Outdoor-Beläge aus Holz - eine Chance für Handwerk und Fachhandel
Terrassendielen - das Gartenparkett von morgen?
Der deutsche Holzhandel setzt schon länger auf das Thema "Holz im Garten". Jahr für Jahr werden in diesem Bereich gute Zuwächse erzielt, trotz des starken Wettbewerbs zur Großfläche. Parkett- und Bodenleger in Deutschland hingegen haben sich bisher kaum mit Outdoor-Belägen aus Holz beschäftigt. Dabei werden dem Endverbraucher hochwertige Terrassenböden gelegentlich bereits als "Garten- oder Terrassenparkett" angeboten. In der Schweiz ist man weiter: Die Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkettindustrie organisiert für ihre Parkettleger im Mai erstmals ein Seminar zur Verlegung von Holzböden im Außenbereich.
In europäischen Wohnzimmern stehen Parkettböden wegen ihrer Natürlichkeit und ihrem hochwertigen Design hoch im Kurs. Da ist es nicht verwunderlich, dass Holz jetzt verstärkt auch den Außenbereich erobert. Terrassen und Balkone sind zu kleinen Erholungsoasen geworden. Hier wird gerne der fußwarme Holzbodenbelag eingesetzt, den man in letzter Zeit auch verstärkt in Wellnessbereichen findet. Hochwertige, witterungsbeständige Terrassendielen stoßen auf genauso großes Interesse wie schwimmend zu verlegende Holzfliesen.
ParkettMagazin hat die Verbände des Parkett- und Bodenlegerhandwerks und die Kooperationen des Holzhandels um ihre Meinung zur zukünftigen Entwicklung des Terrassendielenmarktes gebeten. Einig waren sie sich in einem: Terrassenböden aus Holz sind mehr als nur eine kurzfristige Modeerscheinung. Nicht nur Holzland-Geschäftsführer Thomas A. Baur schätzt, dass "Terrassenböden auch langfristig einen wichtigen Umsatzanteil im Holzhandel haben werden". Und der Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GD Holz) hatte bereits im vergangenen Jahr zum Start der Gartensaison eigens ein Informationsblatt über Terrassendielen herausgegeben.
Marktnische für Parkettleger
Doch wer verlegt die Böden? Bisher scheinen dies neben Garten- und Landschaftsbauern vor allem auch Holzhandwerker zu tun. Ein Studie von B+L Marktdaten aus dem Jahr 2005 spricht von einem Anteil der Zimmerer und Tischler von 40 bis 45%. Doch Bernhard Lysser, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweizer Parkett-Industrie (ISP), ist sich sicher, dass Terrassenholz auch ein Thema für den Parkettverleger ist. Entsprechend ist der Schweizer Verband, in dem Parkettleger, Parketthersteller und -händler gemeinsam organisiert sind, ein Seminar anzubieten. Anfang Mai bietet die ISP erstmalig eine entsprechende Schulung zu dem Thema an.
Edgar Leonhardt, Geschäftsführer des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF), zeigt sich etwas skeptischer: "Gerade im Hinblick auf die anziehende Konjunktur arbeiten Parkett- und Bodenleger derzeit eher in ihren klassischen Betätigungsfeldern, auch wenn die handwerklichen Fähigkeiten sicherlich dafür da wären. Bei entsprechend vorhandener Personalkapazität könnten Terrassen im höherqualitativen Bereich sicherlich eine Marktnische darstellen." Leonhardt befürchtet allerdings, dass es sich um ein Anwendungsgebiet handelt, das heute schon von den Baumärkten mit DIY-Ware abgedeckt wird.
Generation 50 plus als Zielgruppe
Der Holzhandel konzentriert sich deswegen vor allem auf den qualitativ hochwertigen Bereich. Holzring-Geschäftsführer Olaf Rützel meint: "Der Terrassenmarkt bietet gute Möglichkeiten, sich über die spezifischen Eigenschaften der Hölzer, die notwendige Beratung und die Beschaffungskompetenz beim Endverbraucher wie beim Handwerker (Garten- und Landschaftsbau, Innenausbau) zu profilieren." Im Visier haben die Holzhändler weniger junge Familien oder Erst-Bauherren. Großes Potenzial sieht man vielmehr in der Generation 50 plus, die den Garten wieder als Treffpunkt für Familie und Freunde entdeckt hat.
Aufwändige Konstruktionen und außergewöhnliche mit Beleuchtung gestaltete Veranden sind im Hochwertbereich auf dem Vormarsch. So kann die Holzterrasse wie ein Steg über das Ufer eines Gartenteichs hinausragen oder auf unebenen Gelände in der Höhe variabel eingebaut werden - beides Aufgaben eines Fachmanns, der sich um die entsprechende Unterkonstruktion zu kümmern hat. Der Holzabsatzfonds bietet in diesem Zusammenhang nicht nur die Infohefte "Außenbereiche gestalten" und "Allem gewachsen", sondern hat hierfür eigens eine Infoline eingerichtet. Weiteres Potenzial sieht der Holzhandel in Zubehör- und Gestaltungselementen wie Beleuchtung.
Schon jetzt zeigt sich, dass das verstärkte Interesse an hölzernem "Terrassenparkett" zu einer weiteren Segmentierung des Angebots führt. Markus Ernst, Einkaufsleiter Holz bei Hagebau, ist sich sicher: "Die Vielfalt der angebotenen Produkte wird sich rasant entwickeln. Holzarten, Profile sowie Zubehör- und Gestaltungselemente werden weiter zunehmen."
Verdeckte Befestigungen
Im Trend liegen derzeit verdeckte Befestigungen. Mittlerweile gibt es hier eine ganze Vielzahl von Lösungen. Dabei sind allerdings drei Bedingungen zu beachten:
Der Gesamtaufbau muss ausreichend Platz für das Quellen und Schwinden des Holzes lassen. Unterkonstruktionen sollten sich ähnlich wie der Deckbelag verhalten, so dass das Holz nicht reißt.
Der Untergrund muss so aufgebaut sein, dass Wasser problemlos ablaufen kann und sich keine Staunässe bildet.
Die verdeckte Befestigung sollte dauerhaft sein und nicht zu Verfärbungen des Holzes führen.
Vielfalt der Holzarten
Das wichtigste Thema in Sachen Terrassendielen aber ist und bleiben die Hölzer. Hier fächert sich das Angebot an Holzarten und Alternativhölzern wie Thermoholz und acetyliertes Holz sowie Wood Plastic Composites (WPC) immer weiter auf. Die schwierige Verfügbarkeit einiger Holzarten wie bei dem "Klassiker" Bangkirai hat wesentlichen Anteil daran. Eine kleine Umfrage unter Holzhändlern, Importeuren und Herstellern von Terrassendielen (nächste Seite) gibt eine Übersich auf die Vielzahl der Möglichkeiten. Gleichwohl bleiben vorerst Bangkirai, Lärche und Douglasie die wichtigsten Holzarten für Terrassendielen.
Mehrere Branchenkenner schätzen zudem, dass sich WPC am Markt etablieren wird und sich dadurch möglicherweise neue Kundengruppen erschließen könnten. Olaf Rützel vermutet sogar, dass sich WPC und Terrassenholz vielleicht eines Tages wie Parkett und Laminatboden im Innenbereich entwickeln könnten. WPC könnte dann längerfristig eine noch stärkere Nachfrage nach dem Naturprodukt Holz bewirken.
aus
Parkett Magazin 02/07
(Bodenbeläge)