Parkett und Laminatboden vor dem Kamin

Wie schützt man den Boden vor Funkenflug und Glut?

Offene Kamine schaffen eine behagliche Wohnatmosphäre. Deshalb greifen Werbefotografen überall auf der Welt bei Neuvorstellungen von Parkett- und Laminatböden häufig auf dieses Motiv zurück. Aber wie sicher ist die Oberfläche eines solchen Bodens vor Funkenflug, Hitze und herausfallender Glut? Welche Schutzmaßnahmen sollte ein Parkettleger seinen Kunden empfehlen? ParkettMagazin hat bei Fußbodenherstellern, Herstellern von Parkettlacken/-ölen und Fachhandwerkern nachgefragt.

"Ich lege ständig das Parkett bis an den Kamin", sagt Frank Pielot, Obermeister der Innung Hamburg. "Meinen Kunden empfehle ich dabei grundsätzlich, eine Glasplatte oder VA-Stahlplatte als Schutz davor zu legen. Das ist im Übrigen auch die Voraussetzung, damit der Schornsteinfegermeister den Kamin zur Nutzung frei gibt."

Auch Peter Kránicz, Parkettlegermeister und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Parkettlegerhandwerk und das Bodenlegergewerbe, weist auf die Vorschriften hin: "Parkett vor dem Kamin sieht zwar schön aus, aber der Schornsteinfeger wird wegen der erhöhten Brandgefahr meckern und die Versicherung wird keinen Schaden übernehmen, schon gar nicht wenn das Zimmer oder das Haus brennt."

Weil die Bestimmungen von einem Bundesland zum anderen unterschiedlich sind, ist es ein Thema für den Kaminkehrer vor Ort, welche Stoffe am Boden verlegt sein dürfen und wie weit diese von der Feuerstelle entfernt sein müssen. Das Risiko liegt letztlich beim Nutzer. Will er bei Schutzmaßnahmen das Parkett nicht völlig verdecken, sollte auf eine Glasplatte aus Sicherheitsglas zurückgegriffen werden. Das hat sich in der Praxis bewährt und reduziert außerdem Fugenbildung vor dem Kamin. Teurer wird es allerdings, wenn diese Glasplatte im Parkett eingelassen sein soll.

Selten wird der Kamin das ganze Jahr über genutzt. Die winterliche Heizperiode, in der das Feuer seine warme Gemütlichkeit verbreitet, währt vier bis fünf Monate. Eine bewegliche Schutzplatte bietet - im Gegensatz zu einem festinstallierten Fliesenschild - den Vorteil, anschließend entfernt werden zu können.

Nicht einlassen wollen sich Hersteller auf die Frage, ob bestimmte Holzarten weniger empfindlich gegen Funkenflug sind. "Da gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Holzarten und Werkstoffen. Wenn sichergestellt wird, dass zu keinem Zeitpunkt Glutreste auf den Boden fallen können, ist es ganz egal, welche Holzart mitwelcher Oberflächenbehandlung zum Einsatz kommen", heißt es bei Hamberger.

Bieten Parkettbeschichtungen einen Schutz?

"Einen glutfesten Oberflächenschutz für Holz gibt es nicht", sagt Peter Kránicz. Auch Hamberger bekennt: "Kein Parkett, egal mit welchem Oberflächenfinish, ist dauerhaft glutresistent." Allenfalls eine leichte Schutzfunktion will Dr. Jörg Haferkorn von Loba den Chemieprodukten zugestehen: "Versiegelungen können das Holz schützen, werden aber unter Umständen selbst beschädigt."

Zudem ist Parkett vor einem Kamin extremer Hitzeentwicklung und Wärmeschwankung ausgesetzt und kann deshalb durch Übertrocknung stark schwinden. Lackhersteller Irsa empfiehlt daher in diesem Bereich Versiegelungsaufbauten, die nicht zur Seitenverleimung neigen (Platinum Exotic Primer). Auch Siegelhersteller Berger-Seidle votiert für eine Grundierung, die Abrissfugen minimiert. Dann kann eine Endbeschichtung mit hochwertigem, lösemittelarmem Wasserlack folgen. Als Alternative nennt Irsa Öle, die nicht schichtbildend und seitenverleimend wirken. Letztlich aber ist allen Herstellern von Parkettlacken/-ölen klar: "Im Gefahrenbereich unmittelbar vor dem Kamin und Ofen muss eine Glas-, Metall- oder Steinplatte als Schutz vor Funkenflug eingesetzt werden." Eine Ausbesserung von Brandflecken durch Funkenflug ist bei einer geölten Oberfläche eher möglich als bei einer Versiegelung.

Die Wahl eines Holzes mit geringer Ausgleichsfeuchte und geringem Quell- und Schwindverhalten ist Berger-Seidle wichtig. Bei Buche ist ein stärkeres Fugenbild zu erwarten als bei Eiche. Selbst quellarme Exoten mit einer Ausgleichsfeuchte über 9 % werden durch die Kaminwärme getrocknet. Das Fugenbild tritt hier nur verzögert auf. Berger-Seidle empfiehlt, eine zu starke Nähe des Parketts zum Kamin zu vermeiden: "Üblicherweise kommt zum Schutz vor Funken rund um den Kamin ein Stein- oder Fliesenboden zum Einsatz. Im Übergang zum Parkett ist eine entsprechende Dehnfuge einzuplanen. Auf keinen Fall darf eine silikonhaltige Dichtungsmasse verwendet werden, die dem Parkett schaden kann." Der Hersteller plädiert für seine Parkettfugendichtungsmasse "Pafudima TopElastic".

Eine Glasplatte darf laut Berger-Seidle erst dann auf das Parkett gelegt werden, wenn der gesamte Aufbau komplett ausgetrocknet und nicht mehr mit flüchtigen Bestandteilen aus Kleber, Holz und Oberflächenbehandlung zu rechnen ist - sonst können Verfärbungen oder Pilzbefall auftreten.

Schadensfälle treten nicht häufig auf

Sönke Stoltenberg aus Kiel, für die Sachverständigenausbildung im Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik zuständig, hat in seiner langen Amtszeit bis auf einen Fall keine Parkettschäden durch Kaminfeuer erlebt. "In diesem besagten Fall war die Sache begrenzt auf zwei Problemfelder: Erstens Funkenflug mit der Folge von Brandflecken, weil die Türen des Kamins beim Abbrand des Holzes nicht geschlossen waren. Zweitens konnte der Kamin zwar durch Glastüren geschlossen werden und hatte die Luftansauggitter ca. 5 cm über dem Fußboden, doch entstand durch diese Luftansauggitter eine extreme Luftzirkulation in direkter Nähe des Parkettbodens, was in diesem Bereich zu einer auffälligen Fugenbildung im Parkettboden führte."

Beide Schadensbilder sind typisch für Parkett vor einem Kamin. Aber sie werden nicht so häufig reklamiert, wie man erwarten könnte. Vielleicht, weil "ein gealterter Dielenboden im Blockhausstil vor dem Kamin durch "Einbrenner" nicht entstellt wird", wie Loba-Techniker Dr. Jörg Haferkorn findet. Auch von einem Haus, das abbrannte, weil ein Parkett durch Funkenflug Feuer fing, ist nichts bekannt. Sorgen müssen sich Parkettleger also nicht machen, wenn ein Kunde die Parkettverlegung bis vor den Kamin wünscht. Ein völlig offener Kamin ohne Glasscheiben-Trennung wird ohnehin immer seltener eingebaut, da die Nutzer merken, dass Innenräume durch Rauch und Ruß sehr schnell verdrecken.

"Selbstverständlich wird aus Gründen der Ästhetik häufig gefordert, den Parkettboden durchgängig zu verlegen", räumt Sönke Stoltenberg ein und betont deshalb noch einmal: "Der Parkettleger sollte auf die möglichen Beeinträchtigungen auf jeden Fall hinweisen und eine Platte aus Sicherheitsglas empfehlen, wenn diese nicht durch den Brandschutz ohnehin gefordert ist." Die Art des Schutzes bleibt Geschmacksache. "Eine schöne Granitvorlage oder edle Fliesen sind im direkten Kaminbereich unübertroffen. Diese Materialien lassen sich hervorragend mit unseren schönen Holzböden kombinieren", meint Stoltenberg.

Wie verhält sich Laminatboden?

Fußbodenbeläge werden nicht nach Feuerwiderstand, sondern nach Brandverhalten (Euroklassen Cfl bis Efl) eingeteilt. Laminatfußböden sind flammhemmend nach DIN 4102 und in der Brandklasse/BaustoffklasseB1 klassifiziert. Dennoch ist Laminatboden ein brennbares Material. Vor jedem Kamin oder Ofen müssen die Oberflächen von Fußböden derart geschützt sein, dass sie nicht brennbar sind (Baustoffklasse A). Theo Smet, Leiter der Anwendungstechnik bei Quick-Step/Unilin beschreibt die Sicherheit eines Laminatbodens so: "Laminat ist sicher in dem Sinne, dass es durch Wärmeabstrahlung oder Funkenflug kein Feuer fängt. Allerdings können wegen ungleichmäßiger Wärmeverteilung offene Fugen entstehen."

Laminatoberflächen sind nicht gegen Glut resistent. Funken sind so heiß, dass mit Verfärbung zu rechnen ist. Wie breit eine Schutzplatte sein muss oder wie weit ein Laminatboden von einem Kamin entfernt verlegt werden sollte, hängt laut Quick-Step von der Kamintemperatur ab. Aber bereits ab Temperaturen über 30 C empfiehlt Theo Smet die Verlegung einer Metallschutzplatte.

Hersteller Witex schreibt eine Funkenschutzplatte aus Glas oder Metall in der Mindestgröße von 1.100 x 1.000 mm vor. "Darauf achtet bereits der Schornsteinfeger, wenn er den Kamin vor der Inbetriebnahme abnehmen muss", heißt es.

Auch Kronoflooring weist eindringlich darauf hin, dass der Bereich vor der Feuerungsluke mit einem nicht brennbaren Material zu versehen ist und geht selbstkritisch mit den Werbefotos ins Gericht: "Als Laminathersteller können wir aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Kamine, Feuerungsstätten und Öfen nur auf die jeweils gültigen Bau- und Brandschutz-Vorschriften verweisen. Im Werbematerial sollten wir jedoch nichts platzieren, was gegen Vorschriften verstößt."

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Sicherheitstipp von Parador-Anwendungstechniker Andreas Schöning

Im Bereich Kaminbefeuerung gelten besondere Sicherheitsvorschriften. Die Aufstellungsfläche muss unbrennbar sein und der Parkettboden durch eine Auflage geschützt werden. Eine Blechplatte ist die einfachste Lösung. Steinplatten oder eine Scheibe aus Spezialglas sind attraktive Gestaltungsalternativen.

Die Mindestgröße einer aus Blech, Stein oder Spezialglas verlegten Abstandsfläche vor dem Kamin muss 50 cm (bei fehlendem Holzfang 80 cm) und seitlich je 30 cm unbrennbar sein. Der Sicherheitsabstand zu brennbaren Materialien rückseitig des Kamins kann durch die Montage eines hinterlüfteten Schutzschildes, etwa ausGipskarton, halbiert werden.

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Den Verbraucher informieren

Schon vom Kaminbauer sollte der Wohnungsinhaber vor Enttäuschungen gewarnt werden. Der Parkettleger seinerseits muss darauf hinweisen, dass größere Parkettfugen vor dem Kamin in der Heizperiode ein normales Erscheinungsbild sind. Zudem kann er sich über sein Fachgebiet hinaus als sachkundig ausweisen, wenn er zu bedenken gibt, dass moderne Dunstabzugshauben in der Küche pro Stunde bis zu 700cbm Luft ziehen und dabei Ruß aus dem Kamin in der ganzen Wohnung verteilen, wenn dieser Luftstrom nicht unterbunden wird.
aus Parkett Magazin 02/07 (Handwerk)