Der Laminatmarkt im Mai 2007 von Günther Kelm
Laminatboden-Hersteller: Absatzerwartungen werden nur selten erfüllt
Laut Medienberichten befindet sich der Konsum in Deutschland auf dem längsten Höhenflug seit der Wiedervereinigung. Etwa 70 % von mehr als 2.000 befragten Unternehmen rechnen bis 2008 mit einer weiterhin positiven Entwicklung, berichtet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Analysiert man diese Aussagen, ist festzustellen, dass der Optimismus vor allem von der anziehenden Binnennachfrage getragen wird. Allerdings: Daraus den Schluss zu ziehen, dass nun endlich alle Branchen von der fortgesetzten guten Konjunktur profitieren, ist falsch. Auch wenn mehr als zwei Drittel der Hersteller von Investitionsgütern die steigende Produktion von Maschinen und Anlagen als wichtigsten Grund für die gute Auftragslage nennen, auch wenn die Bauwirtschaft und das Dienstleistungsgewerbe sich inzwischen optimistisch zeigen, ist bei der Bodenbelagsindustrie, beim Groß- und Einzelhandel sowie beim Handwerk noch kein Höhenflug in Sicht.
Industrie
Die europäische Laminatboden-Industrie konnte auch im Mai ihre Produktionskapazitäten nicht auslasten. Selbst die nach dem unbefriedigenden April-Ergebnis für Mai korrigierten Absatzplanungen wurden bei den meisten Herstellern nicht erreicht. Die getätigten Umsätze lagen bestenfalls auf Vorjahresniveau. Die Zulieferindustie, besonders die HDF-Hersteller, spüren die verhaltene Nachfrage aus der Laminatbodenindustrie. Rückgänge bei den Auftragsbeständen und erneuter Druck auf die Preise bestimmen das Geschehen. Die Lieferzeiten haben sich wesentlich reduziert und betragen aktuell zwei bis drei Wochen.
Pfleiderer: Pfleiderer-Chef Hans H. Overdiek wird nach seinem schweren Autounfall im Februar diesen Jahres ab Juli wieder die Geschicke des bayerischen Unternehmens lenken.
Die zur Pfleiderer AG gehörende Pfleiderer Grajewo S.A. konnte sich nach langwierigen Verhandlungen mit dem polnischen Finanzministerium auf den Kaufpreis der noch vom Staat gehaltenen Beteiligung an der Pfleiderer Prospan S.A. einigen. Am 31. Mai wurden 43,15 % der Staatsbeteiligung von Pfleiderer zum Kaufpreis von 85,213 Mio. EUR übernommen. Nach Abschluss der Transaktion hält der Konzern 99,94 % an der Prospan.
Sonae Industria: Der Konzernumsatz stieg nach Abschluss der Akquisitionen und Investitionen im ersten Quartal 2007 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 35 % auf 539 Mio. EUR. Die Integration der übernommenen drei Hornitex-Werke im dritten Quartal 2006 und der Darbo S.A.S., Linxe/Frankreich, sowie die laufende Konsolidierung des Laminatboden-Joint Ventures Agepan Tarkett Laminate Park GmbH & Co. KG, Eiweiler, trugen wesentlich zu den Umsatzsteigerungen bei.
Großhandel und Handwerk
Nach dem schlechten Umsatzergebnis im April wurde die Situation bei den befragten Unternehmen im Mai weiter als unbefriedigend beurteilt. Betroffen von dieser Entwicklung sind alle Produktsegmente, wobei Laminatboden - verglichen mit dem Vorjahresmonat - mit einem geringen Minus abschneidet.
Auch das Bodenlegerhandwerk ist nicht ausgelastet. Der Auftragsbestand ist gering und konzentriert sich vorwiegend auf den Renovierungssektor. Erfreulich ist, dass sich die Qualität der Aufträge mehr und mehr in den hochwertigen Produktbereich verlagert.
Bau-, Holz- und Bodenbelagsfachmärkte
Die Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland haben in den ersten drei Monaten 2007 ihren Umsatz um 8,1 % - flächenbereinigt um 6,1 % - gegenüber dem Vergleichszeitraum 2006 gesteigert. Erheblichen Anteil hatten die Gartenabteilungen, die 2006 wegen der ungünstigen Witterungsverhältnisse zweistellige Minusergebnisse hinnehmen mussten. Umsatzverlierer waren unter anderem Bodenbeläge mit einem Minus von 5,0 %. Dieses Ergebnis konnte auch im April und Mai nicht wesentlich verbessert werden, so dass die Umsätze nach fünf Monaten kumuliert noch immer hinter den vergleichbaren Vorjahreszahlen liegen.
Die Holz- und Bodenbelagsfachmärkte haben auch im Mai 2007 ihre geplanten Umsätze in den meisten Fällen nicht erreichen können.
Unternehmen, Verbände, Kooperationen
Hellweg hat die Investmentfirma W.P. Carey & Co. LLC an seiner Immobiliengesellschaft beteiligt. Der Schritt ist nach Darstellung des Unternehmens zur nachhaltigen Stärkung der Expansion und des Eigenkapitals erfolgt. Außerdem kündigt das Unternehmen eine neue Einkaufskooperation an. Parallel zum Ausbau des Filialnetzes sollen weitere Investitionen unter anderem in Logistik und Beschaffung erfolgen. Mit den liquiden Mitteln aus der Transaktion hat Hellweg seine Eigenkapitalsquote auf mehr als 50 % gesteigert. Die operative Gesellschaft 'Hellweg Die Profi - Baumärkte" steht unverändert im Alleineigentum von Reinold Semer. Es ist beabsichtigt, das Expansionstempo von drei Märkten pro Jahr deutlich zu steigern. Das Filialnetz soll bis 2010 von derzeit 79 auf rund 100 Standorte erweitert werden.
Hornbach hat das Geschäftsjahr 2006/2007 (28. Februar) erfolgreich abgeschlossen.
Konzernumsatz, flächenbereinigter Umsatz, Betriebsergebnis und Konzernjahresüberschuss konnten gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert werden. Der Gesamtnettoumsatz der Hornbach Holding AG stieg um 7,5 % auf 2,54 (Vorjahr 2,37) Mrd. EUR. Der Umsatz des wichtigsten Tochterkonzerns Hornbach- Baumarkt AG mit 120 großflächigen Bau- und Gartenmärkten in acht europäischen Ländern stieg um 7,1 % auf netto 2,39 (2,23) Mrd. EUR.
Das Unternehmen will trotz der in der Baumarktbranche laufenden Konsolidierungswelle an der Strategie des organischen Wachstums festhalten. Hornbach unterhält aktuell 123 Märkte. 2007 sind weitere Eröffnungen in Deutschland und im europäischen Ausland geplant.
Die Hornbach-Baumarkt AG erhielt als erster Einzelhändler Deutschlands und als einziger international agierender Baumarktbetreiber Europas von einem akkreditierten Zertifizierungsunternehmen das FSC-Handelsketten-Zertifikat. Mit der Zertifizierung garantiert Hornbach seinen Kunden Transparenz über die gesamte Liefer- und Handelskette. Beispielsweise haben bereits zertifizierte Möbelschreiner die Sicherheit beim Kauf von Holzprodukten bei Hornbach (derzeit rund 800 Produkte im Sortiment), wenn sie ihren Kunden gegenüber garantieren, dass ihr Produkt zu 100 % aus nachhaltig bewirtschafteten Holzbeständen stammt. Das Unternehmen ist als Gründungsmitglied seit 2003 in der WWF Woodgroup aktiv.
Obi/Praktiker: Der Kampf um die Markführerschaft auf der Großfläche spitzt sich in Deutschland zu. Wie Praktiker-Vorstandschef Wolfgang Werner anläßlich der Vorlage des Jahresergebnisse 2006 in Frankfurt mitteilte, wird die Gruppe bis Ende des Jahres deutschlandweit einen Umsatz von 3 Mrd. EUR erwirtschaften, 700 Mio. EUR mehr als 2006. Mit diesem Ergebnis betrage der Abstand zu Obi nur noch 100 Mio. EUR in Deutschland. Der Löwenanteil des Zuwachses von Praktiker geht auf das Konto der frisch erworbenen Hamburger Baumarktkette Max Bahr.
Mit dem ehemals familiengeführten Traditionsunternehmen will Praktiker-Chef Werner nun nach der Führung in der deutschen Baumarktbranche greifen. 'Wir werden es kaum verhindern können, dass wir das Ziel der Marktführerschaft in Deutschland demnächst erreichen," gab er sich siegesgewiss. Er betonte, dass weitere Übernahmen in der immer noch stark zersplitterten deutschen Baumarktbranche derzeit nicht geplant sind.
Toom: Nach Übernahme der 133 Marktkauf-Baumärkte in die Fachmarkttochter Toom der Rewe-Gruppe bieten sich in der deutschen Baumarktbranche in Zukunft nur noch wenige Chancen, durch Akquisition schneller zu wachsen als Mitbewerber. Die neuen Standorte sollen nach zügiger Umflaggung und Modernisierung bis spätestens 2010 einen positiven Ergebnisbeitrag leisten. Die übernommenen Märkte bekommen im harten Wettbewerb durch die Zusammenarbeit mit I + M Interbaustoff sowie die europäische Einkaufsplattform Toomaxx deutlich bessere Konditionen.
BHB: Seit 1. Mai ist die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG (RWZ) mit Sitz in Köln Mitglied im Bundesverband Deutscher Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte (BHB). Als eine von sechs Hauptgenossenschaften in Deutschland erstreckt sich das Geschäftsgebiet der RWZ entlang des Nieder- und Mittelrheins über weite Teile von Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie über ganz Rheinland-Pfalz sowie das Saarland. Auch in Thüringen und Sachsen ist die RWZ aktiv. Im Geschäftsbereich Einzelhandel betreut die Zentrale derzeit rund 200 Raiffeisen-Märkte, davon 100 Standorte von Primärgenossenschaften. Mit Verkaufsflächen zwischen 300 und 1.500 qm positionieren sich diese Märkte als Nahversorger für den ländlichen Raum.
* Die Daten ergeben sich aus vorliegenden Zahlen, die in einzelnen Fällen durch Hochrechnungen und Schätzungen ergänzt bzw. geändert wurden. Das vom EPLF veröffentlichte Absatzergebnis des deutschen Marktes gibt durch Industrieaufträge nicht den wirklichen Absatz des Handels an Konsumenten wieder. Der Grund: EPLF-Mitgliedsfirmen produzieren für Bodenbelagshersteller, die dem Verband nicht angehören. Sofern diese Firmen ihren Sitz in Deutschland haben und die Berechnung an diese Anschrift erfolgt, werden die Mengen in der deutschen Absatzstatistik erfasst, obwohl sie insgesamt nicht den deutschen Konsum darstellen, sondern zu einem erheblichen Teil exportiert werden. Die Statistik wurde entsprechend überarbeitet.
aus
BTH Heimtex 06/07
(Bodenbeläge)