Boden- und Estrichleger können sich einträgliches Zusatzgeschäft sichern

Trockenestrich und Trockenbau als Chance

20 Prozent aller Bodenbeläge werden bereits von Malern verlegt. Viele Gewerke wildern heutzutage in Berufsfeldern, für die sie sich vor 10 oder 20 Jahren nicht interessiert hätten. Boden- und Estrichleger haben hier meistens einen gewissen Nachholbedarf. Aktuell bieten sich Chancen im Bereich von Trockenestrich und Trockenbau. Die betroffene Industrie wirbt gezielt um Boden- und Estrichleger. Es gilt, dieses wachsende Geschäftsfeld zu erkennen, bevor es andere Gewerke tun.

Die Voraussetzungen für ein Engagement im Geschäftsfeld Trockenestrich und Trockenbau sind mehr als günstig. Normalerweise muss man als Handwerker erst einmal erhebliche Investitionen tätigen, um neue Dienstleistungen anbieten zu können. Wer als Estrichleger einen Betrieb aufmacht, braucht eine Estrichförderpumpe, Schleifmaschinen, Glättmaschinen und vieles mehr. Beim Trockenestrich und beim Trockenbau werden nur wenige Werkzeuge und Maschinen benötigt. In der Regel verfügt jeder Boden- und Estrichleger über Werkzeuge zum Sägen, Ritzen, Hobeln, Bohren und Schleifen. Da keine speziellen Werkzeuge benötigt werden, entfallen große finanzielle Investitonen.

Beläge und Trockenestrich gemeinsam anbieten

Viele Bauherren sind überfordert und genervt, wenn sie es auf der Baustelle mit 6, 7 oder mehr Gewerken zu tun haben. Das ist die Chance für den Bodenleger. Zusätzlich zu den Bodenbelagsarbeiten kann die Verlegung des Trockenestrichs mit angeboten werden. Für den Fall, dass die eigenen Mitarbeiter Respekt vor Trockenestrich und Trockenbau haben sollten, lässt man sie einfach von der Industrie schulen. Alle großen Anbieter bieten Schulungen an. Informationen darüber findet man beispielsweise im Internet oder in der Terminübersicht von FussbodenTechnik.

Ein großer Vorteil des Trockenbaus ist, dass keine Wartezeiten durch die Trocknung entstehen. Der Trockenestrich ist bereits nach 1 Tag belegereif, da man keine Feuchtigkeit in den Bau einbringt, die wieder entweichen muss. Bei konventionellem Estrich rechnet man grob mit Trocknungszeiten von 1 Woche pro cm, d.h. in der Regel mindestens 3 bis 4 Wochen. Ein Arbeitsschritt wie die Durchführung der CM-Messung entfällt beim Trockenestrich, da er nicht nass ist. Und damit kann natürlich die Verlegung der Bodenbeläge viel eher erfolgen, da der Boden schneller nutzbar ist.

Betrachtet man den Baufortschritt, so spart der Bauherr deutlich Zeit ein - eine Argumentation, die auch der Baulaie versteht. Aber nicht nur der Auftraggeber profitiert davon, auch der Bodenleger kann seine Leistung schneller abrechnen und erhält so schneller sein Geld. Das ist nicht unwichtig, da der Handwerker die eingesetzten Materialien ja schon viel früher bezahlen muss und so bietet sich ihm die Möglichkeit, die Zeit der Zwischenfinanzierung schneller zu überbrücken.

Wertschöpfung des eigenen Betriebes erhöhen

Von Bodenlegern hört man gelegentlich, dass sie den Umgang mit flüssigen/nassen Materialien nicht sonderlich mögen. Darum werden Arbeiten mit Spachtelmassen, Grundierungen, Materialien zur Untergrundvorbereitung manchmal sogar an andere Subunternehmer abgegeben. Diese Spezialisierung kann sicherlich auch Vorteile haben, aber durch diese Entscheidung sinkt auch die Wertschöpfung des eigenen Betriebes und sogar des gesamten Gewerkes - so wird es jedenfalls von Industrievertretern beurteilt.

Der Trockenestrich und der Trockenbau können zu einer Aufwertung des eigenen Betriebes und des Gewerkes beitragen. Trockenestriche werden - auch im System mit trockenen Ausgleichsschüttungen - ohne Wasser eingebaut. Der Bodenleger kann diese Aufgaben einfach zusätzlich anbieten und ausführen.

Sparen eines Arbeitsganges

Die meisten Bodenbeläge wie Teppich, Nadelvlies, Parkett, Laminat und keramische Fliesen können ohne Spachtelung direkt auf Trockenestriche verlegt werden. Es entfällt der Arbeitsgang des Spachtelns und damit neben den Kosten auch die Wartezeit. Der Bodenleger kann das Trockenestrich-System preiswert anbieten und wird konkurrenzfähiger.

Eine Bodenkonstruktion mit Trockenestrich eignet sich besonders für kleine Baustellen: Die Anzahl der flächenmäßig kleinen Baustellen ist besonders groß und gerade hier sind viele kleinere Bodenlegerbetriebe tätig. Es lohnt für diese Baustellen eventuell gar nicht, dort z.B. Sand zur Herstellung eines Zementestrichs anfahren zu lassen und zu mischen, geschweige denn, dort mit großen Maschinen zu arbeiten. Zur Verlegung eines Trockenestrichs benötigt man kein spezielles Werkzeug, die Elemente werden an die Baustelle gebracht und direkt verlegt.

Schnell erlernbare Systeme

Trockenestriche und deren Verlegung sind leicht erlernbar. Die Systemprodukte Estrichelement, Kleber, Schrauben und Schüttungen sind sicher und leicht zu verarbeiten, da sie aufeinander abgestimmt sind. Nach Einschätzung der Industrie ist die Verarbeitung so gut wie fehlerfrei durchzuführen, auch für angelernte Mitarbeiter.

FussbodenTechnik meint: Jeder Boden- und Estrichleger sollte sich überlegen, ob eine Erweiterung seines Dienstleistungsangebotes sinnvoll sein könnte. Möglicherweise lassen sich so Engpässe bei Aufträgen ohne großen Aufwand abfedern, indem man das Geschäftsfeld Trockenestrich und Trockenbau für sich entdeckt.


Trockenestrich - Vorteile und Grenzen

Vorteile
+ Keine Wartezeit nach dem Trocknen(Trocknungsprotokolle - CM-Messung)
+ keine Feuchtigkeitsbelastung des Baukörpers,
+ leichter Aufbau, auf kleinen Flächenwirtschaftlicher
+ geringe Konstruktionshöhen
+ Bei Fußbodenheizung: weniger Masse, daher schneller aufheizbare Räume,
+ kein so genanntes Schüsseln (Formänderung beim Trocknen von Zementestrich)

Grenzen
- ebener Untergrund ist erforderlich(wird bei Trockenestrich meist durchAusgleichsschüttungen erreicht)
- Schallschutzwirkung geringer wegen weniger Masse, bei großen Flächen meist teuerer
- Nicht immer sind alle Fußbodenbeläge möglich
- In der Regel geringere mechanische Belastbarkeit
- In der Regel bei hohen Punktbelastungen Gefahr von Absenkungen
- Bei Fußbodenheizung Einhaltung vonTemperaturobergrenzen beachten
- In der Regel sind Systeme feuchtigkeitsempfindlich
- Schlechtere Wärmeleitfähigkeit
aus FussbodenTechnik 02/07 (Handwerk)