Aufwendige Altbausanierung
Verstärkung einer Holzbalkendecke und schwimmende Dielung
Kein alltäglicher Auftrag: Eine durchhängende Holzbalkendecke musste verstärkt und nivelliert werden. Dann wurden Dachlatten schwimmend in eine Dämmschüttung eingelegt. Auf diese Latten sollten besonders dicke, massive Red Pine-Dielen geschraubt werden - insgesamt ein Unterfangen, bei dem Fachkentnisse gefragt waren.
In den 70er Jahren war das ausgebaute Dachgeschoss des zweistöckigen Wohngebäudes in Flammen aufgegangen. Ein Bewohner kam damals ums Leben. Etliche materielle Schäden konnten mit der Zeit behoben werden. Einige zeigten sich aber erst im Laufe nachfolgender Jahre. So etwa die Schäden an der Holzbalkendecke, die das Erdgeschoss von der darüber liegenden Mietwohnung trennt. Durch Löschwasser hatten sich sowohl die tragenden Balken als auch die darauf genagelte Red Pine-Dielung stark verzogen. Während ein Teil der Dielen nach Austrocknung wieder in ihre alte Form zurückkehrte, gab die Holzbalkendecke immer stärker nach. Schließlich hing der Fußboden so weit durch, dass etwas unternommen werden musste.
Als Übergangslösung war bereits eine Verlegespanplatte zum Ausgleich auf die Red Pine-Dielen geschraubt worden. Verschiedene Mieter hatten darauf Teppichboden und später Laminatboden verlegt. Die Hauseigentümerin aber wollte Ende 2006 den ursprünglichen Dielen-Charakter wieder herstellen.
Zunächst galt es, die Tragfähigkeit der durchhängenden Balkendecke zu berechnen. Dipl.-Ing. Architekt Michael Karbenk aus Hamburg stellte bei der statischen Voruntersuchung eine Überschreitung der rechnerisch zulässigen Spannung von 9% fest. Zum Ausgleich der erheblichen Durchbiegung in Feldmitte und zur ebenfalls erwünschten Verbesserung von Schalldämmung mussten die etwa 4 m langen Holzbalken verstärkt werden.
Höhenausgleich und Extra-Balken in Raummitte
In zwei Räumen wurden die durchhängenden Holzbalken von 200 x 120 mm gemäß Architektenvorschlag jeweils einseitig mit neuen Nadelholzbalken in den Abmessungen 200 x 60 mm verstärkt. Diese ragen so weit über die alten Balken hinaus, dass eine neue, ebene Balkenlage entstanden ist. Weil der Versatz zwischen Lasteinleitung und Auflagerpunkt der Altbalken im Mauerwerk eine Torsionsbeanspruchung entstehen lässt, wurde in Feldmitte beider Räume eine neue Querstrebe eingebaut, die für Kippsicherheit sorgt.
Im seitlichen Mauerwerk brauchten die Neubalken nicht verankert zu werden. Laut Statik reichte es, sie einseitig an die Altbalken anzudübeln. Für deren Tragfähigkeit hatte die Kalkulation eine Belastung von 4,80 kN/qm ergeben. Diese Gesamtlast setzt sich zusammen aus Balken, Ausgleichsschüttung, Einschub, Rabitzdecke und Verkehrslast. Die späteren Fußbodendielen machen in jener Liste nur 0,17 kN/qm aus.
Schwimmende Balkenlage für die Dielung
Nachdem die neue Balkenlage installiert worden war, wurde in die Zwischenräume eine Unterlegfolie zur Aufnahme der alten Schüttung gelegt. Zusätzlich wurde darauf eine etwa 55 mm dicke Schicht aus schalldämmendem Finefloc geschüttet. In diese Flocken wurden 60 x 40 mm dicke Dachlatten für die Verschraubung der Dielen schwimmend eingelegt. Damit die Latten während der Arbeiten nicht verrutschen, verschraubte man sie in Abständen von etwa 900 mm mit einer Konterlattung, die später entfernt wurde. Die Neubalken wurden zur Schallentkoppelung mit 13 mm dickem, 80 mm breitem Kokosgewebe mit Latexrücken abgedeckt.
Um eine Durchbiegung der neuen Dielen innerhalb des Balkenabstands von rund 60 cm zu verhindern, suchte die Bauherrin besonders dicke und lange Dielen. Holzland Wulf konnte schließlich Red Pine-Dielen aus Honduras mit den Maßen 27 x 140 mm in fallenden Längen von 3.000 bis 1.400 mm liefern.
Neue Querstrebe in Raummitte behindert Dielenverlegung
Ein Problem ergab sich in Raummitte. Der dort neu eingebaute Holzbalken zur Gewährleistung der Kippsicherheit ist so breit, dass eine Diele ihn nicht überdecken konnte und mit ihrer Feder keine Auflage mehr auf einer schwimmenden Dachlatte fand. Sie hing gewissermaßen in der Luft. Über den Balken hinweg konnte die Lattung nicht geführt werden, weil eine Berührung den Schallschutz zunichte gemacht hätte.
Als Lösungsmöglichkeit hatte der Architekt die Klebung dieser einen Diele in Nut und Feder vorgeschlagen. Der Verleger folgte dieser Idee nicht. Er schnitt den dicken Holzbalken an zwei Stellen mit dem Supercut des Werkzeughersteller Fein ein - einmal etwa in Mitte des längeren Dielenteils, einmal am Kopfstoß der beiden benötigten Dielen - und setzte in die Aussparung eine kurze Dachlatte, die seitlich mit Kokosfaser gedämmt wurde.
Die folgende Verschraubung mit der Diele zog diese Latte nach oben, so dass unter ihr gut 10 mm Luftpolster zum Balken besteht. Eine Schallübertragung entsteht somit nicht.
Naturgeölt
Den Auftrag zum Schleifen und zur Oberflächenbehandlung erhielt ein Parkettlegermeisterbetrieb des Ortes. Nicht nur der neuverlegte Dielenboden wurde geschliffen. Auch die wiederverwendeten Altdielen in zwei kleineren Räumen und im Flur mussten geschliffen werden, da alte Teppichreste mit einfachen Mitteln nicht zu entfernen waren.
Ursprünglich hatte die Eigentümerin mit einer Versiegelung der Dielen geliebäugelt. Sie dachte bei der Mietwohnung an Pflegeleichtigkeit. Der Fachmann riet jedoch ab und warnte vor den Auswirkungen einer möglichen Kantenverleimung. Red Pine-Dielen können bei Klimaschwankungen stark arbeiten. Zum Einsatz kam schließlich die Öl-Wachs-Kombination Sojabase Plus. Sie wurde zweimal aufgetragen und am Folgetag einpoliert.
Objekt Telegramm
Bauvorhaben: Verstärkung einer Holzbalkendecke und Dielung
Planung: Dipl.-Ing. Architekt Michael Karbenk, Hamburg
Holzarbeiten/Verlegung: Zimmerei Reinarz, Ahrensburg
Schleifen, Ölen: Jörg Schmidke, Ahrensburg
Balkenlage: alt 200 x 120 mm, parallel neu 200 x 60 mm,
Entkoppelung: 80 x 13 mm-Kokosmatte mit Latexrücken
Schüttung: Finefloc
Parkett: Red Pine-Systemdielen (Honduras)
Abmessung: 1.400-3.000 x 140 x 27 mm
Lieferant: Holzland Wulf, Ahrensburg
Verlegeform: Durch die Feder auf schwimmende 60 x 40 mm-Lattung geschraubt
Oberflächenbehandlung: Sojabase Plus
Die einzelnen Sanierungsschritte:
1. Die alten Balken erhalten parallel eine neue Balkenlage. Die Torsionsbeanspruchung (Kippsicherheit) wird durch eine neue Querstrebe in Raummitte aufgenommen.
2. Weil die alten Balken mit ausreichender Tragfähigkeit im Mauerwerk verankert sind, braucht die neue Balkenlage nur einseitig angeschraubt zu werden.
3. Nach Abdeckung mit einer neuen Unterlage wird in den Zwischenräumen Sand als Dämmung wieder aufgefüllt.
4. Mehrere Zentimeter Überstand der ebenen Neubalkenlage zeigt, wie stark sich die 4 m langen Altbalken durch Löschwasser durchgebogen haben.
5. Der Sand wurde mit einer ca. 55 mm dicken Schicht aus schalldämmendem Finefloc überdeckt. Quer darin liegen schwimmend 60 x 40 mm dicke Dachlatten, mit denen die Dielen verschraubt wurden.
6. Die neuen Red Pine-Dielen werden durch die Feder auf die schwimmenden Dachlatten geschraubt.
7. Um die Dielen berührungslos über den neuen Balken in Raummitte verlegen zu können, wird eine Aussparung herausgesägt.
8. Zusätzlich gedämmt mit einem Kokosstreifen, kann die schwimmende Dachlatte nun durch den Balken gezogen werden.
9. Kokosstreifen liegen auch auf der neuen Balkenlage. Die oberen Dachlatten dienen nur der Fixierung der schwimmenden Lattung und wurden später entfernt.
10. Die renovierten, alten Red Pine-Dielen in Flur und Nebenraum wurden geschliffen, Nagellöcher verspachtelt und ebenfalls zweimal naturgeölt.
11. Die dekorgleichen Wandleisten im 'Hamburger Profil" wurden 3 mm über dem Boden angebracht, um Raumschallübertragung zu vermeiden. Die Leistenbreite ist knapp gewählt.
aus
Parkett Magazin 02/07
(Handwerk)