Berliner Museum für Islamische Kunst zeigt bedeutende Kunstwerke

Zwischen Spree und Kupfergraben mitten im Zentrum Berlins befindet sich die Museumsinsel, einer der wichtigsten Museumskomplexe der Welt. Teil des Ensembles ist das Pergamonmuseum, das mit jährlich fast einer Million Besucher zu den am meisten frequentierten Kunstmuseen Deutschlands zählt. Neben der Antikensammlung und dem Vorderasiatischen Museum beherbergt es auch das Museum für Islamische Kunst.

Die Bandbreite der islamischen Kunstwerke, die im Obergeschoss des Südflügels des Pergamonmuseums gezeigt werden ist groß - räumlich wie zeitlich. Das Gebiet reicht von Spanien bis nach Indien, die Exponate entstanden vom 8. bis 19. Jahrhundert. Den Schwerpunkte bildet der Vordere Orient einschließlich Ägypten und dem Iran.

Bekannt ist das Museum vor allem durch den Altar von Pergamon, die Steinfassade von Mschatta, das Aleppo-Zimmer, die Holzkuppel aus der Alhambra und die Gebetsnischen aus Kaschan und Konya. Gezeigt werden Werke der bildenden Kunst aus nahezu allen Sparten: Vom Kunsthandwerk und Schmuck bis hin zur Buchkunst und natürlich Textilien und Teppiche.

Es ist in der breiten Öffentlichkeit zwar weniger bekannt, aber dass das Museum verfügt über eine der umfangreichsten und bedeutendsten Teppich- und Textilsammlungen außerhalb des Orients. Aktuell werden 34 Teppiche gezeigt, insgesamt gehören rund 750 Objekte zur Sammlung.

Den Grundstock der Teppichsammlung bildet die private, 1904 gestiftete Kollektion des Museumsgründers Wilhelm von Bode. Durch seine frühe Sammlertätigkeit verfügt die Einrichtung heute über herausragende Exponate, die oft beispielhaft für ihre jeweilige Gattung sind. Weitere bedeutende Stücke steuerte später auch Friedrich Sarre bei, erster Direktor des Museums.

Bedeutende Sammlungsobjekte

Zu den wichtigsten Objekten der Sammlung zählt ein spanischer Teppich aus dem 15. Jahrhundert, geknüpft in den Manufakturen von Letur. In seiner Musterung ähnelt er großformatigen, ebenfalls in Letur hergestellten Teppichen, die die Wappen von Aragon und Leon-Kastilien zeigen und die Jahrhunderte in spanischen Klöstern überlebten. Teppiche von Letur sind Bestandteil einer Wandmalerei aus dem 14. Jahrhundert im Papstpalast von Avignon, was Ihre Bedeutung in der Zeit unterstreicht.

Unter den Museumsbesuchern besonders beliebt ist der Drache-Phönix-Teppich aus der Türkei, gefertigt Anfang 15. Jahrhundert. Auf dem kleinformatigen Teppich aus Wolle sind in zwei übereinander stehenden Achteckfeldern Drache und Phönix dargestellt. Die türkische Knüpferin hat dieses Motiv ostasiatischer Herkunft, das im 13. Jahrhundert in die islamische Kunst Vorderasiens gelangt war, in geometrische Formen umgesetzt.

Aufgrund seiner ausgewogenen Zeichnung, seines vollständigen Erhaltungszustandes und seines fürstlichen Formats von 275 cm x 141 ist außerdem ein großgemusterte 'Holbein"-Teppich aus dem 16. Jahrhundert von herausragender Bedeutung. Ebenso ein Rosetten-Teppich, geknüpft um 1500 in der Türkei, der trotz des Formats von 158 cm x 114 cm sehr groß wirkt. Seine Musterung beschränkt sich auf ein einziges Motiv: eine den Flechtband-Oktogonen der kleingemusterten 'Holbein"-Teppiche verwandte Flechtbandrosette. Dieses Motiv lebt auf türkischen Kelims bis in die Gegenwart fort.

Aus der Zeit der Safawiden stammt das Fragment eines Vasen-Teppichs, wahrscheinlich um 1600 in Kirman geknüpft. Es zeigt ein Blütenmeer, das sich in einer reichen, eleganten Farbskala auf einem dunkelblauen Fond ausbreitet. Ihm kommt eine übergeordnete Stellung zu, weil er eine sehr hohe Entwicklungsstufe seiner Gattung darstellt.

Von besonderer Bedeutung ist auch ein um 1600 im türkischen Uschak hergestellter Gebetsteppich, dessen Nischenfeld von einem großen Wolkenband beherrscht wird, Kennzeichen für Himmel und Paradies. Der Teppich ist in die Literatur eingegangen und wurde mehrfach kopiert.


Info

Historischer Hintergrund
Das Museum wurde 1904 durch Wilhelm von Bode als Islamische Abteilung im Kaiser-Friedrich-Museum, dem heutigen Bode-Museum gegründet. Die Fassade von Mschatta, aus dem heutigen Jordanien, bildete mit 21 von Bode gestifteten Teppichen den Grundstock der Sammlung. Seinen Namen erhielt es von dem gut 2000 Jahre alten, hier zum Teil wieder aufgebauten Altar aus dem türkischen Pergamon. Mit Kriegsbeginn 1939 musste die Ausstellung geschlossen werden. Trotz Sicherung und Auslagerung verbrannten zahlreiche wertvolle Teppiche, der linke Torturm von Mschatta fiel zusammen. Nach der Wiederherstellung dieses bedeutenden frühislamischen Baudenkmals wurde 1954 das Islamische Museum im Pergamonmuseum wiedereröffnet.
aus Carpet Magazin 03/07 (Teppiche)