Mehrschichtprodukte sind DIBt-zertifiziert

Räuchereiche hat die Zulassung erhalten

Räuchereiche als Fußbodenmaterial hat eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften. Es ist witterungsbeständig, robust und mit seiner dunklen Färbung eine ökologisch nachhaltige Alternative zu Tropenholz. Wäre da nicht Ammoniak, jenes stechend riechende Gas, das zu Räucherung genutzt wird und schon in sehr geringer Konzentration in die Nase zieht. Steigendes Gesundheitsbewusstsein hat Räuchereiche auf den Prüfstand gebracht. Und auch Verlegewerkstoffe können von den Ausdünstungen beeinflusst werden.

Mitte April 2011 verkündete der zuständige Sachbearbeiter im Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt): "Der Sachverständigenausschuss Gesundheits- und Umweltschutz unseres Hauses hat einen Emissionsgrenzwert für Ammoniak von 100 g/m empfohlen.

Im Vorfeld waren Fragen zum Räucherverfahren und zur Ammoniakemission zu klären. In Kürze wird es eine Reihe von Räuchereiche-Zulassungen geben, die diese Anforderungen erfüllen."

Damit ist eine lange Zeit der Unsicherheit überwunden. Räuchereiche-Produkte müssen sich nicht mehr pauschal den Vorwurf der Gesundheitsgefährdung gefallen lassen. Sie können freimütig mit ihren Eigenschaften punkten. Das gilt bislang für mehrschichtige Parkettware. Massive Räuchereiche hat den Zertifizierungsmarathon noch nicht durchlaufen. Weil das Produkt den Ammoniak-Geruch nicht ganz los wird, bleibt Räuchereiche erklärungsbedürftig. Deshalb sollten Architekten, Verkäufer und Verleger mehr über Räuchereiche wissen.

Wie Räuchereiche entsteht

Die Räucherung geschieht durch eine chemische Säure-Base-Reaktion. Dabei ist die Säure - Gerbsäure oder Tannin - schon im Holz enthalten. Deshalb eignen sich zum Räuchern gerbsäurehaltige Hölzer wie Eiche oder Edelkastanie. Als Base nimmt man Ammoniak. Das ist ein farbloses Gas mit stechendem Geruch. Eine 10% wässrige Ammoniak-Lösung bezeichnet der Volksmund als Salmiakgeist. Durch das Räuchern entsteht im Holz ein Salz, das zu einem geringen Volumenwachstum von etwa 1-2% führt. Teilweise werden Rohfriesen geräuchert, teils die gesägten Nutzschichten oder auch fertig gepresste Rohdielen. Die beiden letzen Verfahren sind, nach Ansicht von Kährs, die am meisten angewandten Vorgehensweisen.

Es gibt drei verschiedene Wege des Räucherns:

Bei der konventionellen Kammerräucherung wird das Holz in einer geschlossenen Kammer gelagert, in der offene Gefäße mit einer flüssigen Ammoniak-Lösung aufgestellt sind. Das Ammoniak entweicht und reagiert in einem langsamen, weitgehend unkontrollierten Prozess mit der Gerbsäure im Holz. Erfahrungswerte sagen hier, wann der gewünschte Effekt erzielt ist.

Von Beginn an computergesteuert ist dagegen die Kernräucherung in industriellen Anlagen. Dort wird Ammoniak in Vakuumtechnik mittels Über- oder Unterdruck in die Holzporen gepresst. Je nach Dicke des Holzes dauert der Vorgang zwei bis fünf Wochen. Dann ist das Material komplett bis ins Innere durchgefärbt. Höchstens bei dickem Schnittholz bleibt ein wenige Millimeter schmaler, heller Kern. Abluftreinigungsanlagen sorgen für die Umweltverträglichkeit des Prozesses.

Baustellenräucherung: Auch auf der Baustelle kann bereits verlegtes Parkett noch geräuchert werden. Andere hölzerne Einrichtungsgegenstände sollten vorher entfernt werden. Dann wird der Raum abgedichtet. Gefäße mit Salmiakgeist werden leicht erhöht auf spitzen Standbeinen auf dem Holzfußboden platziert, damit eine gleichmäßige Einfärbung ohne helle Restflecke geschieht. Nach etwa zwei Tagen hat die Holzoberfläche eine dunkle Färbung angenommen.

Was das Räuchern beim Parkettholz bewirkt

Wenig Sinn macht es, fertig formatierte Parkettelemente nachträglich zu räuchern. Aufgrund des Volumenwachstums von 1-2% würde sich ihre Passgenauigkeit verändern. In erster Linie dient das Räuchern dem dunklen Färben von Parkett. Es entsteht eine honigbraune bis fast schwarze Oberfläche, die Vergleiche zur Mooreiche oder tropischen Wenge zulässt. Seine natürliche Farbvariation behält das Holz. Unterschiedliche Gerbsäureanteile lassen Schattenwirkungen entstehen, die alten Böden nahe kommen.

Bei nicht vollkommen verkerntem Holz sind nach dem Räuchern helle Splintzonen übrig, was charakteristisch ist für europäische Eiche. Selbst bei absoluter Eindringtiefe des Ammoniaks kann bei Massivholz über 20mm Dicke, also Stabparkett, Blocklamellen oder Massivdielen, ein linsenförmiger, ungeräucherter heller Kern bleiben. Bei zunehmender Räucherdauer und Dicke, heißt es zudem, sei vor allem bei Fladerholz/Seitenware verstärkt Rissbildung zu erwarten.

Kerngeräuchertes Material hat Vorteile bei einer späteren Renovierung. Es bleibt auch nach dem Abschleifen so dunkel wie zuvor. Bei oberflächlich angeräuchertem Holz führt ein Sanierungsschliff leicht zu unterschiedlich hellen Zonen, die farblich schwer wieder auszugleichen sind.

Außer der Färbung ruft das Kernräuchern der Eiche weitere positive Eigenschaften hervor. Das Holz wird gewissermaßen "plastifiziert", dadurch elastischer und ist leichter zu sägen, zu schleifen und zu bearbeiten. Da es weniger spröde ist, wird seine Geschmeidigkeit regelrecht fühlbar. Fertig geräuchert, hat das Material eine geringe Neigung zum Reißen und ist robust und dimensionsstabil, weil es weniger Flüssigkeit als unbehandelte Eiche enthält.

Räuchereiche ist witterungsbeständig, widerstandsfähig gegenüber Pilzen und Insekten und damit sogar im Außeneinsatz oder in Küche/Bad anwendbar. Die Oberflächenfarbe ändert sich durch UV-Einstrahlung nur gering. All diese neuen Eigenschaften beruhen auf der Bildung von alterungs- und lichtstabilen organischen Salzen.

Räuchereiche belastet die Gesundheit nicht

Frisch geräucherte Hölzer benötigen ausreichend Zeit zum Ablüften. Wärme beschleunigt diesen Prozess und nach industrieller Trocknung ist er abgeschlossen. Das geräucherte Holz enthält keine Stoffe, die die Gesundheit gefährden könnten. Trotzdem können Spuren von Ammoniak enthalten sein. Das Unangenehme daran: Der Mensch vermag diesen Geruch schon bei einer sehr geringen Konzentration von 1,5-5 ml/m (ppm) wahrzunehmen.

Ammoniak ist eine in natürlicher Umgebung häufig vorkommende Substanz. Früher wurden Möbel in Pferdeställe gestellt, denn der Ammoniakanteil im Urin der Tiere reicht aus, das Holz anzuräuchern. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) festgelegte Maximale Arbeitsplatz-Konzentration (MAK-Wert) für Ammoniak beträgt 50ml/m (ppm). Das entspricht einem Gewicht von 35 mg/m oder 35.000 g/m.

Im Vergleich damit ist der vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) geforderte Emissionsgrenzwert von 100 g/m für Ammoniak in Räuchereicheböden sehr niedrig angesetzt. Und Parketthersteller können diesen Grenzwert sogar unterschreiten. Bei einem Produkt hat das Eco-Institut in Köln beispielsweise in der Luftprobennahme nach 28 Tagen nur 36 g/m gemessen. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung kann von einem solchen Holzfußboden nicht ausgehen. Es braucht eine Menge von 175.000 g/m, um Atemwege und Augen zu reizen. Weil die Nase bereits bei geringer Konzentration warnt und Ammoniak von der Leber rasch in Harnstoff umgewandelt wird, ist eine Vergiftungsgefahr in diesem Rahmen ausgeschlossen.

Wie der Parkettleger mit Räuchereiche umgehen sollte

Zwar wird Parkettholz vor der Räucherung in der Regel auf 7-11% Holzfeuchte getrocknet, aber der Räuchervorgang lässt Salze im Holz entstehen. Salz ist hygroskopisch und deshalb zieht fertige Räuchereiche mehr Feuchtigkeit an als unbehandeltes Eichenholz. Händler und Verleger müssen also darauf achten, die Ware trocken zu lagern.

Die Salze führen außerdem dazu, dass der Hersteller exakte Lieferfeuchte nicht gewährleisten kann. Der Räuchervorgang selber bringt keine Feuchtigkeit in das Holz, aber eine elektrische Messung der Restfeuchte ist nicht möglich. Nur eine Darr-Probe könnte Aufschluss geben. Das ist zu aufwändig. Daher verlangen die Hersteller vom Verleger vor der Weiterverarbeitung eine Konditionierung der geräucherten Ware vor Ort. Vorsicht aber bei nicht vollkommen ausgedünsteten Hölzern. Sie können ungeräucherte Nachbarhölzer im Lagerraum anfärben.

Kein Klebstoff hat uneingeschränkte Akzeptanz

Bei erhöhten Ammoniakresten im Holz kann über kurz oder lang jedes Klebstoffsystem versagen, heißt es. Gehen Stoffe im Kleber eine chemische Reaktion mit beim Räuchern entstandenen Ammoniakanteilen ein, mag das sogar zu dauerhaftem Ammoniakgeruch bei solchem Räuchereiche-Parkett führen, das anfangs nahezu geruchsfrei war. Auf der sicheren Seite sind Parkettleger, die sich vor dem Kleben von Räuchereiche schriftlich die Freigabe eines vom Hersteller empfohlenen Klebers geben lassen. Die Chemieunternehmen nämlich bleiben uneins, wenn es um geeignete oder ungeeignete Klebstofftypen geht. "SMP-Klebstoffen sollte man Vorrang geben", sagt der eine. "SMP-Klebstoffe gehen gar nicht", widerspricht der andere. Nicht uneingeschränkten, aber dennoch größten Zuspruch erhalten zweikomponentige Polyurethan-Kleber.

Weitgehend unproblematisch dürfte die Klebung von Mehrschichtparkett sein, da kein direkter Kontakt von der Räucher-eiche-Nutzschicht zum Klebstoffbett besteht. Bevorzugt werden hier lediglich dunkel eingefärbte Parkettklebstoffe. Bei geräuchertem Massivparkett aber trägt der Verleger ein Restrisiko, denn er muss sich darauf verlassen, dass der Parketthersteller die Räuchereiche lange genug abgelagert hat. In der Empfehlung für massive Räuchereiche stehen schubfeste PU-Klebstoffe und Dispersionsparkettklebstoffe vorn. Allerdings werden Letztere auch kritisch betrachtet. Nicht aufgrund einer Reaktion mit Ammoniak, sondern weil der Salzgehalt im geräucherten Holz Feuchtigkeit zieht und wasserlösliche Dispersionsklebstoffe daher eine Formatänderung des Parketts bewirken können.

Auch Siegel und Öle müssen geeignet sein

Mehrschichtparkett ist in der Regel werkseitig vorbehandelt. Eine solch versiegelte oder geölte Holzoberfläche verhindert Reste eines möglichen Ammoniakgeruchs. Rohe Oberflächen vor Ort sollten nur mit freigegebenen Produkten bearbeitet werden. "Ungeeignete Lacksysteme können von Ammoniak-emissionen angegriffen und beschädigt werden, vor allem wenn die Räuchereiche nicht ausreichend abgelagert wurde. Das kann dazu führen, dass der gesamte Lackaufbau, inklusive der Grundierung, regelrecht abgesprengt wird", warnt Rainer Mansius, Leiter der Anwendungstechnik bei Pallmann.

Vor dem Lackauftrag empfehlen alle Hersteller eine Grundierung. Damit soll das Austreten von Gerbsäure verhindert und Dunkelfärbung oder Fleckenbildung vermieden werden. Außerdem intensiviert die Grundierung den Farbton der Räuchereiche. Hersteller Irsa rät deshalb zu einem alkoholbasierten, sehr schnell trocknenden Primer, denn bei wässrigen Grundierungen auf Räuchereiche könne es zu Wolkenbildungen kommen. Auch Berger-Seidle spricht sich für ein lösemittelhaltiges Produkt aus. Dr. David Reindl: "Als emissionsarme Alternative kann in der ersten Schicht auch geölt werden."

Die abschließende Siegelschicht auf Räuchereiche ist mit wässrigen oder lösemittelhaltigen Versiegelungen zu bewerkstelligen. Dr. David Reindl: "Wasserbasierte Systeme enthalten im Allgemeinen selbst Ammoniak oder verwandte Amine. Diese verdunsten während der Trocknung und Aushärtung. Somit stellt beim Wasserlack eine eventuell vorhandene Restammoniakemission aus dem Holz kein Problem dar." Wichtig ist dabei ein sorgfältiger Auftrag. "Wenn im Überlappungsbereich mit deutlich unterschiedlichen Schichtstärken gearbeitet wird, wird dies direkt oder zeitverzögert sichtbar."

Eine Ölbeschichtung hat dieses Problem nicht. Sie erhält die offenporige Holzoberfläche der Räuchereiche. Aber nicht jedes Holzöl bildet die gewünschte Schutzschicht. Deshalb sollte der Parkettleger hier die Empfehlung des Herstellers einholen. Was die höhere Pflegeintensivität geölter Böden angeht: das bleibt letztlich eine Geschmacksfrage des Verbrauchers, welchen Stand der Abnutzung er seinem Boden zugestehen will.

Wie entsteht beim Räuchern die dunkle Färbung?


Einige Holzarten enthalten Tannine. Das sind organische Verbindungen, die man wegen ihrer Anwendung in der Gerberei Gerbsäuren getauft hat. Besonders reich an Gerbstoffen sind Eiche, Edelkastanie, Akazie und das südamerikanische Quebracho-Holz. Nach dem deutschen Naturstoffchemiker Freudenberg wird unterschieden zwischen Gallotanninen und Catechin-Gerbstoffen. Behandelt man Gallotannin-haltige Hölzer für gewisse Zeit mit Ammoniak-Dämpfen, so nehmen diese Hölzer eine braune Färbung an. Das geschieht, weil Gallussäure im Alkalischen leicht durch Sauerstoff der Luft zu braunen Chinonen oxidiert. Für die alkalische Reaktion sorgt Ammoniak (NH3) als flüchtige Base aus dem leicht verfügbaren Ammoniakwasser.

Darauf sollte der Parkettleger bei der Verlegung von Räuchereiche besonders achten


1. Die Holzfeuchte des gelieferten Räucherparketts schon auf dem Lieferschein bestätigen lassen. Eine Messung am Bau mit handelsüblichen elektronischen Messgeräten ist nicht verwertbar, weil die bei der Räucherung entstehenden Salze die Leitfähigkeit des Holzes beeinflussen.

2. Mitunter weist geräuchertes Parkett konkave Schüsselungen auf. Vor der Verlegung hierauf ein Augenmerk richten.

3. Tritt beim Verlegen starker Ammoniakgeruch auf, den Parketthersteller zu Rate ziehen und die Verlegereife des Parketts schriftlich bestätigen lassen.

4. Den Endverbraucher auf eventuelle Geruchsbildung bei Neuverlegung hinweisen. Auf entsprechende Lüftung aufmerksam machen.

5. Geräuchertes Eichenparkett kann angrenzende Türzargen, Türblätter, Friesen, Intarsien und Parkettböden dunkel verfärben. Tipp: Einen geräucherten und ungeräucherten Parkettstab am Kopf zusammenbinden und über Nacht liegen lassen - zeigt sich keine Verfärbung, ist die Reaktion abgeschlossen.

6. Ein Herausdrücken des Klebstoffs während der Verlegung vermeiden oder einen dunkel eingefärbten Klebstoff verwenden.

7. Großflächige, bis zum Boden reichende Fensterfronten bei erhöhter Sonneneinstrahlung bis zur vollständigen Abbindung des Klebstoffes abdunkeln. Das Parkett kann sonst einer Maßänderung durch Untertrocknung unterliegen, wodurch der Klebstoff in der Phase seiner Abbindung gestört wird.

8. Bei der Versiegelung von Räuchereiche immer eine geeignete Grundierung verwenden.
aus Parkett Magazin 04/11 (Bodenbeläge)