 5,34 Meter große Ardabil-Teppich in einem staubfreien Raum eingeschlossen werden, daher der gigantische Schaukasten. Zwar wurde der Teppich vorher an der Wand hängend ausgestellt; doch als er für Konservierungsarbeiten abgenommen werden musste, stellte man fest, dass er zu brüchig war, um wieder aufgehängt zu werden. Ihn am Boden ausgebreitet zu präsentieren vermittelt dem Besucher einen Eindruck davon, wie das komplexe Design am Ursprungsort des Teppichs, im Schrein von Scheich Safi al-Din in Ardabil im nordwestlichen Iran, wirkte

Der Direktor des Museums, Mark Jones, erklärte: "Die Jameel Gallery wird ein Schaukasten sein für die viel gepriesene Victoria and Albert-Sammlung, die die islamische Kunst in all ihren herrlichen und mannigfaltigen Formen - religiösen und weltlichen - widerspiegelt. Wir hoffen, sie wird dazu beitragen, dass die Menschen eine der großen Weltkulturen zu schätzen lernen und ein tieferes Verständnis der islamischen Kunst entwickeln."

Die Jameel-Familie engagiert sich seit langem für die Künste in Großbritannien. Ihr weit verzweigtes Unternehmen mit Hauptsitz im saudi-arabischen Dschidda umfasst Autohandel, Finanzwirtschaft und Immobilien. Der international operierende Konzern wurde 1980 gegründet. Eine bedeutende Spende, die Summe von 5,4 Millionen Pfund ist im Gespräch, wurde dem Victoria and Albert Museum von Mohammed Jameel zum Andenken an seine verstorbenen Eltern, Abdul Latif Jameel, den verstorbenen Begründer der Abdul-Latif-Jameel-Gruppe, und seine Frau Nafisa, überreicht.

Mohammed Jameel, Präsident und CEO der Abdul Latif Jameel Group, sagte: "Ich freue mich und fühle mich geehrt, dass die neue Islamische Galerie des Victoria and Albert Museum dem Andenken meiner Eltern gewidmet ist. Unsere Familie hat großes Interesse an den Kulturen der Welt und daran, das Verständnis zwischen ihnen zu fördern; und sie hat sich dem Ziel verschrieben, das Wissen über die islamische Welt zu vermehren. Die internationale Ausstellung mit mehr als 285.000 Besuchern war ein Riesenerfolg. Es ist uns eine große Freude, dass wir das V&A dabei unterstützen konnten, seine herausragende Sammlung islamischer Kunstgegenstände in einem Rahmen auszustellen, der es ermöglicht, dass mehr Menschen denn je sich daran erfreuen und etwas daraus lernen."

Dasha O. Morgan
aus Carpet Magazin 02/07 (Teppiche)