Galerie Peter Willborg in Stockholm
"Eine verrückte Liebe zu Teppichen"
Peter Willborg ist ein aussergewöhnlicher Mensch. Der Schwede betreibt nicht nur seit 27 Jahren eine Galerie in Stockholm, deren Teppiche genauso gut in einer Ausstellung gezeigt werden können, sondern erforscht seit mindestens ebenso langer Zeit mit Akribie und Enthusiasmus die Welt der alten und antiken Teppiche und Textilien.
"Ich bin ein bisschen verrückt, was Teppiche angeht', sagt Peter Willborg, Inhaber einer Teppichgalerie und Teppichwissenschaftler aus Stockholm. Selbstironie, Begeisterung und Gelassenheit schwingen abwechselnd mit, wenn der sympathische, unkomplizierte Schwede von seiner großen Passion erzählt: Dem Orientteppich. Seit 27 Jahren betreibt er in der schwedischen Hauptstadt eine Galerie für hochwertige alte und antike Stücke. Heute zählt er zu Europas bedeutendsten Anbietern in diesem Metier.
Willborgs Auswahl ist überwältigend, Quantität und Qualität sind kaum zu beschreiben. Im Sortiment, das die verschiedensten Provenienzen berücksichtigt, liegt mit etwa 600 Stücken ein deutlicher Schwerpunkt auf Bachtiar-Teppichen. Bemerkenswert ist auch sein Repertoire an Kelims und zentralasiatischen Knüpfarbeiten. Ebenso das Angebot an skandinavischen Teppichen, darunter finnische Rya. Eine Sonderstellung nimmt zudem seine Auswahl von 150 erstklassigen alten Läufern ein.
Interessant ist, dass Willborg ausschließlich Stücke führt, die vor 1940 gefertigt wurden, die ältesten Exemplare stammen aus dem 16. Jahrhundert. "Ich könnte aus dem Stand zehn Ausstellungen mit meinen Teppichen bestücken", berichtet er mit gesundem Stolz. Und eigentlich sei seine Galerie, die ganz in der Nähe des geschäftigen Stockholmer Stadtzentrums liegt, auch mehr eine Ausstellung als ein Einzelhandelsgeschäft.
Die Liebe zum Beruf gemacht
Schon bevor der teppichverliebte Händler seine Liebe zum Beruf machte, fotografierte und dokumentierte, sammelte und kategorisierte er textile Kunstwerke. Und auch heute noch sei es für ihn das Wichtigste, Teppiche aufzuarbeiten, zu evaluieren und aus seiner Arbeit gewonnenes Wissen weiterzugeben. Darin investiere er viel Zeit. "Ich liebe meine Teppiche einfach zu sehr", sagt er fast schon entschuldigend.
Seine wissenschaftliche Arbeit wird hoch geschätzt. Neben einer Reihe von Orientteppich-Publikationen begeistert er seit den 80er Jahren mit mehreren Ausstellungen, darunter "The Colours and People of Bakhtiari" 2002 in Stockholm. Sein begleitendes Buch "Chahar Mahal va Bakhtiari" gilt heute als Standardwerk.
Willborg hat das Ziel, die Einzigartigkeit alter und antiker Knüpf- und Webarbeiten zu vermitteln, sie ins Bewusstsein zu bringen, Begeisterung zu wecken. Er ist eine Art rastloser Orientteppich-Missionar, daher gründete er vor rund 20 Jahren in Stockholm eine Teppich-Gesellschaft mit heute rund 400 Mitgliedern. Hier und in seiner Galerie hält er immer wieder Lesungen.
Homepage ist wichtiges Arbeitsinstrument geworden
Seine Kunden stammen überwiegend aus Schweden und den USA, darunter sowohl Privatleute als auch Inneneinrichter und Händler. Der Kontakt zur internationalen Klientel werde durch das Internet erheblich erleichtert, berichtet der 51jährige. Auf seiner Homepage bietet er aktuell rund 2.500 Teppiche an, allesamt gereinigt, restauriert, fotografiert und detailliert beschrieben. Zusätzliche Informationen werden auf Anfrage zugeschickt.
Für die Zukunft hatte er sich eigentlich vorgenommen, etwas kürzer zu treten. Doch musste Willborg auf das allgemein etwas nachlassende Interesse an alten und antiken Orientteppichen reagieren. In einer zweiten, nur wenige Meter entfernt liegenden Galerie bietet er afrikanische Kunstgegenstände und Gemälde an. Bereiche, die ihn ebenfalls faszinieren, die "den Kopf einmal frei machen von Teppichen".
aus
Carpet Magazin 03/07
(Teppiche)