Der Laminatmarkt im April 2007 von Günther Kelm

"Die positiven Signale haben die Laminatbranche noch nicht erreicht"


Die Zahlen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sind weiter positiv, auch wenn diese Beurteilung noch nicht die Bodenbelagsbranche in allen Bereichen erreicht hat. Neben den außenwirtschaftlichen Impulsen wird ein deutlicher Wachstumsbeitrag für den Binnenmarkt erwartet. Unternehmen investieren lebhaft. Die weitere positive Stimmung der Wirtschaft, die erfreuliche Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Aussicht auf eine Einkommensverbesserung werden den Konsumenten das Vertrauen zurückgeben und dazu führen, dass die privaten Haushalte mehr und mehr ihre Kaufzurückhaltung aufgeben.

Industrie

Die ungenügende Auslastung der europäischen Laminatbodenhersteller hat sich nach der unbefriedigenden Absatzsituation in den ersten drei Monaten 2007 auch im April fortgesetzt. Bei einigen Herstellern liegt das Produktionsergebnis erheblich unter der Planung und Absatzrückgänge im zweistelligen Bereich sind die Folge. Auch die Zulieferindustrie ist mit dieser Situation konfrontiert und kann die schwierige Auftragslage nicht mit Produkten für andere Marktsegmente ausgleichen. Auch wenn sich die Entwicklung im neuen Produktsegment "direktbedruckter Lackboden" positiv zeigt, so geht nach derzeitiger Beurteilung dieser Absatz vorrangig zu Lasten der preiswerten traditionellen Laminatböden.

Großhandel und Handwerk

Die positive Umsatzentwicklung im März und die erwartete Fortsetzung der Entwicklung im April hat sich nicht bestätigt. Bei mehreren befragten Unternehmen wurde sogar das unbefriedigende Ergebnis des Vorjahres noch unterschritten. Das Gesamtergebnis im ersten Drittel des Jahres erreicht bei positiver Beurteilung das Ergebnis des Vorjahreszeitraumes, wobei in wenigen Unternehmen ein leichtes Plus im einstelligen Bereich signalisiert wird.

Auch beim Bodenbelagshandwerk ist die Beschäftigungslage nicht zufrieden stellend gewesen. Die Umsatzsituation ist vergleichbar mit dem Großhandel. Das Auftragspolster aus dem März wurde abgebaut.

Bau-, Holz- und Bodenbelagsfachmärkte

Die Umsatzsituation der Unternehmen dieses Marktsegmentes ist unterschiedlich zu beurteilen. Während der Bodenbelagsfachmarkt mit angegliederten Gardinenabteilungen geringe Umsatzsteigerungen meldet, liegen die meisten befragten reinen Bodenbelagsmärkte auf dem Umsatzniveau des Vorjahres. Holz- und Baumärkte haben im April von dem überragenden Ergebnis im Gartenbereich profitiert. In den Bodenbelagsabteilungen fehlten in vielen Fällen die kaufenden Kunden, sodass die Umsätze die Planzahlen nicht erreichten.

Die Holz- und Bodenbelagsfachmärkte haben sich weitgehend von den Aktionsangeboten der Baumärkte distanziert und bieten mit Fachberatung gut sortierte Programme an.

Aus Firmen und Verbänden

Marktkauf: Nach dem Verkauf von 133 Baumärkten an die Rewe-Gruppe werden die verbliebenen 12 Standorte in Braunschweig, Braunschweig- Wenden, Bremen/Stresemannstraße, Duisburg, Gera, Greifswald-Schönfelde, Hannover/Badenstedter Straße, Rheda-Wiedenbrück, Speyer, Suhl, Wernigerode und Wismar zum 30. Juni 2007 geschlossen. Den von der Schließung betroffenen 340 Beschäftigten wurde ein Sozialplan angeboten.

Max Bahr:Von den 120 Stellen, die in der Max Bahr Zentrale abgebaut werden, sind etwa 90 Vollzeitmitarbeiter betroffen. Die Kündigungen treten frühestens Ende Juni 2007 in Kraft. Im Rahmen eines Sozialplanes werden den Mitarbeitern Ersatzarbeitsplätze angeboten. Sollten die Arbeitsplätze nicht angenommen werden, können sie in eine eigens gegründete Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechseln. Außerdem sieht der Sozialplan eine Abfindung für den Verlust des Arbeitsplatzes vor.

Obi / Praktiker:Am 1. April startete Praktiker - die Nr. 2 der Branche - seine neue Werbekampagne und griff darin direkt seinen Wettbewerber Obi an. In Rundfunkspots machte Praktiker das Angebot, bei preislich günstigeren Obi-Artikeln auf diese in seinen eigenen Baumärkten einen Rabatt von 20 % zu gewähren. In Beilagen wurde behauptet, dass Praktiker "118 mal günstiger als Obi sei".

Obi reagierte in einer Pressemitteilung auf diesen direkten Werbevergleich überzeugt " dass sich die Kunden von dem verlässlichen Obi-Angebot mehr angesprochen fühlen als von unglaubwürdigen Rabattaktionen". Das Unternehmen erwirkte mit einer Unterlassungsklage und der Begründung, dass die Behauptungen von Praktiker irreführend seien und sich nachweislich als falsch herausstellten, die Einstellung der Webekampagne. Das Landgericht Köln untersagte mit Verfügung vom 4. April 2007 unter Androhung eines Ordnungsgeldes, die irreführenden Aussagen aufrecht zu erhalten. (LG Köln 33 O 117/2007).

Obwohl das Gericht diese Entscheidung getroffen hatte, setzte sich Praktiker über die Verfügung hinweg und führte seine Kampagne in zahlreichen Medien bundesweit fort. Obi nahm mit Erstaunen diese Verhaltensweise zur Kenntnis und erklärte mit Befremden, "dass der allgemein anerkannte Standard des Wettbewerbsrechts und richterliche Autorität nicht ausreichen, Praktiker von der Realisierung der Kampagne abzuhalten". Als Antwort wurde von Praktiker ein Rundfunkspot, flankiert von einer halbseitigen Anzeige in der Bild-Zeitung - Motto: "Hier der Beweis, wie günstig Praktiker wirklich ist."

Zum 14. April 2007 wurde die Kampagne beendet. Praktiker Vorstandssprecher Wolfgang Werner betonte in einer Pressekonferenz, dass man sich auch in Zukunft am Wettbewerb messen und reiben werde. Der Kampf um "Platz 1" zwischen Obi, dem derzeitigen Marktführer, und Praktiker bezüglich Größe und gleichzeitiger Preisführerschaft ist in eine neue Phase getreten.
aus BTH Heimtex 05/07 (Bodenbeläge)